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^r-£^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^=^
stände der antiken Geschichts- und Mythenwelt und
novellistische Dichtungen aus eigener Eingebung.
Dass unserem Publikum Gelegenheit geboten wurde,
mit dem bei uns in Deutschland viel zu selten
genannten Künstler Bekanntschaft zu schliessen,
haben wir dankbar begrüsst, wenn wir auch gerne
ein paar Werke mehr, auch aus seiner früheren Zeit
mit ausgestellt gesehen hätten, um seine ganze Persönlichkeit
zu zeigen. Stückelberg gehört mit Rudolf
Henneberg, Gustav Spangenberg und unserem Frankfurter
Victor Müller, bei aller Verschiedenheit der
verschiedenen Temperamente, in eine Kategorie von
Gesinnungsverwandten, die sich um das Problem
historischer Darstellung im grossen und zugleich
modernen Stile ein bleibendes Verdienst erworben
haben. Die gleichzeitig ausgestellten Modellstudien
des Künstlers für seine in der Tellskapelle ausgeführten
Fresken galten uns als beredte Zeugnisse
des starken und freien Geistes, in welchem der
schweizerische Meister, nicht ohne die erfrischende
Zuthat einer ausgesprochenen herben Stammeseigentümlichkeit
, sein künstlerisches Ideal zu verwirklichen
gewusst hat. Einer anderen Art Historienmalerei, in
ihrer Art nicht minder originell und redegewaltig, gilt
neuerdings das besondere Interesse der einheimischen
Kunstwelt; es sind die Fresken, die unter Wilhelm
Steinhausen's Händen in der Aula des Kaiser
Friedrich-Gymnasiums ihrer Vollendung entgegengehen
, und deren Kartons jetzt ebenfalls im Kunstverein
ausgestellt sind. »Christi Bergpredigt an
die Jugend« betitelt sich der aus drei grossen
Wandbildern nebst zugehörigem Sockelfries bestehende
Cyklus, der in seiner Mitte den lehrenden
Christus in grünbewaldeter heimatlicher Landschaft
zeigt und rechts und links in parabolischer
Darstellungsform die hauptsächlichen Mahnungen
der Bergpredigt an die Jugend versinnlicht. Der
Urheber der Wandbilder von Wernigerode und
Ober-St. Veit hat sich in diesen seinen neuesten
Schöpfungen, in aller Anspruchslosigkeit und Natürlichkeit
, die sein Wesen immer auszeichneten, zu
einer solchen Grösse und Herrlichkeit des monumentalen
Stils erhoben, dass man die Unterrichtsverwaltung
, von der der Auftrag zu den Malereien
ausging, zu der Wahl dieses Künstlers nur beglückwünschen
kann. Einige der poesievollen Stimmungslandschaften
, mit denen uns Steinhausen neuerdings
wiederholt erfreut hat und drei überaus intim
behandelte Bildnisse beleben die Aufstellung zu
den Seiten der einfarbigen Kartons. Von den Landschaften
ist ein feines, frischgrünes Frühlingsbild als
Geschenk eines einheimischen Kunstfreundes dem
Städelschen Museums-Verein überwiesen worden. Ein
dritter Künstler, von dem der Kunstverein in diesen
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