Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 5. Band.1902
Seite: 348
(PDF, 174 MB)
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wie er dem Holzschnitt eigentümlich ist. Das
wäre dann die Vereinigung der einander am
meisten widersprechenden Mittel. Es scheint
freilich, dass dergleichen noch nicht vorgekommen
ist, und es kann wohl sein, dass sich
nie ein Zeichner zu dem Experiment versucht
fühlte. Aber auch der breite, körnige Strich
der lithographischen Kreide, welcher wiederholt
zur Vervollständigung einer Kupferätzung
oder auch eines Holzschnitts verwendet wurde,
steht mit diesen Gefährten in keiner vollkommenen
Harmonie der Erscheinung. Die Verschiedenartigkeit
der Entstehung verrät sich
deutlich. Der Fettkreidestrich fährt leicht über
die gekörnte Oberfläche des Steins und haftet
nur an den am meisten erhabenen Stellen.
Der Strich der Radiernadel dagegen steht in
voller Schärfe auf dem Papier in ununterbrochener
Klarheit. Er gleicht darin dem
Holzschnittstrich, von dem er sich aber durch
grössere Beweglichkeit unterscheidet. Bei
jeder Technik empfindet das geübte Auge
noch auf dem Papier die Herkunft und die
Eigenart des Materials. Und es v/ill sie erkennen
, darin besteht eben ein wesentlicher
Teil des Kennervergnügens. Eine leichte
Schraffierung mit lithographischer Kreide
giebt eine Art von Tonfläche, welche sich

durch grössere und unregelmässiger geformte
Unterbrechungen von der Aquatinta unterscheidet
. Ausserdem scheint die erstere lose
auf dem Papier zu liegen, man könnte meinen,
dass hier ein kaum haftender Staub wäre,
der sich leicht herunterblasen Hesse, wie
z. B. ein Pastellstrich oder Kohlefleck in
einer Handzeichnung. In festerer Verbindung
mit dem Papier scheint ungeachtet seiner
porösen Luftigkeit der Aquatintaton zu stehen,
und er wird sich wegen dieses Unterschiedes
nicht ganz ungezwungen mit dem Erzeugnis
der fremden Technik verbinden. Aehnlich
widersprechend verhalten sich Holzschnitt
und gezeichneter lithographischer Ton, während
die kompakte Geschlossenheit der durch
Tuschmanier auf den Stein gebrachten und von
diesem an das Papier abgegebenen Farbe und
derjenigen, welche durch den Holzstock übertragen
wurde, einander einigermassen ähnlich
sind.

Während das Auge alle diese Materialeigenschaften
und technischen Verschiedenheiten
mit einem Blick erfasst, kann das
Wort sie nur einigermassen plump umschreiben
und darum nur andeutungsweise den
Eindruck von Unterschieden darstellen, welche
ein ruhig verträgliches Verhalten der ver-

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