Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 5. Band.1902
Seite: 282
(PDF, 174 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_05_1902/0322
PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN -C^=^

Lippisch, Hans Looschen, Mart. Schauss, Max Schlich-
ting, Max Uth, Julie Wolf-Thorn, nach deren Ansicht,
wie es in einer öffentlichen Erklärung heisst, die Se-
cession das nicht erfüllt habe, was von ihr erwartet
wurde. Sie sei nicht eine Stätte geworden, an der sich
jede Richtung der Kunst gleichmässig aussprechen
konnte. Durch zu starke Betonung einer Kunst
bestimmter Richtung und durch übermässiges Heranziehen
des Auslandes habe sie nicht genügend die
Interessen ihrer ordentlichen Mitglieder und der
deutschen Kunst gefördert. Die letzten Ausstellungen
der Secession, ebenso wie die in der Januar-Hauptversammlung
vorgenommene Wahl des Vorstandes
und der Ersatzmänner, die eventuell als Jury
fungieren, hätten eine derartige Verschiedenheit der
künstlerischen Grundsätze ergeben, dass ein weiteres
Zusammenarbeiten aussichtslos erscheine. Aus ähnlichen
Gründen seien seit Gründung der Berliner
Secession bereits achtzehn Mitglieder ausgetreten.
In einer zu diesem Zwist vom Vorstand der »Secession
« erlassenen Erklärung heisst es, er sehe sich
nicht veranlasst, in eine Polemik mit den ausgeschiedenen
Künstlern einzutreten. Die einzige
künstlerisch mögliche Antwort werde die nächste
Ausstellung der Secession sein. Der Vorwurf der
Einseitigkeit werde durch die Namen des Vorstandes
hinlänglich widerlegt. Unterzeichnet ist diese Erklärung
von Max Liebermann, Walter Leistikow,
Ludwig von Hofmann, Louis Corinth, August Gaul
und Fritz Klimsch.

DERLIN. Der Präsident der Akademie der Künste,
Geheimrat Prof. Herm. Ende wird zum 1. April
sein Amt als Vorsteher eines Meister-Ateliers für
Architektur niederlegen. Der Künstler vollendete
am 4. März sein dreiundsiebzigstes Lebensjahr. —
Eine von Werner Begas ausgeführte Büste seines
Vaters Reinhold Begas ist vom preussischen Staat
zur Aufstellung im Neubau der akademischen Hochschule
für die bildenden Künste angekauft worden.
— Die Ausschmückung der Lessingbrücke ist nach
einem Beschluss der städtischen Kunstdeputation
dem Bildhauer Prof. Otto Lessing übertragen. Vier
Reliefs sollen Scenen aus den Werken G. E. Lessings
(Nathan der Weise, Emilia Galotti, Minna von Barnhelm
) darstellen. — Der in Blankenese wohnende
Landschafter K. Oesterley wurde durch die Verleihung
des Professor-Titels ausgezeichnet.

INNSBRUCK. Das für dieses Jahr fällige Stipen-
* dium der Adolf Pichler-Stiftung wurde in der
Höhe von 200 Kronen dem Maler August Frech,
hierselbst, verliehen.

DUDAPEST. Das erste Heft der von uns be-
reits angekündigten Kunstzeitschrift »Müveszet«
(Kunst) ist vor kurzem erschienen. Wie wir bereits
erwähnten, ist dieses Organ als Jahresprämie für die
Mitglieder des Landesvereins für bildende Künste bestimmt
und erscheint, von diesem Vereine subventioniert
, im Verlage von Singer & Wolfner hierselbst
. Der Redakteur ist der Kunstschriftsteller
Karl Lyka. Material, Ausstattung, Illustrationen entsprechen
den höchsten Anforderungen, ebenso der
Text. Von den Aufsätzen wollen wir besonders
hervorheben: Barth. Szekely's neue Kartons für die
Burg Vajda-Hunyad von Karl Lyka; Nationale Kunst
von Josef Didner-Denes; Ernö Vajda schreibt über
seine Erfahrungen, welche er in verschiedenen Arbeitervereinen
gelegentlich seiner Vorlesungen über
Kunst daselbst gemacht hat. Ödön Lechner's neues
Postsparkassengebäude wird von Ödön Gero besprochen
. — Bilderbeilagen sind nach Werken von J. Rippl-

Rönai, L. Mednyänszky, O. Kacziäny, P. Vägö beigegeben
und ausserdem über sechzig Illustrationen in
den Text verstreut. — Im Künstlerhause ist das auch
in Berlin ausgestellt gewesene Triptychon Arpad
Feszty's »Grablegung Christi« ausgestellt. Das
Bild wurde seiner Zeit in diesen Blättern besprochen
(S. 94 des lauf. Jahrg.) und wir können nur so viel
hinzufügen, dass das Bild seitdem nicht besser geworden
ist. In Nemzeti Szalon ist eine grosse
Kollektion von Bildern und Studien Michael
Zichy's ausgestellt; alles Arbeiten aus längst vergangenen
Zeiten. Die Ansichten über Kunst haben
sich seitdem gründlich geändert — und trotzdem
macht es grosses Vergnügen, Arbeiten, welche
man vor zwanzig oder fünfundzwanzig Jahren gesehen
hat, und welche damals ausserordentliches
Aufsehen erregten, wiederzusehen und zu konstatieren
, dass Zichy einer der genialsten Zeichner
unserer Zeit ist. A. T.

V'ARLSRUHE. Der an der hiesigen Akademie
der bildenden Künste bereits als Hilfskraft
thätige Maler Walter Conz wurde zum etats-
mässigen Professor ernannt.

CRANZENSBAD. Mit der Ausführung eines dem
verdienstvollen Gründer und ersten Arzt von
Franzensbad, Dr. Bernhard Adler, zu errichtenden
Denkmals wurde der Bildhauer Carl Wilfert in
Eger betraut.

/^ESTORBEN. In Prag am 3. Januar die Land-
schaftsmalerin CHARLOTTe von Mohr-Piepenhagen
; in München am 14. Januar der Maler Hans
Hösch; in Canterburyam 7. Februar, neunundneunzig
Jahre alt, der Nestor der englischen Künstlerschaft
, der Tiermaler Sidney Cooper.

VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

IEN. Acht Künstlerinnen und ihre Gäste haben,
so wie im vergangenen Jahr, bei Pisko (Kunst-
Salon) ihre Werke ausgestellt. Diesmal leidet das
Gepräge der Ausstellung etwas dadurch, dass die
ausgesprochenste Individualität der Gruppe, ihr
stärkstes Temperament, die Bildhauerin Feodo-
rowna Ries, ausser durch eine kleine in Thon
modellierte Kindermaske, nicht vertreten ist. So
muss sich denn alle Aufmerksamkeit auf die Bilderschau
konzentrieren, und hier sind zwar recht gute
Arbeiten zu finden, aber keineswegs tiefe Stimmungserreger
. Frau Florian Wiesinger, die bekannte
Landschaftsmalerin, welche der Schindler-Schule entstammt
, hat mit staunenswerter Produktivität eine
grosse Anzahl Landschaftsausschnitte und Blumenstudien
gebracht. Ihr lebhafter, für Naturvorgänge
sehr empfänglicher Sinn lässt sie mühelos die verschiedenartigsten
Motive finden. Nur durchblättert
sie etwas zu hastig und in zu oberflächlicher Weise
das Buch der Natur. Mit viel Talent die charakteristische
Form eines Bildes erfassend, weiss die
Künstlerin aber nicht dasselbe dann genügend zu
vertiefen, und durch Eliminationen von nebensächlichen
Zufälligkeitsmomenten einen gedrängten,
festen Stimmungsausschnitt herauszukrystallisieren.
Der Beschauer fühlt sich angeregt, aber nicht festgehalten
. Es ist schade, dass diese unleugbar sehr
veranlagte Künstlernatur nicht durch Selbsterziehung
sich aufschwingt, ihr Bestes zu geben. Modern gebildete
Talente sind die Porträtmalerinnen Susanne

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