http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_05_1902/0069
PAUL TROUBETZKOY -C^=^
Obwohl kaum fünfunddreissig Jahre alt,
hat Paul Troubetzkoy schon eine so grosse
Anzahl von Werken geschaffen, dass ich sie,
um einen klaren Ueberblick zu geben, in
Kategorien teilen muss.
Ich beginne mit den teils lebensgross,
teils in kleinerem Masstabe ausgeführten
Statuen und Statuetten, denen Troubetzkoy
seinen Ruf als Darsteller der weiblichen
Grazie verdankt, deren eigenartigen, komplizierten
Reiz, wie ihn ihr die moderne
Kleidung verleiht, er voll und ganz erfasst
hat. Das in Venedig 1895 ausgestellte Porträt
des Fräulein Erba (Abb. a. S. 49) gilt mit
Recht als typisch für diese seine Art. Es
ist eine lebensgrosse Figur, eine anmutige
Vision, welche knisternde seidige Gewänder
umfliessen, indes ein vages, nur angedeutetes
Lächeln auf ihren Zügen der Abglanz
der empfindsamen, schwärmerischen
Träume einer jugendlichen Mädchenseele
scheint. Zur selben Gattung gehören die
im Jahre 1896 zu Florenz ausgestellte (a.
S. 52 gegebene) Mädchengestalt, in ihrer anmutsvoll
bewegten Linie und ungezwungenen
Natürlichkeit, sowie eine stehende
und sitzende Figur, welche Damen in erlesener
Balltoilette zeigen.
Dieser Schar köstlicher Frauengestalten
steht eine Reihe männlicher Bildnisse gegenüber
, bei denen es dem Künstler kraft seiner
virtuosen, impressionistischen Technik nicht
nur gelungen ist, das geistige Gepräge und
die nervöse Lebendigkeit seiner Vorbilder
PAUL TROUBETZKOY fec.
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