Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 5. Band.1902
Seite: 299
(PDF, 174 MB)
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-*-^ö> WIENER AUSSTELLUNGEN APHORISMEN -C^=^

NIC. GYSIS del.

pietätvoll aufgestellte herrliche Böcklin
(Meeres-Idylle), welcher für die moderne
Galerie unlängst erworben wurde, ziert den
grossen Mittelsaal, der von Kolo Moser
eine koloristisch sehr schön und lebhaft
wirkende Ausgestaltung erfahren hat. Das
Ver-Sacrum-Zimmer enthält farbige Holzschnitte
des Malers Orlik, welcher in Japan
sich diese Kunst erworben und sie virtuos
ausübt, und eine Reihe von Amateur-Photo-
graphien. Die Gummidrucke Henneberg's,
eines auch in Deutschland bekannten Namens,
und die des Dr. Spitzer zeichnen sich durch
künstlerische Lösung landschaftlicher Motive
so aus, dass ihnen der Platz in einer Kunstausstellung
wohl gebührt.

Vielen Erfolg haben die Gäste aus Deutschland
. Kruse mit seiner Nietzschebüste, dann
Stuck und hauptsächlich die Münchener Vereinigung
„Die Scholle".

Die Synthese dieser XIII. Ausstellung der
Wiener Secession ist eine Steigerung der
Persönlichkeitswerte, eine Individualisierung
der Naturanschauung, basierend auf die intensiv
verarbeiteten, bleibenden Lehrwerte des
Impressionismus.

B. ZUCKERKANDL

APHORISMEN

von Joh. Jacob Mohr

Bei allem vielleicht noch enormen Fortschritt und
erweiterten Erkenntnis der Menschen muss der
Künstler und Dichter sich in ihr immer an etwas
Kindliches, Naives, Unbefangenes wenden können.
Findet er es nicht, dann wird es der Kunst zu
schwerem Nachteil gereichen.

*

Das schönste Glück des Dichters ist das erhebende
Gefühl, das er beim Hervorbringen eines Werkes empfindet
; jeder Nebengedanke an Ruhm, Beifall, Erfolg
beeinträchtigt dieses Glück.

*

In der Kunst geht aller Fortschritt bloss bis zu
einem gewissen Grade; hernach ist alles, da sich
ein Stehenbleiben nicht wohl annehmen lässt, Rückschritt
.

*

Rein und unbefangen wird selten ein Kunst- oder
Dichterwerk beurteilt und genossen; man sieht sich
immer nach einem andern um, es mit ihm zusammenzuhalten
und zu vergleichen.

*

Das eigentliche Wesen der Kunst und Poesie
wird immer in etwas Befreiendem liegen. Zuerst
aus den Fesseln der Barbarei, dann der Ueber-
bildung und in künftiger Zeit vielleicht aus der
niederdrückenden Wucht des Wissens und der Erkenntnis
.

Es unterliegt keinem Zweifel, die Kunst hat ihr
Gesetzbuch; ein grosses Genie kann es vielleicht
hier und da ändern, es erweitern; aber es ganz
ausser acht lassen, etwas seinem Geiste Fremdes
und Widersprechendes hineintragen, das darf es
nicht; es fällt ihm auch gar nicht ein, es zu thun.

NIC. GYSIS del.

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