Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 5. Band.1902
Seite: 238
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_05_1902/0274
-^5> PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN <^=^

Klein wurde der Titel eines kgl. Professors verliehen
. — An Auszeichnungen, wie sie seitens der
französischen Regierung anlässlich der Pariser Weltausstellung
1900 u. a. auch an deutsche Künstler
verliehen worden sind, wird jetzt bekannt, dass Reinhold
Begas Grossoffizier der Ehrenlegion geworden
ist; zu Kommandeuren wurden ernannt Franz von
Lenbach, Karl Koepping und Richard Graul, der
Direktor des Leipziger Kunstgewerbe-Museums; zu
Offizieren: der Direktor des Berliner Kunstgewerbe-
Museums Julius Lessing und der Dirigent der Kunstsammlungen
in den kgl. Schlössern Paul Seidel, des
weiteren dann Emanuel und Gabriel von Seidl, Friedrich
von Thiersch, Fritz von Uhde und Robert Diez;
Hermann Prell und Peter Breuer erhielten die Auszeichnung
als Ritter der Ehrenlegion.

CTUTTGART. Am 4. Januar ist, wie schon ge-
^ meldet, Claudius von Schraudolph, der einstige
Direktor unserer
Kunstschule, auf seinem
Landsitz zu Eppan in
Tirol, wohin er sich um
die Mitte der 1890er Jahre
zurückgezogen hatte, gestorben
. 1843 zu München
als Sohn des damals
schon durch seine
kirchlichen Gemälde berühmten
Johann Schrau-
dolph geboren, machte
^S9^^A: der jetzt Verewigte seine

%,\ *•. Studien zuerst unter Lei-

^ ' | tung seines Vaters, dann

^^H^k an der München er Akademie
unter Anschütz
und Hiltensperger. Auf
grösseren Reisen durch
Belgien, Frankreich und
Italien seinen künstlerischen
Gesichtskreis erweiternd und vertiefend zog
es ihn bald von der kirchlichen Kunst, in die er
durch Familien-Tradition (auch der gleichnamige
Onkel ist als Maler auf religiösem Gebiete berühmt
geworden) ab und es war weltliches Genre, das er
in einem als »H. Elisabeth« (1867) ausgestellten
minniglichen Edelfräulein in mittelalterlichem Aufputz
, dann in einer »Parkscene« (1868), einem Modedämchen
am Klavier als »Santa Cäcilia« und in
einer »Hofbräuhausscene« (1869) kultivierte. Es
folgten noch »Faust und Wagner unter der Linde«,
ein »Dolce far niente«, »Musizierende Venetianer«
u. a. mehr. Ein überaus flotter Zeichner und Kolo-
rist fand Schraudolph sich auch auf dekorativem
Gebiete heimisch: ein Fries von imitierten Gobelins,
welche die Figuren der verschiedenen bildenden
Künste samt zwei kränzespendenden Göttinnen des
Ruhms und der Ehre darstellen und einen Saal der
Münchener Ausstellung von 1833 zierten, dann alle-
gorischeWandgemälde am Hotel Bellevue in München,
vielfache Gelegenheitsschöpfungen bei Schützen- und
Künstlerfesten sind da zu nennen. 1883 ward der
Künstler nach Liezen-Mayers Abgang als Leiter der
Kunstschule nach hier berufen.

pvORTMUND. In der Konkurrenz für den Neu-
*-* bau des hiesigen Stadttheaters waren zehn Entwürfe
eingegangen. Da keiner vollkommen den Anforderungen
und Wünschen der Stadtvertretung entsprach
, wurden unter den beteiligten Architekten
M. Dülfer in München, F.Fellner und H. Helmer
in Wien zu einer engeren Konkurrenz unter Forderung
neuer Entwürfe eingeladen.

CLAUD.>. SCHRAUDOLPH]
(f 4. Januar)

1V/IÜNCHEN. In der unter den Studierenden der
Kunstakademie in üblicher Weise veranstalteten
sog. Weihnachtskonkurrenz erhielten erste Preise
die Maler Paul Ehrenberg, Remigius Geyling,
Heinrich Keller, Franz Reiter und Albert
Weisgerber, des weiteren die Bildhauer Jos. Fassnagel
, Jos. Moest, Hans Perathoner und
Arthur Storch. — Die „Graphische Schule Neu-
mann-Wolff" veranstaltete eine reizvolle Ausstellung
von Arbeiten ihrer Schüler und Schülerinnen, die
von dem echt künstlerischen Ernst, der in dieser
Privatschule herrscht, beredtes Zeugnis ablegte.
Einer ihrer Leiter, der Radierer Heinr. Wolff, hat,
wie wir hören, soeben eine Berufung als Lehrer für
Graphik an der Kunstakademie zu Königsberg erhalten
und angenommen. — Noch in den besten Jahren
ist Conr. Beckmann, wie bereits kurz gemeldet, aus
dem Leben geschieden, ein Künstler, dessen jovialer
Humor Fritz Reuters Dichtungen in ebenbürtiger
Weise illustrierte und der so auch sein Teil dazu
beitrug, diese selbst in Kreisen einzubürgern, die
den norddeutschen Dialektwerken nur ein minderes
Verstehen von vornherein entgegenbringen konnten.
Geboren am 21. Juni 1846 zu Hannover und in vierjähriger
Lehrzeit zuerst zum Dekorationsmaler bestimmt
, ging Beckmann 1868 nach München in die
Schule Pilotys, nachdem er seine Vorstudien dafür
in Hannover bei Professor l'Allemand und dem
Maler Klemme hatte machen können. Ein figurenreiches
, flott gemaltes Oelbild »Der Schützenkönig«
(jetzt in Philadelphia) war neben mancherlei illustrativen
Arbeiten, die ihn für die »Fliegenden
Blätter« und andere illustrierte Zeitschriften beschäftigten
, des Künstlers erster grösserer Erfolg.
Nach dem französischen Kriege entstand dann nach
und nach in dreissig grossen Tuschzeichnungen
der »Reuter-Cyklus«, den das Verlagshaus dieser
Zeitschrift in vielerlei Form publizierte. Man
kann sagen, dass die Verkörperungen, welche der
Künstler darin für die Gestalten des plattdeutschen
Humoristen zu schaffen gewusst hat, typisch geworden
sind. Im Beginn der 1880er Jahre führte
Beckmann im Auftrage
des Fürsten Stolberg in
dessen Schloss zu Wernigerode
einen Cyklus
von fünf Gemälden aus
der Geschichte dieses
Geschlechts aus, ebenso
eine anmutige Folge für
das Damenzimmer der
Villa Solms in Hannover
. Vielerlei Bildnisse
gehören auch zum Lebenswerk
des Geschiedenen
, ganz abgesehen
von zahlreichen einzelnen
Genrebildern, die,
wie »Der Oheim als
Brautführer« (auch i. d.
Z. i. H. 11 d. VII. Jahrg.
abgebildet) und »Der
Einzug der Komödianten
«, vielfach auch in
amerikanischen Privatbesitz gelangten.

/^ESTORBEN: In Charlottenburg am 1. Januar der
Professor an der dortigen Technischen Hochschule
Geh. Regierungs-Rat Eduard Jacobsthal,
eine Autorität auf dem Gebiete der architektonischen
Ornamentik; in Berlin am 9. Januar der Geschichtsmaler
Prof. Gust. Schauer; in Erlangen am 11. Januar
der Archäologe Prof. Dr. Adam Flasch.

CONRAD BECKMANN
(•{• 3. Januar)

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