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-*-^£> PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN
T EIPZIG. Um die Erwerbung von Max Klinger's
gewaltigem »Beethoven« regt es sich bereits hier
und in Wien. Als Kaufpreis werden 300000 M.
genannt. Sie, wenigstens zum Teil, aufzubringen
und so den Besitz des Werkes dem Museum der
Heimatstadt des Künstlers zu sichern, ist hier von
privater Seite eine Zeichnungsliste in Umlauf gesetzt
, an deren Spitze ein bekannter hiesiger Kunstsammler
mit 10000 M. steht.
DERLIN. Im Preisausschreiben um das Plakat
der Grossen Berliner Ausstellung erhielt den
ersten Preis nebst Ausführung Sebastian Lucius,
den zweiten Preis Karl Klimsch, den dritten
William Müller.
KRAKAU. Der Lehrer an der hiesigen Kunstakademie
, Jos. von Mehoffer, wurde zum
a. o. Professor der Zeichenschule ernannt.
FRANZ REIFF (f 11. April)
D
RESDEN. Unter dem Namen „Elbier" hat sich
eine neue Gruppe junger Dresdner aufgethan.
Mitglieder sind bis jetzt: Fritz Beckert, Arthur
Bendrat, Ferdinand Dorsch, Georg Erler, Johannes
Ufer und August Wilkens. Die Eröffnungsausstellung
der »Elbier« findet im Mai in »Schuhes Berliner
Salon« statt.
A ACHEN. Der Historien- und Porträtmaler Franz
Reiff, ein Schüler von E. Correns und Piloty,
ist hier am 11. April im Alter von siebenundsechzig
Jahren gestorben. Reiff, der der hiesigen
Technischen Hochschule seit ihrer Begründung im
Jahre 1870 als Professor für Figuren- und Land-
wilhelm trubner
schaftszeichnen und für
Aquarellmalen ange-
hörte,war Besitzer einer
umfangreichen Sammlung
von Originalgemälden
und Kopien, für
die er im Garten seines
Hauses ein eigenes Museum
errichtet hatte.
Ueber den Verbleib dieser
Sammlung dürfte
er in seinem Testament
nähere Bestimmungen
getroffen haben. Er
hatte die Absicht, sie
der hiesigen Technischen
Hochschule als
Grundstock für ein besonderes
Hochschul-
Museum zu überweisen.
Die Verhandlungen, die über den Plan zwischen der
Hochschule, der Stadt und dem Minister geführt
worden sind, scheinen aber bisher noch zu keinem
endgültigen Ergebnis geführt zu haben. S.
r\ÜSSELDORF. Am 11. April ist der Landschafts-
maier Carl von der Hellen im Alter von
neunundfünfzig Jahren gestorben. Er war 1843 in
Bremen geboren, kam 1859 nach Düsseldorf, wo er
die kgl. Kunstakademie besuchte und speziell Prof.
Oswald Achenbachs Schüler in der Landschaftsklasse
war. Dann bildete er sich unter Prof. Hans
Gude in Karlsruhe weiter aus, ging für kurze Zeit
nach Paris und Hess sich fortan dauernd in Düsseldorf
nieder. Er malte mit Vorliebe Motive
aus den deutschen Wäldern und Mittelgebirgen
, in früherer Zeit auch italienische
Landschaften. Die deutschen Waldbilder
gelangen ihm am vorzüglichsten
und diese fanden wegen ihrer poesievollen
Naturauffassung und liebevollen
Ausführung vielen Beifall. tz.
F>ARIS. Der Bildhauer Jules Dalou
ist am 15. April gestorben. Die ersten
Lehrer des 1838 in der Seine-Hauptstadt
geborenen Künstlers waren Carpeaux und
Duret. 1870 machte er als Nationalgardist
den Krieg mit und musste nach der
Niederwerfung des Kommune-Aufstandes
nach London fliehen. Von dort schickte
er sein erstes Hauptwerk, dem er seinen
Namen verdankt, das Hochrelief »Mira-
beaus Antwort an den Herzog von Dreux-
Breze« in den Pariser Salon; das Werk
wurde sofort vom Staat für das Palais
Bourbon, den Sitz der Abgeordneten-
Kammer erworben. Erst die Amnestie
des Jahres 1879 öffnete dem Freiheitskämpfer
den Weg zur Heimkehr. Dalous
Werke sind teils realistischen Inhalts
(»Brodeuse« 1870, »Berceuse« 1873, diese
erworben vom Herzog von Westminster),
teils behandeln sie mit starker dekorativer
Wirkung allegorische und antikisierende
Stoffe (z. B. zwei Reliefs zur Verherrlichung
der Republik, eine sehr umfangreiche
bacchische Gruppe etc.). Von
kühnem barockem Schwung ist sein
Delacroix-Denkmal im Luxembourg-Gar-
ten, ein glänzendes Schaustück das Denkmal
der Republik auf der Place de la
Republique. Dalous Porträtbüsten zeich-
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