Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 5. Band.1902
Seite: 138
(PDF, 174 MB)
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_05_1902/0158
-^r-s^> DAS BERLINER RICHARD WAGNER-DENKMAL <ög^

wäre eine der schönsten Lösungen für das
Denkmal gefunden. Das ängstliche Festhalten
an der Harfe als Symbol der Musik, dass sich
bei den verschiedensten Entwürfen in der
Ausstellung im Akademiegebäude bemerkbar
macht, zeigt nur zu deutlich, mit wie oberflächlichen
Mitteln die Mehrzahl der Bildhauer
arbeitet. Es handelt sich hier doch wahrhaftig
nicht darum, einen ausübenden Künstler zu
verherrlichen, sondern einen Bahnbrecher,
den Schöpfer einer neuen Form der Tonkunst.

Das Sympathische an dem Entwurf von
Hosaeus ist, dass der Künstler gewagt hat, die
königliche Kunst Wagners durch ein Reitermonument
zu versinnbildlichen, und dass die
für eine plastische Wiedergabe nicht ganz geeignete
Erscheinung des grossen Mannes in
einer Weise zurücktritt, die ihr nichts von
ihrer Bedeutung nimmt. Freilich müsste trotzdem
für die Darstellung Wagners noch einiges
geschehen. Die Maske sitzt nicht sehr vorteilhaft
in der Nische des Sockels. Dagegen macht
der architektonische Aufbau einen recht günstigen
Eindruck und zeigt, dass der Künstler
sich seinen Plan gut überlegt hat. Auch die
Erscheinung der „Walküre", die von Hidding
in dem einen seiner Entwürfe benutzt worden
ist, kann unbedenklich allem sonst verwendeten
allegorischen Weibervolk vorgezogen
werden, da in ihr etwas Besonderes, mit der
Vorstellung von der Gestaltungskraft Wagners
Zusammenhängendes verkörpert wird. Nur
ist die Art, wie sie Hidding in Verbindung
gebracht hat mit der Gestalt des Komponisten
, ebenso unschön wie unmöglich.

Nicht ohne Einfluss auf den Misserfolg der
Konkurrenz mag die unverhältnismässig kurze
Zeit gewesen sein, die den Künstlern zur
Anfertigung der neuen Entwürfe vergönnt
war. Sie hatten sechs Monate verlangt; das
Komitee bewilligte ihnen drei. Abgesehen
von allen technischen Schwierigkeiten konnten
sie innerhalb dieser Frist unmöglich
in das nötige objektive Verhältnis
zu ihren früheren Entwürfen
gelangen. Das Komitee,
das sich der Sache sonst mit so
warmem Interesse angenommen
hat, scheint nach dieser Richtung
nicht gut beraten gewesen zu sein.
Die Abbildungen der für die einzelnen
Künstler charakteristischen
Entwürfe werden besser als alle
kritischen Darlegungen erkennen
lassen, dass es von einer geringen
Achtung vor der deutschen Bildhauerkunst
zeugen würde, wenn
man das Resultat dieses Wettbewerbes
auch nur als befriedigend
hinstellen wollte.

Die zehn zum engeren Wettbewerb
aufgeforderten Künstler,
haben neunzehn Entwürfe eingeschickt
. Mit der Preisverteilung
ist zum Glück nichts für die Ausführung
selbst entschieden. Jedoch
muss einer von den Entwürfen
gewählt werden. Dass bereits
vorher sehr bestimmt das
Gerücht auftauchte, Herter würde
für seinen sehr akademischen
Wagner die Ausführung übertragen
werden, beweist aufs neue,
welche lächerlichen Komödien die
Konkurrenzen im allgemeinen und
die Berliner im besonderen sind.

Hans Rosenhagen

»Erster Preis•

entwurf von gus tav e b e r l e i n

138


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_05_1902/0158