Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 5. Band.1902
Seite: 95
(PDF, 174 MB)
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_05_1902/0113
-*-5sö> VON AUSSTELLUNGEN

Kleide vor ihrem Klavier. Mit einer Wendung nach
links hat sie sich auf dem leichten Stuhl umgedreht
und blickt, die rechte Hand auf den Tasten, aus graublauen
Augen aufmerksam, als spräche jemand zu
ihr, auf den Beschauer. Die ganze Farbenzusammenstellung
, Weiss und Schwarz neben einem kalten
Blau, ist durchaus Manet. Selbst das pikant hineingesetzte
Rot Manets fehlt nicht. Es leuchtet aus
ein paar Blüten im schwarzen Haar der jungen Frau
und aus dem Pflanzenkübel. Die Malerei ist gar nicht
impressionistisch, auch nicht so flott, wie bei Sargents
späteren Bildern und erinnert durchaus an die
seines Lehrers. Und doch hat das Bildnis bereits
alle Vorzüge, die man heute bei dem Amerikaner bewundert
: das sichere Erfassen des Wesens der Dargestellten
, Natürlichkeit der Haltung und des Ausdruckes
und geschmackvolles Ensemble. Die rechte
Hand auf dem Klavier ist allerdings verzeichnet und
zu gross geraten. Das andere Porträt stammt von Jean
Boldini, der 1887die beiden Knaben des Gesandten in
schwarzen Anzügen mit grossen weissen Hemdkragen
gegen einen dunkelroten Grund gemalt hat. Auch hier
nichts von der späteren Virtuosität des Künstlers und
von der bei ihm häufig zu treffenden excentrischen
Haltung. Umso besser kommt die wunderbare Kunst
Boldinis, mit der Farbe zu zeichnen, zur Geltung.
Ganz köstlich ist so eine magere Knabenhand individualisiert
. In Henri Royer, der die Gräfin Beaupre
in grosser Toilette gemalt hat, lernt man einen Pariser
Kiesel kennen, bei dem der Berliner freilich studieren
könnte. Henri le Riche zeigt eine »Magdalena«, die
sich über den ausgestreckten Leichnam des Heilands
geworfen hat, ihre üppigen warmen Brüste gegen den
erkalteten Körper presst, brünstige Küsse auf den
Mund des Toten drückt und mehr durch diese perverse
Auffassung als durch künstlerische Qualitäten
wirkt. Eine neue und erfreuliche Bekanntschaft
macht man an Hermen Anglada, einem temperamentvollen
Spanier, der tanzende »Zigeunerinnen«
und cancanierende Pariserinnen sehen lässt, Werke,
die eine starke koloristische Begabung und eine kraftvolle
Malerfaust verraten. Auch der Holländer Theodor
van Hoytema ist für Berlin neu. Seine Tiere
und Pflanzen in stilisierter Auffassung darstellenden
Bilder sind ausgesprochen dekorativ, zeichnen sich
aber durch viel Geschmack aus und lassen, trotz der
Anlehnung an japanische Vorbilder, auf eine originelle
künstlerische Persönlichkeit schliessen, als die
sich Hoytema übrigens in seinen in Dresden ausgestellten
Lithographien und in dem humorvollen
Bilderbuch »das hässliche junge Entlein« den Kennern
bereits offenbart hat. Weiter bemerkenswert in dieser
Ausstellung sind ältere Arbeiten von Trübner,
Zügel, Friedrich Keller und ein schöner Stäbli.
Der geschmackvolle le Sidaner fällt durch eine
weiche, tonschöne, helle Abendlandschaft, Luigi
Loir durch eine Pariser Strasse im Winter voll feiner
Beobachtung und erfreulicher Selbstverständlichkeit
sowie Sicherheit des malerischen Ausdrucks auf.
Von sonstigen Ausstellern wären Rene Reinicke,
der eine Reihe seiner Zeichnungen und ein paar
elegante, aber sehr dunkel geratene Bilder aus dem
Münchner Leben vorführt, Agathe Herrmann mit
einigen schlichten holländischen Landschaften und
Julius Olsson mit einer Marine noch rühmend
zu nennen. Das meiste Uebrige es befinden
sich auch Bilder zweier bulgarischer Künstler, J. V.
Mrkvicka und Anton Mittoff, darunter - gereicht
der Ausstellung nichts weniger als zur Zierde,
und vieles davon sollte überhaupt nicht die Möglichkeit
finden können, in einen Kunstsalon zu gelangen
, der Anspruch darauf macht, als vornehm
zu gelten. H. R.

UND SAMMLUNGEN <^^~

GUSTAV GURSCHNER „DIE VERLASSENE"

(Wiener Hagenbund) Elektr. Lampe in vergoldeter
Bronze

95


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_05_1902/0113