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-*-Ssö> WILHELM BUSCH
„Wen es ärgert, wen's genirt,
Dass ein Anderer poussirt:
Selben hab ich in Verdacht,
(Wenn er dürfte, wenn er könnte),
Dass er's bald nicht besser macht.'
WILHELM BUSCH gez.
„Wie so lieblich er poussirt,
Hier ist's abphotographirt."
Aus dem Karikaturen-Buch „ fung-Münchens"
zieren wagte. Schauenburg aber (der Lahrer
„Hinkende Bote") hat das Verlagsrecht von
Hallberger gekauft und die erste grosse Auflage
wurde sofort bei Ausgabe verkauft.
Nun kamen „Die fromme Helene" und die
„Bilder zur Jobsiade". Diese hat Busch
seinem Jung-Münchener Freunde Otto Bassermann
, der kurz zuvor den renommierten
Verlag seines Vaters in Heidelberg übernommen
, und an den er sich in treuer
Freundschaft fest angeschlossen hatte, übertragen
. Beide sind sich in ungeminderter, herzlicher
Freundschaft bis heute treu geblieben
und alles, was Busch seit dem Anfang der
siebziger Jahre produzierte, ist in Bassermanns
Verlag erschienen, beiden zu Ehr
und Nutzen.
Wenn die Künstlerfeste, die Jung-München
arrangierte, längere Zeit in bescheidenen
Grenzen abgehalten wurden, (Maifeste im
Kleinen und ein Tanz am Katharinentage)
mit vollständig familiärem Charakter, so
nahmen sie gegen das Ende der fünfziger
Jahre immer grössere Dimensionen an. Wer
da weiss, mit welch' einfachen Mitteln diese
Feste vorbereitet und durchgeführt wurden
und welch' nachhaltige Wirkung sie ausübten
, der kann nur mit einer Art Wehmut
an jene schöne Zeit zurückdenken, jetzt, wo
sich an Glanz und Prunk, aber weniger an
Poesie und fröhlicher Stimmung alles so zugespitzt
hat, dass nur das Volumen des
Geldbeutels darüber entscheidet, ob jemand
ein solches Fest mitmachen kann oder nicht.
Damals aber waren es wirkliche Künstlerfeste,
an denen in erster Linie fast alle Künstlerfamilien
teilnahmen, ausser diesen aber auch
die Elite der Münchener Gesellschaft.
Die erste Operette, die 1858 mit grossem
Erfolg aufgeführt wurde, war „Zuleima" von
Eduard Heinel.
Mit rastlosem Eifer machte sich Heinel
bald an eine zweite Operette, zu der Busch
das Textbuch schrieb: „Liebestreu und Grausamkeit
". Auch bewährte er sich dabei als
ganz hervorragender Regisseur. Der Inhalt
der Operette ist höchst ergötzlich. Es kommt
eine Prinzessin darin vor, die Sopran zu
singen hat. Wir hatten damals noch nicht
den Mut, ein wirkliches weibliches Wesen
als Mitwirkende in unsern tollen Kreis
hereinzuziehen, und so kam es, dass diese
Rolle der Prinzessin von einem jungen
musikfesten Schüler mit einer hellklingenden
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