Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 5. Band.1902
Seite: 320
(PDF, 174 MB)
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MÜNCHENER FRÜHJAHR-AUSSTELLUNGEN -C^=^

freundlich ins Gesicht grinst. Ihre zerschlissene
Jacke und ihr Rock, diese bunten
Fetzen — es sind kleine Meisterstücke in der
Bewältigung starker Lichteffekte. Und die Entschlossenheit
, mit der hier, in der Studie, die
Hauptwerte betont, das Nebensächliche aber der
Gesamtwirkung untergeordnet erscheint, lässt
auf einen klar abwägenden Kunstverstand
schliessen, dem auch der schwere Schritt von
der Studie zum völligen Bilde früher oder
später gelingen muss. Vielleicht ist hier
der Punkt berührt, wo sich die gute Schule
Stucks kundgiebt, wie übrigens auch im
Technischen, in einer gewissen modellierenden
Pinselführung Stucks Einfluss unverkennbar
ist.

Nicht so überraschend, aber nicht weniger
erfreulich kommen uns die zahlreichen landschaftlichen
und Interieur-Studien von Leo
Putz, von denen gleich über ein Dutzend
vorhanden sind. Meist weich und breit gemalte
Sonnenlichtbilder; einige stellen eine
junge Blondine in heller Sommertoilette in
verschiedensten Beleuchtungenund Situationen
dar, daneben rein Landschaftliches spätsommerlichen
oder herbstlichen Charakters.

christ. landenberger badende buben

Frühjahr-Ausstellung der Münchener Secession

Am besten gefällt uns darunter das ganz
weissgekleidete Fräulein mit Sonnenschirm
im Kahn (Abb. a. S. 329). Das Bildchen ist in
feinen kühlen Tönen gehalten, während in den
anderen zumeist ein warmes lichtes Gelb vorherrscht
. Unter Putz' Landschaften ist ein
herbstlich braun und gelber Biergarten mit
fallendem Kastanienlaub und ferner ein erstaunlich
einfach gegebener Blick in eine kleinstädtische
Gartenstrasse wohl das beste. Gute
figürliche Studien im Freien bringt ferner H.
Gröber, der namentlich in der Schilderung
des Seeufers und sonnendurchleuchtender Gehölze
mit verschiedenen Staffagen diesmal sehr
glücklich ist. Eine hübsche Parkscene schildert
E. Stern in einem Frühstück im Freien.
Die gleichfalls auf eine möglichst objektive
Naturwiedergabe ausgehende Richtung
Slevogts ist diesmal allein durch Ph. Klein
vertreten, der mit einer reizenden, kleinen
Aktskizze ,,Bei der Toilette" und einem lustigbunten
Strassenbild aus Mannheim ,,An der
Jesuitenkirche" die impressionistischen Tendenzen
seines Freundeskreises vortrefflich
repräsentiert. Ein paar tadellos beobachtete
Akte im Freien hat wieder Landenberger
in seinen badenden Dorfjungen geschaffen
, ein Bild gleich ausgezeichnet
im Figürlichen wie in der räumlich
wundervoll vertieften Landschaft.
Daneben hängen zwei kleinere Werke
desselben Künstlers, „Näherinnen in
einer Schwarzwälder Bauernstube",
in tiefen braunschwarzen und gelblichen
Tönen gehalten, aber nicht
weniger pastos gemalt als das Freilichtbild
. Eine ungemein luftige und
helle Wirkung erzielt Korzendörfer
in seiner Atelierscene „Bildhauer bei
der Arbeit", während er sich in einem
geschmackvollen Damenporträt —
ganze Figur in dunklem Kleid auf
gelbleuchtendem Grund als feinfühliger
Farbenkünstler erweist.

Gute Porträts, d. h. Bildnisse von
wirklichem Porträtcharakter sind im
übrigen nicht sehr häufig auf dieser
Ausstellung. Wir nennen als solche
ein flüssig gemaltes und zwanglos
arrangiertes Herrenbildnis von Götz
(Abb. s. S. 323) und Nissl's ungemein
farbig gesehenes Selbstporträt: der
Maler an der Staffelei mit einem
flüchtig und geistreich angedeuteten
Atelierinterieur im Hintergrund.

Geschmackvoll wie immer behandelt
Niemeyer den halbbeleuchteten
Innenraum, den er mit anmutiger

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