Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 5. Band.1902
Seite: 412
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-5-£^> WILHELM VOLZ -C^=^

ruinen, Tannenwälder, Ritter- und Gespenstergeschichte
, aber doch ins wirklichkeitentlegene
Reich der Phantasie, der Träume, der Gestalten
aus Dichtung und Sage. Aber warum
sage ich nicht kurz und einfach: Volz gehört
zu den Idealisten? Weil das Wort gerade für
ihn nur mit dem stärksten Vorbehalt gebraucht
werden kann, wenn es ihn wirklich bezeichnen
sollte. Denn freilich hat dieser Maler sich
seine Stoffe fast durchweg aus einer idealen
Welt geholt, aber immer war gerade das seine
hauptsächliche Arbeit, ihnen volle, plastische
Rundung, kräftige Realität zu geben, seine
Gestalten fest auf die Füsse zu stellen, sie
mit blühendem Fleisch und gesundem Blut
auszustatten.

Wie weit er kraft seines Stammbaumes zur
allemannischen Rasse gehört, weiss ich nicht;
die typischen Züge seiner Künstlerphysiognomie
sind echt allemannische, entsprechen
allemannischer Stammesa/zZöge und Stammes-
kultur. Anlage: das Erdfrische, Sinnenfreudige,
Weltfromme, das sich verträgt und verschmelzt
mit reicher Phantasie und idealistischem
Schwung; Kultur: Sinn und Begabung für
alles Künstlerische als Schmuck des Lebens;
ein naiveres, leidenschaftlich tieferes Verhältnis
zur Antike, als es im nördlichen

wilhelm volz

Deutschland denkbar ist; das Gefühl der
Verwandtschaft zwischen Hellenischem und
Germanischem, ein Gefühl, das auch Antike
und Christentum nicht als feindliche Gegensätze
mehr empfinden kann. All das spricht
sich bei Volz in der Wahl seiner Stoffe, wie
in ihrer Behandlung mit überraschender Deutlichkeit
aus.

Jene ausgeprägte künstlerische Physiognomie
, durch die uns heute ein „Volz" auf
den ersten Blick kenntlich ist, gewinnen seine
Arbeiten erst gegen Ende der achtziger Jahre.
Aber Gemälde, wie die „Blütenschlacht" —
vier junge Mädchen in antikem Gewand, die
in lachender südlicher Landschaft einander mit
Blumen werfen — oder „ Alberich" — der häss-
liche Nachtalf, die fischgeschwänzten, üppigen
Rheintöchter an sonnigem Gestade mit seinen
Liebesanträgen verfolgend -, und auf der
anderen Seite eine „heilige Elisabeth", die von
der Wartburg als lichte Huldgestalt herniedersteigend
, an eine kleine Gruppe von Bettlern und
Kranken ihre Gaben auszuteilen beginnt (Abb.
III. Jahrg., S. 279) - - diese Bilder zeigen nicht
nur ein inneres Fortschreiten in Noblesse der
Auffassung, die in der Halbfigur einer Lautenspielerin
„Musik" betitelt (Abb. XVI. Jahrg.,
S. 528), sogar etwas von Feuerbachs klassizistischer
Reserviertheit
annimmt
, sie bezeichnen
auch

schon die
Hauptgebiete,
in denen Volz
seinen Stoff
findet, und die
Stimmungen,
denen er in
seinem Schaffen
am häufigsten
Ausdruck
gegeben hat:
naive, derbe
Lebensfreude,
ob sie nun in
hellenischem
oder nordischem
Gewand
sich ergehe;
religiöse Innigkeit
, die in den
Gestalten der
Bibel und Legende
sich verkörpert
; und
was beide

spielende Amoretten scheinbar ge-

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