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VERMISCHTES
"W/IEN. Für ein hier geplantes Johannes Brahms-
W Denkmal sind Max Klinger (Leip2ig) sowie die
hiesigen Bildhauer Joh. Benk, Karl Kundmann und
Rudolf Weyr zu einem engeren Wettbewerb eingeladen
worden und haben sich zur Teilnahme daran
bereit erklärt.
"DREMEN. Der Erweiterungsbau der Kunsthalle
ist am 15. Februar eröffnet worden, gleichzeitig
auch die diesjährige internationale Kunstausstellung,
die zum grösserenTeil in den Räumen des alten Baues
Aufnahme gefunden hat. Von ihr wird noch ausführlich
die Rede sein, heut nur etwas vom Neubau
. Durch ihn ist die Kunsthalle um acht zum Teil
sehr geräumige Oberlichtsäle und vier Seitenlicht-
kabinette im ersten Stock bereichert worden, die
teils für die Gemäldesammlung, teils für Ausstellungszwecke
zur Verfügung stehen. Im Erdgeschoss
kommen die neu gewonnenen Räume namentlich
dem Kupferstichkabinett und der Skulpturensammlung
zu gute. Bekanntlich ist der Neubau der
ausserordentlichen Munificenz einiger Bremer
Bürger, vor allen Carl Schütte's, zu verdanken.
Zwei bremische Architekten, Ed. Gildemeister
und Alb. Dunkel, haben die Leitung des Baues
in der Weise unter sich geteilt, dass ersterer die
Entwürfe für die Fassaden geliefert hat, letzterer
die Disposition und Einrichtung des Inneren leitete.
Mit grossem Geschick ist die nicht unbeträchtliche
Achsenverschiebung der Südseite gegen die Nordseite
verdeckt worden. Die Beleuchtung in den
neugewonnenen Räumen wird allgemein als mustergültig
anerkannt. Für die Säle der Gemäldegalerie
ist Rot in verschiedenen Tönen und Grün als Farbe
der Wandbespannung gewählt worden, für die Ausstellungssäle
ausserdem noch ein helles Weisslich-
grau und ein diskretes Blaugrau. Das Aeussere
des Neubaues, zu dem das vortreffliche Material des
hellgrauen Obernkirchener Sandsteins verwendet ist,
hält sich in den Formen italienischer Hochrenaissance
. Unsere Abbildung a. S. 286 zeigt den Bau von
der Südseite. Die beiden Reliefs neben dem Mittelrisalit
sind von dem in Florenz lebenden Bremer
Bildhauer Georg Römer ausgeführt, der sich unter
dem Einfluss Adolf Hildebrands entwickelt hat. Am
Abend des Eröffnungstages veranstaltete die Bremer
Gesellschaft in den Parterreräumen der Kunsthalle
ein grosses Fest, dessen Erträge zu Anschaffungen
für die Sammlungen verwendet werden sollen.
LJANNOVER. Das neue Provinzial-Museum. Das
alte »Museum für Kunst und Wissenschaft« in
Hannover umfasste ursprünglich eine Reihe von
Sammlungen, welche den einzelnen für künstlerische
und wissenschaftliche Zwecke strebenden Vereinen
angehörten. Erst als die Provinz diese Bestände
übernahm und der Herzog von Cumberland seine
bedeutende Galerie alter und neuer Meister und
die wertvollen Objekte des »Weifenmuseums« zur
Verwaltung und Aufstellung hergab, wurden die
vielgestaltigen Schätze zu einer imposanten und einheitlichen
Sammlung verschmolzen. Leider Hessen
sich die Spuren der ehemaligen Zersplitterung in
dem aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts stammenden
Gebäude nicht in gleicher Weise tilgen,
im Gegenteil komplizierten die verschiedenen Um-
und Erweiterungsbauten den Grundriss und mehrten
die Unübersichtlichkeit und die Feuergefährlichkeit
des Hauses so augenfällig, dass die Ausführung
eines modernen Museumsneubaues unumgänglich
wurde. Die Stadtverwaltung, für künstlerische Zwecke
stets zu opferfreudigem Eintreten bereit, ebnete dem
Projekte dadurch den Weg, dass sie die alten Gebäude
des Museums und der Cumberland-Galerie
für 725000 M. übernahm und der Provinzial-Verwaltung
einen geräumigen, freigelegenen Bauplatz
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