http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_05_1902/0198
-j-5sö> HANS VON MAREES' FRESKEN IN NEAPEL <^p~
der kleine, austernselige Phylax. In der
Pergola links sitzen die Zoologen, der Direktor
mit seinen vier Genossen, ganz rechts Marees
selbst, beim roten Wein vom Cap Misen.
Auf dem Dach girren die Tauben, Möven
kreisen über den Wellen mit den sinnenden
Gedanken der in der Fremde der Heimat
gedenkenden Freunde.
Um die Bedeutung des ganzen Cyklus zu
erfassen, muss man die Fresken an Ort und
Stelle sehen. Da wirken sie wie ein lichter
grosser Augenblick. Unendlich sind die Beziehungen
, welche die hier forschenden Gelehrten
mit dem stillen ruhigen Gedichte
dieser Bilder anspinnen können. Aber noch
grösser ist auch hier wieder die rein künstlerische
Kraft, welche die Kräfte des Lebens
mit so schöner Energie im edlen Wettbewerb
miteinander ringen lässt.
Paul Schubring
HP*
. 5
hans von marees
fresko in der zoologischen
station zu neapel
FARBENSTRICHE
Ueber den akademischen Zopf schelten manche
aus Aerger darüber, dass ihnen keiner wächst.
Kunst kann nur da das Leben wirklich verschönen
und durchdringen, wo auch das Leben die
Kunst verschönt und durchdringt.
Kunst mag noch so sehr nach Brot gehen -
die Getreidepreise sind deshalb noch nirgends
gestiegen.
*
Jeder Künstler ist von dem erbärmlichen Zustand
unserer Kritik überzeugt, solange er nicht von
ihr gelobt wird.
Es giebt Leute, die auf die Karikaturen schimpfen
und sich doch — photographieren lassen!
Der Dürersche Christus in der Münchener Pinakothek
*) — das ist ein ,,U eberb rettl"!
Sirius
*j Auf Holz gemalt
176
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_05_1902/0198