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nicolaus gysis
diplom der olympischen spiele in athen 1896
PERSONAL- UND
ATELIER-NACHRICHTEN
A/l ÜNCHEN. Aus Anlass der vorjährigen VIII. inter-
nationalen Kunstausstellung im Glaspalast sind
vom Prinzregenten dieser Tage die nachstehenden
Auszeichnungen verliehen worden: dem Maler Prof.
Dr. Franz von Lenbach der Verdienstorden vom
hl. Michael 2. Klasse mit Stern; dem Maler Prof.
Albert von Keller der Verdienstorden vom hl.
Michael 2. Klasse; dem Maler Prof. Hans Petersen
, erstem Präsidenten der Münchener Künstlergenossenschaft
, das Ritterkreuz des Verdienstordens
der Bayerischen Krone (womit für den Genannten
die Erhebung in den Adelstand verknüpft ist);
dem Maler und Akademieprofessor Carl Marr
der Verdienstorden vom hl. Michael 3. Klasse;
dem Maler George Sauter in London der
Titel eines kgl. Professors. — Dem Architekt
Martin Dülfer wurde der Titel eines kgl. Professors
verliehen.
I
"pvÜSSELDORF. Die Giebelgruppe über dem
Hauptportal des neu erbauten Kunstpalastes, der
am 1. Mai mit einer nationalen Kunstausstellung,
zugleich mit der grossen Düsseldorfer Industrie-
und Gewerbeaussteilung 1902 eröffnet werden soll,
ist jetzt vollendet und ein vorzüglicher Schmuck
der Fassade des prächtigen Gebäudes. Die Gruppe,
ist infolge eines Wettbewerbes von dem begabten
jungen Bildhauer Karl Heinz Müller, einem
Schüler Prof. Karl Janssens, entworfen und ausgeführt
. Die Darstellung versinnbildlicht die Mission
der Kunst. Prometheus hat das dem Zeus entwendete
Feuer vom Himmel zur Erde gebracht und
die Kunst empfängt durch ihn die göttliche Flamme
der Begeisterung. Auch der Industrie und dem
Handwerk spendet die Flamme Nahrung. Die allegorische
Darstellung veranschaulicht in sinniger
Weise durch drei Putten, die sich am Feuer die
Hände wärmen, dass die Blüte der Kunst mit derjenigen
der Industrie und des Handwerks in natürlichem
fruchtbarem Zusammenhange steht. In der
eindrucksvollen Anordnung des Ganzen wie in der
Formengebung der einzelnen Figuren, in der Raumbenutzung
, offenbart sich ein gesunder und gut geschulter
Sinn für schwungvolle Darstellung und
plastische Wirkung. Die Kosten für die Herstellung
dieser Gruppe hat der Kunstverein für die Rheinlande
und Westfalen übernommen. tz.
l/'ASSEL. Dem Direktor der hiesigen Gemälde-
^ Galerie, Dr. Oskar Eisenmann, wurde der
Titel eines Geheimen Regierungsrats verliehen.
D ERLIN. Von der Akademie. Das Meisteratelier für
Architektur wird Baurat Franz Schwechten
übernehmen. 1841, zu Köln geboren ist Schwechten
Mitglied der Akademie seit 1885 und gehört auch
deren Senat an, in den auch, an Stelle des ausgeschiedenen
Prof. Eugen Bracht, für den Rest von dessen
Amtsdauer, der Maler Prof. Ludwig Passini berufen
wurde. Die aus der »Secession« ausgeschiedenen
(im letzten Heft namhaft gemachten)
»Sechzehn« werden sich heuer unter Führung von
Oskar Frenzel als eigene Gruppe und mit eigener
Jury an der Grossen Berliner Kunstausstellung beteiligen
. — Professor Franz Skarbina, der bereits
früher aus der >Secession« geschieden war, hat die
ihm angetragene Ehren-Mitgliedschaft dieser Vereinigung
, wie es heisst, abgelehnt. — Für das Melanch-
thon-Haus werden die Bildhauer Fritz Heinemann
und Richard Grüttner überlebensgrosse Statuen
der deutschen Reformatoren schaffen. — Der Architekt
Baurat Wilhelm Böckmann erhielt aus Anlass
seines siebzigsten Geburtstags (29. Januar) den Charakter
als Geheimer Baurat. - Mit der Schaffung
des vom Kaiser der Stadt Rom gestifteten Goethe-
Denkmals ist Prof. Gustav Eberlein beauftragt
worden, was eine Anzahl in Rom lebender deutscher
Künstler zu einem (berechtigten?) »Protest« veranlasst
hat.
Die Kunst fllr Alle XVII.
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