Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 5. Band.1902
Seite: 264
(PDF, 174 MB)
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-^5> PERSONAL-NACHRICHTEN — KUNSTLITTERATUR

tive aus dem Schwarzwald, sind durch die treffliche
Zeichnung der Bäume und eine stets wirkungsvolle
Beleuchtung sehr beliebt. tz.

ROM. Die seitJahren hier thätige, bekannte deutschrömische
Künstlerin Charlotte Popert hat
einen Cyklus von zehn Radierungen vollendet, den
sie unter dem Titel »Sardische Typen und Trachten«
in fünfzig numerierten, eigenhändig signierten
Drucken (Vertrieb durch Ulrich Putze, München.
Preis in eleganter mit dem Wappen Sardiniens geschmückter
Mappe aus römischem Pergament 200 M.)
herausgab. Als die Künstlerin im Herbst 1899 und
im Frühjahr 1900 ihre Studienreisen, die sich über
ganz Sardinien erstreckten, unternahm, waren es
weniger die landschaftlichen Reize der Insel, die sie
anzogen — denn sonst hätte sie wohl nur die schöne
Frühjahrszeit zu ihren Reisen benutzt - - sondern
hauptsächlich die auf dieser Insel noch in besonderer
Mannigfaltigkeit vorhandenen Charakterköpfe.
Durch die eigenartige Tracht, die sich die Bewohner
bis jetzt in fast noch ungetrübter Reinheit erhalten
haben, wird natürlich der Reiz, den diese Gestalten
auf den Fremden ausüben, noch ganz besonders
erhöht. Man betrachte nur in der Publikation den
ernst dreinblickenden Pastor mit der sonderbaren
Kopfbedeckung und dem lang herabwallenden Bart-
und Haupthaar (verkl. Wiedergabe a. S. 261), den
sonderbaren Bettlertypus aus Beno oder Antonio
Sanna aus Orgosolo mit seiner grauenerregenden
Banditenphysiognomie, dann die merkwürdigen
Frauengestalten aus Orsilo, Organo und Lutto, deren
Tracht vielfach an die der Spanierinnen erinnert.
Die zehn charakteristischen Blätter, die Charlotte
Popert aus dem reichen Schatze ihrer Studien und
Skizzen auswählte und in Radierungen ausführte,
zogen die Aufmerksamkeit der in Rom ansässigen
Künstler in ganz besonderem Masse auf sich, denn
schon seit langem hörte man diese klagen, dass
das moderne Leben bis in die entlegensten Winkel
Italiens gedrungen sei und dazu beigetragen habe,
die Menschen in Kleidung und Wesen zu modernisieren
, so dass die interessanten Typen und Trachten
immer seltener werden. Charlotte Popert hat nun
gezeigt, dass es in ziemlicher Nähe noch Gegenden
giebt, deren Bewohner sich ihre charakteristischen
Physiognomien und Trachten bis auf die Neuzeit
fast unverändert bewahrt haben.

fcs..

LJ EILBRONN. Das hier geplante Bismarck-
* * Denkmal wird nunmehr definitiv nach dem
Entwurf des Stuttgarter Bildhauers Emil Kiemlen
ausgeführt werden. Die Gestaltung des architektonischen
Teils der Denkmalsanlage geschieht nach
den Vorschlägen des Prof. O. Rieth in Berlin.

DONN. Die Ausführung des Kekule-Denkmals
*-* wurde Hans Everding übertragen.

DERLIN. Im Treppenhause des Kunstgew erb e-
Museums ist ein dem Gedächtnis des Kaisers
und der Kaiserin Friedrich vom jetzigen Kaiser gestiftetes
dreiteiliges Glasfenster zur Aufstellung gekommen
und am 25. Januar enthüllt worden. In einer
dabei gehaltenen Ansprache erklärte es der Kaiser
neuerlichst als seine Aufgabe, »die Hand über seinem
deutschen Volke und dessen heranwachsender Generation
zu halten, das Schöne in ihm zu pflegen und
die Kunst in ihm zu entwickeln, aber nur in den
festen Bahnen und festgezogenen Grenzen, die in
dem Gefühl für Schönheit und Harmonie im Menschen
liegen«. Der Stadt Rom stiftete der Kaiser
an seinem diesjährigen Geburtstage ein Goethe-
Denkmal. Wer mit dessen Schaffung betraut werden
wird, darüber verlautet noch nichts.

/GESTORBEN: In Luzern der Maler Xaver
Schwegler, siebzig Jahre alt.

KUNSTLITTERATUR

Münchens »Niedergang als Kunststadt«.
Eine Rundfrage von Eduard Engels. (München,
Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G., U/2 M.)

Ueberzeugender hätte die allgemeine kulturelle
Bedeutung dieser vor etwa dreiviertel Jahren von
Hans Rosenhagen angeschnittenen, seiner Zeit auch
bei uns besprochenen und seitdem viel erörterten
Frage nicht dargethan werden können, als durch die
Urteile, wie sie, von dreiunddreissig nach der Meinung
des Herausgebers »Berufenen« eingefordert,
in dieser Schrift vereinigt worden sind. Im Widerstreit
der »Meinungen« ist es dabei zu einem im
Prinzip »gemeinsamen Urteilsspruch« begreiflicherweise
nicht gekommen. Diese selbst aber enthalten
so viel Wahres, Interessantes und an positiven
Vorschlägen auch Beherzigenswertes, dass die Lektüre
des Schriftchens sich jedem
verlohnt, der auch nur
mit einem Fünkchen Anteilnahme
die künstlerische Entwicklung
in unserem Volke
verfolgt. Und da es gewiss
nichts schadet, dass auch
in Dingen der Kunstpflege
den so oder so massgebenden
Persönlichkeiten von Zeit zu
Zeit das Gewissen geschärft
und ihnen für eine gedeihliche
Entwicklung nach einer
Seite hin Duldung, nach der
anderen Pflege der wirklich
fortschrittlichen Kräfte ans
- ^.i=~-<-**a^ ~ Herz gelegt wird, so kann

sgä»;'^~r~~~' man denn schliesslich, die

Ehrlichkeit seiner Motive
ausser Zweifel lassend, dem
Warner nur dankbar sein,
der zu einer Neueinschätzung
der künstlerischen Potenz
Münchens den An-

EUGENE BURNAND del. laSS gab.

Redaktionsschluss: 1. Februar 1902. Ausgabe: 13. Februar 1902.

Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwaetz.
Verlagsanstalt F. Bruckmann a.-g. in München, Nymphenburgerstr. 86. — Druck von Alphons Bruckmann, München.


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