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JACOB ALBERTS
Von Hans
In derselben Ausstellung
bei Ed. Schulte,
in der L. von Hofmann
und Leistikow für die
moderne Kunst entdeckt
wurden, machten
die Berliner auch
die erste Bekanntschaft
mit J. Alberts.
Niemand begeisterte
sich damals für ihn;
jedermann wunderte
sich vielmehr, wie
dieser philiströse, trockene
und uninteressante
Maler dazu kam,
Mitglied der Vereinigung der „XI" zu sein, die
es sich vorgenommen hatte, der neuen Kunst
in der Reichshauptstadt einen Weg zu bahnen.
Wie wenig schien er neben den anderen
voranstrebenden, phantasiebegabten Stürmern
und Drängern zu bedeuten! Seitdem haben
sich die Zeiten geändert. Was einst durch
seine Neuheit Bewunderung erregte, hat
durch unendliche Wiederholungen erheblich
an Reiz verloren, während sich allmählich
das Gefühl dafür einstellte, dass ein gewisser
Heroismus dazu gehört, wie Alberts unentwegt
, unbekümmert um die Mode und um
JACOB ALBERTS
Rosenhagen
(Nachdruck verboten)
das Urteil des Publikums, in einer Richtung
zu gehen und sozusagen: Für sich Kunst
zu machen. Man hat bei Alberts einsehen
gelernt, dass eine gewisse Nüchternheit, zum
Prinzip erhoben, künstlerisch wirken kann.
Die Anerkennung, die in dieser Einsicht
liegt, hat sich der Künstler in ehrlicher,
ernster Arbeit erworben. Er hat aus seinem
Talent mit zäher Energie gemacht, was daraus
zu machen war. Diese Beharrlichkeit liegt
bei ihm im Blut.
Jacob Alberts ist Friese, Schleswiger. Sein
Geburtsort, Westerhever, liegt auf einer Halbinsel
, die unmittelbar in das Wattenmeer -
westlich von der Schleswigschen Küste
hineinragt. Er ist dort am 30. Juni 1860 zur
Welt gekommen, war ursprünglich für den
geistlichen Stand bestimmt, wandte sich dann
aber aus Neigung der Kunst zu. Als Einundzwanzigjähriger
bezog er die Düsseldorfer
Akademie, ging darauf nach München, wo
er Diez-Schüler wurde und suchte sich zum
Schluss in Paris in der Academie Julian den
letzten Schliff anzueignen. Seit 1890 lebt
er in Berlin und trat, wie schon gesagt, 1892
als Mitglied der „XI" in deren ersten Ausstellung
zuerst vor die Oeffentlichkeit. Mit
merkwürdiger Sicherheit hat er sich gleich
ein besonderes Stoffgebiet gewählt. Er nahm,
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