Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 5. Band.1902
Seite: 18
(PDF, 174 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_05_1902/0034
-sr4^> PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN

PERSONAL- UND

ATELIER-NACHRICHTEN

L> RESLAU. Das Preisausschreiben der Stadt Breslau
um Entwürfe für einen Schmuckbrunnen auf dem
Platze vor der Universität hatte einen numerisch
sehr starken, künstlerisch desto geringeren Erfolg.
Unter den mehr als fünfzig Entwürfen befand sich
eine bedauerliche Ueberzahl solcher, die in geradezu
erschreckender Weise Mangel an Erfindungskraft
und vor allem an monumentalem Empfinden bei
ihren Urhebern verrieten. Ein recht unglücklicher
Passus in dem Ausschreiben, der unter Umständen
auch eine humoristische Bezugnahme auf das Studentenleben
zuliess — als ob die Universität eine
Kneipe wäre und der studentische Comment überhaupt
im öffentlichen Leben einer Stadt wie Breslau
irgend welche Rolle spielte — hat nämlich viele
Künstler verführt, die ganze traditionelle Romantik
des Burschentums vom heldenhaft posierten Fuchsmajor
bis zum Nachtwächter und zur Lindenwirtin
aufzubieten; es konnte einem wirklich grauen, wenn
man sich diese Stammseidelplastik im überlebens-
grossen Masstabe vor unserem altehrwürdigen Universitätsgebäude
aufgebaut dachte. Glücklicherweise

arnold böcklin lautenspielerin (1875)

(Das Original im Schlesischen Museum zu Breslau)

ist die Jury an dem ganzen puppigen ,,Humor" —
zum Gotterbarmen — kaltlächelnd vorübergeschritten
und hat einige künstlerisch ernst zu nehmende Arbeiten
ausgezeichnet. Für die Ausführung in Frage
kommen aber wohl nur die mit den beiden ersten
Preisen bedachten Entwürfe von Christian Behrens
und Hugo Lederer. Gegen Lederer, der einen
prächtigen nackten Jüngling mit dem Stossrappier
in der Hand — ein Wink an die Bierbankplastiker,
wie weit man etwa in der Anlehnung an das Studentische
gehen kann! — auf vortrefflich komponiertem
Sockel mit zwei Brunnenbecken giebt, ist von massgebender
Seite bereits der Einwand erhoben worden,
dass er — horribile dictu — zu „unbekleidet" sei und
bei der zarten Rücksichtnahme auf den „stiftungs-
gemässen" Charakter unserer ehemaligen Jesuitenhochschule
, an die wir hier gewöhnt sind, wird
dieses Bedenken im städtischen Parlament wohl
durchschlagen. Um so weniger versteht man, weshalb
dem Entwurf von Behrens mit dem ersten
Preise nicht auch ohne Weiteres die Ausführung
zugesprochen worden ist. Es mag für den Laien
allerdings schwer sein, aus seiner flüchtigen Skizze
die geistvoll originelle Idee und eminent dekorative
Wirkung dieses Brunnendenkmals herauszulesen,
das in phantastisch pyramidalem Aufbau die aus
einem grossartig gedachten Zeushaupt sich zum

Licht emporschwingende Pallas
Athene zeigt, umgeben von den
Gestalten der vier Fakultäten.
Behrens hat inzwischen eine
sehr glückliche Um- und Durchbildung
seiner genialen Skizze
in grösserem Masstabe vorgenommen
und wir wollen hoffen,
dass er damit vor unseren städtischen
Kunstkennern Gnade
finde. Andernfalls wäre, bei
den ohnehin geringen verfügbaren
Mitteln, die ganze
Preiskonkurrenz wieder einmal
hinausgeworfenes Geld! M. S.

CTUTTGART. Auf die an der
^ Akademie der bildenden
Künste erledigte Lehrstelle
wurde unter Verleihung des
Professortitels der Maler
Christian Speyer in München
, ein geschätztes Mitglied
der dortigen »Secession«
berufen.

DRAG. Eine an Monumenten
* arme, aber an Entwürfen
für solche reiche Stadt könnte
man Prag füglich wegen der
häufigen Konkurrenzen nennen,
von denen jetzt zwei wieder
rasch nach einander zur Entscheidung
kamen, eine für das
Huss-, die andere für das Pa-
lacky-Denkmal. Sollten beide
Denkmäler in einem Jahre zu
stände kommen, so würde man
wohl über eine Million Kronen
für monumentale Plastik auf
einmal verausgaben und zwei
junge und gewiss hochtalentierte
Meister hätten das
grosse Los gewonnen. Sie
haben zwar vorderhand beide,
Saloun als Huss-Projektant

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