Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 5. Band.1902
Seite: 68
(PDF, 174 MB)
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-^fi^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

gemalten Schilderungen von der holländischen Küste
wie »Muschelfischer«, »Holländischer Fluss«, »Boote
am Strande«, »Am Strande von Katwjk« soviel
grosse Kunst, dass man allen Grund hat, sie hochzuschätzen
. Das prächtigste Kunstwerk aber in
dieser Ausstellung ist unzweifelhaft das lebens-
grosse Bildnis der Mlle. Acte von der Grossen Oper
von dem Finnen Albert Edelfelt. Nach Zorns
Vorbild hat der Künstler die schöne Dame in eine
lebhafte Beleuchtung gestellt; jedoch geschmackvollerweise
darauf verzichtet, die Erscheinung in
starken Gegensätzen von Hell und Dunkel gewaltsam
plastisch hervortreten zu lassen. Man sieht
die Sängerin in schwarzer Strassentoilette, zum
Ausgehen gerüstet, einen mächtigen Federhut auf
dem blonden Haar, die linke Hand in die Seite
gesetzt, in der herabhängenden Rechten einen Muff
vor einem braungelben Vorhang in ihrem hellen
Zimmer stehen, in das der Schein der untergehenden
Sonne fällt. Ihr Gesicht ist hell beleuchtet
und der lichte Boden löst durch seine Reflexe die
Dunkelheit der Kleiderfarbe. Es ist eine sehr aparte
Harmonie entstanden, in der das Grau eines Pelzkragens
, belebt durch einige rötliche Töne als Vermittler
wirkt. Die Erscheinung selbst ist ebenso
angenehm im Ausdruck wie ungezwungen in der
Stellung, so dass das Porträt nach jeder Richtung
hin des höchsten Lobes würdig ist. Auch eine
Landschaft von Edelfelt ist wegen des persönlichen
künstlerischen Vortrags und der sich darin äussernden
starken Empfindung — sie stellt einen der
finnländischen, von Fichten umstandenen Seen mit
seinen Inseln und darüber den hellen nordischenNacht-
himmel dar — zu rühmen. Mit vortrefflichen Landschaften
glänzen hier übrigens auch Grosvenor

therese schwartze
(Münchener Glaspalast 1901)

bildnis des präsi
denten krüger « «

Thomas und der Engländer Spenlove-Spenlove.
Der Kollektivausstellung von Hermann Neuhaus
steht jeder, der einst Hoffnungen auf das Talent
des Künstlers gesetzt, mit recht gemischten Gefühlen
gegenüber. Wie wenig hat Neuhaus als Maler
gehalten, was er in seinem hier wieder vorgeführten
»Begräbnis des armen Lazarus« und in dem »Blinden
von Ste. Gudule« einst zu versprechen schien.
Gewiss verraten seine Märchenbilder Empfindung,
aber die meisten sind in der Erfindung ganz überaus
trivial und lassen ausserdem erkennen, dass
ihr Urheber das Naturstudium in bedenklicher Weise
vernachlässigt. Dieser Umstand fällt besonders
schwer ins Gewicht, weil Neuhaus auf realistische
Wirkungen ausgeht, und man daher verlangen muss,
dass er gutgesehene Wirklichkeit giebt. Weil diese
aber nun fehlt, mangelt seinen Bildern beinahe
immer eine künstlerische Pointe, so dass im Grunde
von all dem Gewollten nur eine Art Illustration
übrig bleibt. Neuerdings versucht Neubaus die
gemalte Erzählung durch Rahmen zu ergänzen, in
die er, ganz flach, entsprechende Märchenfiguren
schnitzt und gelegentlich auch tönt. Diese Rahmen
sind ohne Ausnahme ungleich künstlerischer und
reizvoller als die Bilder. So sieht man die
unglaublich schwache Darstellung eines in seinem
Glassarge liegenden, von Zwergen bewachten »Schneewittchens
« von den hübsch erfundenen Gestalten
der eitlen Königin und ihrer in den Wald flüchtenden
Stieftochter umgeben. Ueber einen zu süss gemalten
, im Schnee ausruhenden kindlichen Holzsammler
schüttelt im Rahmen eine vortreffliche
Frau Holle ihre Kissen. Einem »Himmelsschlüsselchen
« pflückenden kleinen Mädchen schauen vom
Rahmen die lieblichsten Engelsköpfe zu. Gelegentlich
wirkt solche Umrahmung auch gesucht
, so in dem malerisch schwachen
Triptychon »Tod und Leben«, wo holzgeschnitzte
Vorhänge und holzgeschnitzte,
orgelpfeifenähnlich herabbrennende Kerzen
sich sehr sonderbar ausnehmen, ohne
dem Bilde in irgend einer Weise zu einer
stärkeren Wirkung zu verhelfen. Wenn
Neuhaus sich nicht entschliesst, auf
Wirklichkeitsdarstellungen ganz zu verzichten
oder ordentlich die Natur anzusehen
, dürfte ihm für seine Zukunft als
Künstler kaum ein günstiges Prognostikon
gestellt werden können. Eine Studie zu
einem Bildnisse Miquels von Lenbach
in dieser Ausstellung bietet ein gewisses
aktuelles Interesse. Arthur Ratzka
lässt eine Reihe von gemalten und gezeichneten
Bildnissen lebender Berliner
Persönlichkeiten sehen, unter denen die
Zeichnungen weitaus die beste künstlerische
Haltung haben und stellenweise auch
durch psychologische Feinheiten befriedigen
, Fritz Rhein (Kassel) einige Porträts,
die künstlerische Intelligenz verraten. Von
den Leistungen des Landschafters Fritz
Rumpf (Potsdam) verdienen die kleinen
Radierungen mit Potsdamer Veduten unstreitig
den Vorzug vor den gar zu mühsam
— naiven Aquarellen und Oelbildern.

hr.

p\RESDEN. Von der Stadt wurden
neuerdings auf der hiesigen »Internationalen
Kunstausstellung« die nachstehenden
Plastiken erworben: Bernh.
Heising »Der verlorene Sohn«, O. Pe-
trenz »Der Centaur«, W. Sintenis

■Haarflechterin«, K. Röder »Die Nixe<

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