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-sr4^> VON AUSSTELLUNGEN DENKMÄLER <^=u^
Mädchen« aus dem Münchener Glaspalast bekannt
sind, entpuppt sich hier als ein gewandter Eklektiker,
der Landschaften, Genre- und Märchenbilder von
sehr durchschnittlicher künstlerischer Güte produziert
. Ueber eine stärkere Begabung verfügt seine
Gattin Agnes Slott-Moeller, die den Stoff zu
ihren Bildern alten Balladen entnimmt. Man trifft
oft sehr feine Stimmungen bei ihr, einen lebhaften
Sinn für den Zeitcharakter und viel seelischen Ausdruck
. Wie sie wortlosen Schmerz in der »Gutrun
an der Leiche Sigurds«, wie sie die Empfindungen
eines Wesens mit einer Doppelexistenz in der
»Agnete«, der Braut des Wassermannes, die ihre
Mutter zu besuchen, dem feuchten Element entstiegen
ist, zu schildern weiss — das geht über
das bei Malerinnen sonst Uebliche weit hinaus. Den
symbolistischen Maler J. F. Willumsen lernt man
in dieser Ausstellung als Plastiker kennen. Das
Grabmonument eines Ehepaars, aus zwei Bildnisstelen
gebildet, die ein dazwischen sitzender Putto
mit Blumengewinden zu verbinden trachtet, ist als
Idee und in dem Ausdruck feierlicher Ruhe sehr
eigenartig. Auch die Büste eines Geharnischten,
der mit wilder Miene die Zähne aufeinanderbeisst
und furchtbare Blicke unter seinem Helm hervor-
schiesst — der Künstler bezeichnet das Werk als
>Der Krieg« — hat in ihrer primitiven Art etwas
Bezwingendes. Die schönen charaktervollen Metallarbeiten
von Mogens Ballin sind erst kürzlich
(s. April-Heft der »Kunst«) in der»Dekorativen Kunst«
ihrer Bedeutung nach gewürdigt worden. Auch sonst
giebt es hier noch allerlei Gutes an nordischem
Kunstgewerbe zu sehen. — Mancherlei Anregung
gewährt im Künstlerhause die dort stattfindende erste
Ausstellung der Berliner »Künstlervereinigung für
Originallithographie. Das Dasein dieser Vereinigung
verdankt man dem Verlage von Ad. O.
Troitzsch, der sich der Sache in allem angenommen
hat und die Künstler sehr eindringlich zu ermutigen
wusste, sich in der den meisten fremdgebliebenen
Technik zu versuchen. Ueberraschenderweise sind
dabei von jenen Malern, die zum erstenmale die
Lithographiekreide in die Hand genommen, die
künstlerisch reizvollsten Arbeiten geliefert worden.
Einige von ihnen, wie Jakob Alberts in seiner
»Alten Mühle auf der Hallig«, Otto H. Engel in
der »Heimkehr« einer kleinstädtischen Familie von
einem Ausflug, Ernst Otto mit einem getäuschten
Fuchs in einer Schneelandschaft, Baluschek in
dem »Landstreicher«, Brandenburg in einem
»Ritter Oluf«, Richard Winkel mit einer Landschaft
»Hellabrunn«, Storch mit einem »Kinderköpfchen
« und zwei Sentimentalitäten »Die Blinde«
und »Die Mutter« und Lämmerhirt in dem Schwarzblatt
»Die Oder bei Stettin« weisen Leistungen auf,
die zum Teil ihre gemalte Produktion an künstlerischer
und malerischer Haltung übertreffen. Bemerkenswertes
haben ferner Skarbina, Leistikow,
Ludwig von Hofmann und Höniger zu zeigen. Es
sind einige sechszig Blätter ausgestellt. Es muss
anerkannt werden, dass die Zahl der gelungenen
Arbeiten grösser ist als man für Berliner Verhältnisse
hätte erwarten dürfen. Wenn die Sache so
weiter geht, darf man sich sowohl für die neue Vereinigung
als auch für die Berliner Kunst freuen. —
In Caspers Kunstsalon, der für eigentliche, ständig
wechselnde Ausstellungen wenig in Betracht kommt,
sondern meist nur eine Auswahl besserer Kunstwerke
für Liebhaber führt, ist augenblicklich eine sehr
hübsche Kollektion neuer Arbeiten von Skarbina
Landschaften und Strassenbilder — zu sehen,
die den in den letzten Jahren etwas schwächlich
gewordenen Künstler in seiner alten Kraft zeigen.
Eine »Droschke« vom Berliner Gesundbrunnen und
eine Dämmerungslandschaft gehören zu den besten
Leistungen dieses geschmackvollen und feinen
Malers. Man findet hier ferner Schöpfungen von
Menzel, Liebermann, Austen - Brown, Rene
Reinicke, Paul Mathieu, G. Kuehl, Leistikow,
Block, Daubigny u. a., von denen jede in ihrer
Art charakteristisch für den Künstler ist, den sie
vertreten soll. H. R.
KÖNIGSBERG. Im Salon „Neue Kunst" fanden
wir kürzlich ein paar prächtige Bilder unseres
jetzt heimischen Landschafters Professor O. Jern-
berg »Gegen Abend« und »Auf der Weide«. Es
sind herrliche Arbeiten von einer Naturwahrheit und
Frische der Auffassung, wie man sie selten findet.
Nachdem bot uns der Salon an hundertsiebenund-
siebzig Originale zu den Illustrationen der Wochenschrift
»Jugend«. Liessen uns die guten Namen
der ausführenden Künstler nur Gutes hoffen, so
waren wir doch überrascht, so viel des Besten zu
finden. In den Originalen sind die Sachen doch ganz
anders herausgebracht als in den Wiedergaben. Bei
Teichert fanden wir nochmals eine Kollektion Aquarelle
unseres verstorbenen Prof. M. Schmidt, von
denen eine Anzahl, wie erfreulicherweise zu hören
war, bald Käufer fanden. <^>
JZ"ÖLN. Vom Kölnischen Museums-Verein wurde
für das Wallraf-Richartz-Museum das 1881 entstandene
»Familienkonzert« Fritz von Uhde's angekauft
.
DERLIN. Die in die National-Galerie aufgenom-
" mene Raczynskische Gemäldesammlung dürfte
zu Anfang nächsten Jahres wieder nach Posen überführt
werden, da alsdann der mit der Verwaltung
des Fideikommisses der polnischen Grafenfamilie
seiner Zeit abgeschlossene Vertrag abläuft und die
mancherlei Neu-Erwerbungen der National-Galerie
eine Raumerweiterung dringend erheischen.
"PvRESDEN. Für die kgl. Gemäldegalerie wurde
ein »Das Grab Mosis« betiteltes Gemälde des
im Vorjahre verstorbenen Prof. Friedr. Preller
erworben. Dem Museum in Weimar hat der Genannte
testamentarisch eine grosse Sammlung, gegen
hundertfünfzig Blatt, Skizzen und Studien seines
Vaters, meistens zu dessen grösstem Werke, den
Odyssee-Fresken, vermacht.
CTUTTGART. Die hiesige Gemälde-Galerie er-
^ warb von Prof. Friedr. Keller das Bild »Am
Feuer«; ein Gemälde F. P. Micchetti's, »Die Mittagsrast
«, wurde ihr durch Geh. Hofrat E. Seeger in
Berlin schenkungsweise überwiesen.
DENKMÄLER
ORESLAU. Für eine auf dem Königsplatz als
Gegenstück zum Bismarck-Denkmal Peter Breuers
geplante monumentale Anlage von überwiegend
plastischem Charakter ist vom preussischen Kultusminister
eine Einladung zum Wettbewerb an die
Bildhauer Prof. Peter Breuer (Berlin), Prof. Christ.
Behrens (Breslau), Prof. E. M. Geyger (Florenz), Erich
Hösel (Kassel), Wilh. Haverkamp, Ernst Freese und
Ernst Seeger (Berlin) ergangen. Für das Werk (eine
Porträtstatue ist ausgeschlossen) sind 100 000 Mk.
ausgesetzt, als finanzielle Grundlage dient einUeber-
schuss vom Bismarck - Denkmal. Jeder der konkurrierenden
Bildhauer erhält eine Entschädigung
von 1000 Mk., sollte der von der Jury späterhin
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