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-sr^£> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN
noch an Erwähnenswertem sich hier vorfindet, haben
wir zum grössten Teil in den vorherigen Ausstellungen
des Künstlerhauses bemerkt und der
Rest sind kleine, mehr für den Markt berechnete
Arbeiten — wenn auch sogenannte Marktware zu
den Seltenheiten gehört. — Die Winterausstellung im
Künstlerhaus wurde, wie jedes Jahr, vom Kultusminister
eröffnet. Beteiligt sind einhundertvierund-
fünfzig Künstler mit im ganzen fünfhundertsechsund-
dreissig Arbeiten. Mehrere Maler, wie Ad. Fenyes,
Cel. Pallya, Rob. Nadler, sind mit grösseren
Kollektionen vertreten, und auch ausser den erwähnten
sind noch mindestens zehn Künstler, welche
zwischen zehn und zwanzig Arbeiten ausgestellt
haben. Man sollte meinen, es wären dies die angesammelten
Früchte vieler Jahre, welche nun ausstellungsreif
geworden, nunmehr dem Beschauer
einen hohen künstlerischen Genuss bieten sollen.
Dem ist leider nicht ganz so; der grösste Teil dieser
Kollektionen sind Naturstudien und Skizzen, welche
wohl für den Künstler selbst, und auch für den
künstlerischen Feinschmecker ihren Wert haben, dem
Laien und somit dem grossen Publikum meist unverständlich
bleiben. Von den Bildnissen ragt
K. Ziegler's Selbstporträt durch kräftig vornehme
Wirkung und Andr. Bacsa's »Bildnis einer jungen
Dame« durch seinen lebendigen Ausdruck und flotte
Malweise hervor. Ludw. Mark's Bildnisse aus der
haute-finance sind sorgfältiger als seine bisherigen.
Von den figuralen Bildern, welche diesmal in ziemlich
grosser Anzahl vorhanden sind, gehört in die erste
Reihe B. Grünwald's „In den Hügeln«, eine kleine
Gesellschaft von Edelleuten im Kostüm der Zeit
Räkoczy's vergnügt sich mit Musik und Gesang. Die
Strahlen der Spätnachmittagssonne tauchen die Gesellschaft
in goldenes Licht. Es ist ein ganz vorzügliches
Bild. Karl Ferenczy hat »Abrahams
Opfer« gemalt, ein in sehr feinem grünen Gesamten
gemaltes und originell aufgefasstes Bild. Auch
Paul Vago's »Kämpfende Stiere« zeigt uns den
Künstler auf der Höhe seines Könnens. Unter den
Malereien von Ad. Fenyes, welche im allgemeinen
stark aufs virtuosenhafte gerichtet sind, findet sich
manches wirkliche Kunstwerk; so einige Köpfe von
alten Männern und Weibern, die von ganz besonderem
malerischen Reiz sind. Unter den Landschaftern
zeigt Ign. Ujvary die erfreulichsten Fortschritte.
Er ist der Maler des ungarischen Dorfes par ex-
cellence; dabei zeigen seine Bilder grossen Reichtum
an Motiven und Stimmungen, der verhindert,
dass seine Bilder einförmig wirken. Seine Lieblingsmotive
sind allerdings blühende Bäume und reifendes
Korn; besonders bei letzterem gelingt es ihm vorzüglich
, das Zitternde, Vibrierende der heissen
Sommerluft wiederzugeben. Im allgemeinen ist der
Gesamtcharakter der Ausstellung ein starker Zug
nach kräftiger Farbenwirkung; der grösste Teil der
ausgestellten Malereien trachtet irgend ein Farbenproblem
zu lösen. Unter den Bildhauerarbeiten
herrscht die Kleinplastik vor. Ed. Teltsch hat
eine ganze Serie von sehr lebensvollen Figürchen
und Porträts ausgestellt; ebenso Jos. Damko,
welcher durch kleine Genrefiguren aus dem ungarischen
Volksleben sehr günstig vertreten ist. In
ähnlicher Richtung haben auch ausgestellt K. Nagy
und E. Kalmar. Erwähnt seien noch die Plaketten
von O. F. Beck und T. Szirmay. A. T.
IZÖNIGSBERG. Der Salon „Neue Kunst" führte
uns um die Weihnachtszeit eine grössere Zahl
Landschaften, auch einige Stilleben und Blumenstücke
, unserer seit Jahren in Paris lebenden Landsmännin
Alice Plehn, einer Schülerin von Raffael
Collin, vor. Alice Plehn ist eine recht begabte
Künstlerin, welche mit vielem Geschmack und ohne
Haschen nach Auffälligem, in gutem Sinne modern
arbeitet. Zu derselben Zeit hatte in diesem Salon
noch Margarete Wedel frische flotte Landschaften
in Gouache ausgestellt, welche für uns einen bei
weitem grösseren Reiz hatten als ihre früheren Oel-
bilder, und an denen ein wesentlicher Fortschritt
nicht zu verkennen war. Ebenso frisch und farbenfreudig
zeigte sich Frl. Windelband in ihren Landschaften
, Pastell und Oel, welche uns Motive aus
Pommern und von unserem Strande brachten. Unser
talentvoller Theatermaler Eisenblätter führte uns
wieder einige Aquarelle von unserer Nehrung, speziell
aus Nidden vor, sowie Erich Eichler in seiner
Oelstudie eine für Ostpreus-sen sehr charakteristische
Landstrasse. ^>
julius diez
kinderstudien
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