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WILHELM VOLZ SKIZZE ZUR „GRABLEGUNG"
besonders hervor. Martin Feuerstein übertrifft an
Können vielleicht alle gegenwärtigen Meister christlicher
Kunst. Deshalb ist es um so bedauerlicher,
dass für den tieferschauenden Betrachter seine Bilder
so bald erschöpft sind : eine gewisse, vornehme Konvention
lässt sie uns nicht bis ins Innerste dringen.
Dass Feuerstein bei strenger Konzentration auch
etwas Ergreifendes, Packendes, Bleibendes zu sagen
hätte, zeigen uns einzelne Köpfe, Bewegungen, Kompositionen
u. s. w. So ziemlich das Gegenteil bildet
L. Feldmann: er ist ganz Psyche; weil diese überdies
sehr eigenartig, teilweise herb und rauh ist,
wird sie nicht so allgemeine Anerkennung finden;
aber so ein Christus am Kreuz greift uns doch ins
Mark der Seele; so eine schmerzbewegte Madonna
macht auch unser Herz erzittern. Gabr. Hackl
steht vielleicht zwischen den zwei Vorgenannten:
er ist kühler als Feldmann und wärmer als Feuerstein
, dabei ein vollständig durchgereifter, hervorragender
Künstler von feinem Geschmack und zarter
Empfindung. M. Schiestl's Arbeiten muten uns
an wie die kernige, treuherzige, bisweilen unbeholfene
, aber innerliche und gediegene Art alter
Volksgebetbücher. Von den Plastikern lieferte das
Bedeutendste Georg Busch. Sein hl. Antonius hat
das überaus schwierige Problem: des Kindleins Erscheinung
als Gebetsfrucht glaubwürdig werden zu
lassen, vorzüglich gelöst. Die Wärme und Inten-
sivität glühenden Gebetes, sein sich Hingeben bis
zur ekstatischen Selbstvergessenheit kommt hier
ergreifend zum Ausdruck. Der »Posaunenengel« hat
Mark und erhabene Grösse; »St. Bonifacius« ist eine
prachtvolle Mannesgestalt, voll deutscher Kraft und
christlicher Glaubensmacht. »St. Augustinus und
Monika« bieten ein schönes Bild idealer Mutter-
und Kindesliebe. Schädler brachte eine liebliche
»Maria mit Kind«, wobei aber eine etwas zu
nonchalante Behandlung der Details störend wirkt.
W. Bolte's »Tod des hl. Ludgerus« ist edel in Form
und Gehalt, wie geschickt im Aufbau. Winker's
»Hl. Familie« wie Ueberbacher's »Kreuzigungsgruppe
« sind verheissungsvolle Anfängerarbeiten.
Die Architekturen von G. Seidl wie Hauberrisser
bestätigen den bewährten Ruf der beiden hervorragenden
Männer aufs neue. Auch Bachmann
verdient Anerkennung, wie Siber's »Gedenkblatt*
eine neue Gattung sympathisch einführt. Wir können
auch heuer die Publikation wärmstens empfehlen
und zum Eintritt in die Gesellschaft,*) deren Jahresprämie
sie ist, weiteste Kreise ermuntern. Es gilt,
das sich regende neue Leben in diesen Kreisen zu
unterhalten, die Vorwärtsstrebenden zu ermuntern
und die Werdenden zu fördern. Pp.
*) Der Jahres-Beitrag beträgt 10 M. Erfreulicherweise konnte
man für das letzte Geschäftsjahr wiederum ein beträchtliches Anwachsen
der Mitgliederzahl (von 2216 auf 2606) konstatieren, doch
kann und muss dies, wie der Jahresbericht mit Recht bemerkt,
wenn man auf die Leistungen anderer, der profanen Kunst dienenden
Vereine blickt, der Gesellschaft nur ein Sporn sein, unablässig
Umschau nach neuen Freunden zu halten. D. Red.
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