Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 5. Band.1902
Seite: 331
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-sr4^> PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN <ös^

PERSONAL- UND

ATELIER-NACHRICHTEN

JV/TÜNCHEN. Ueber den Wert oder Unwert von
Konkurrenz-Ausschreiben in Sachen der bildenden
Kunst konnte man gelegentlich eines jüngst
stattgehabten Wettbewerbs um die malerische Ausschmückung
des Rathaussaales von Wasserburg sich
wieder einige Gedanken machen. Einen schönen,
räumlich sehr glücklich proportionierten Saal von
altertümlichem Charakter, aber nicht ausgeprägten
Stils galt es auszuzieren, dessen eine Längswand
von einer Freitreppe unterbrochen wird, während
die andere, sowie die eine Schmalwand durch
breite Palastfenster eine regelmässige Gliederung
erhalten. Nachdem bereits ein Preisausschreiben der
Stadt resultatlos geblieben war, lud man fünf Münchener
Künstler zu einem engeren Wettbewerb ein:
die Maler Becker-Gundahl , L. Herterich,
v. Mann-Tiechler, Matth. Schiestl und Josef
Widmann. Nach dem übereinstimmenden Urteil der
Kritik, sowie den vielfach laut sich kundgebenden
Meinungen eines grossen und vielbedeutenden Teils
der Münchner Künstler- und Architektenschaft gebührte
der Vorzug vor den übrigen Entwürfen dem
Projekt von L. Herterich. Der auf dem Gebiet der
Figurenmalerei grossen Stils in den letzten Jahren
schon mehrfach glänzend hervorgetretene Künstler
hatte zum Gegenstand seines festlich heiteren Wandschmucks
einen Aufzug der alten Zünfte gewählt.
Eine Scheinarchitektur von Doppel-Säulenstellungen,
bei deren Entwurf der Künstler sich der Beihilfe
Gabriel v. Seidl's zu erfreuen hatte, gliedert die

Wände; und diese in Weiss und Grau gehaltene,
von Festons und Blumenkörben bunt belebte
Architekturmalerei giebt den Figurengruppen einen
schmucken Rahmen, jede einzelne zu einem geschlossenen
Bilde zusammenfassend. Man blickt
durch Bögen hinaus in eine liebliche Landschaft,
in der Gruppe um Gruppe: Metzger, Bäcker, Gärtner
und Schäffler - - auch eine Beziehung auf das für
die Wasserburger Gegend wichtige Gewerbe der
Salzstössler fehlt nicht — an dem Beschauer vorüberziehen
; alles prächtige, ehrenfeste Gestalten, mitunter
nicht ohne Humor geschildert, vorwiegend
aber festlich-grossartig aufgefasst, besonders schön
und ernst ein Herold zu Pferd, dem Zuge weit
voraus in prangenden Fluren einsam seine Strasse
ziehend. Das raumschmückende Moment kommt
vermöge der glücklichen Anordnung und des Reichtums
an schmückender Farbe in diesem Entwurf
wie in keinem anderen zur Geltung. Nächst diesem
dürfte als das künstlerisch wertvollste Projekt das
von Schiestl anzusehen sein. Es enthält historische
Darstellungen und kleine Figurengruppen in einem
kräftigen an gotische Auffassung anklingenden Stil.
Widmann bedient sich bei seinen ausgedehnten
Kompositionen von gleichfalls geschichtlichem Inhalt
sehr hübsch der neugotischen Zierformen,
wie sie die Romantik uns hinterlassen. Becker-
Gundahl brachte eine etwas illustrationsmässige
Mischung von idyllisch-ländlichen mit modern städtischen
Motiven, v. Mann begnügte sich damit, eine
Reihe von bekannten figuralen Motiven aus dem
Schatz der guten Werke unserer Väter, aus der
Hochblüte des deutschen Kupferstichs und Holzschnitts
für seine Zwecke einfach herüberzunehmen,
in der Meinung, solcherweise eine möglichste >Stil-

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