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-*-s^> VON AUSSTELLUNGEN VERMISCHTES -C^=^
ler« etabliert, die trotz ihrer starken Beteiligung
an der grossen deutsch-nationalen Ausstellung im
neuen Kunstausstellungs-Palast ihre gewohnte Frühjahrs
-Ausstellung nicht ausfallen lassen wollte und
auch hier wieder eine recht interessante Zusammenstellung
verschiedenartiger Arbeiten ihrer Mitglieder
zur Schau bringt. So umfangreich und
interessant wie ihre Ausstellungen im vorigen Jahre
ist diese natürlich nicht. Die neuesten Arbeiten
der Mitglieder dieser Künstlervereinigung sind heuer
im neuen Kunstpalast. Hier, in der Kunsthalle,
waren neben manchem neuen Bilde auch viele
ältere, die zur Komplettierung der Zusammenstellung
wieder herangeholt wurden. Der Hauptanziehungspunkt
in diesem Neubau ist die in einem der Säle,
von dem Künstler selbst eingerichtete Sonderausstellung
Constantin Meunieur. Diesmal sind es nicht
seine imposanten lebensgrossen Skulpturen, wie sie
früher hier zur Schau gebracht waren, sondern
solche in halber und weniger Lebensgrösse. Aber
auch diese wirken bedeutend durch ihre schlichte,
echte Monumentalität und Tiefe des Ausdruckes.
Wünschenswerter wäre es gewesen, wenn dieser
grosse Künstler gerade jetzt, zur Zeit der hier
veranstalteten grossen deutsch-nationalen Kunstausstellung
, eine umfassendere Zusammenstellung
seiner Arbeiten gezeigt hätte. Aber auch
die verhältnismässig kleine Zahl seiner jetzt zur
Anschauung gebrachten Werke muss jeden Kunstverständigen
überzeugen, dass er vor den Schöpfungen
eines grossen Meisters steht. Immer aufs
neue bewundern wir diese lebensvollen Gestalten,
die charaktervollen Typen der belgischen Bergleute,
Puddler, Walzwerkarbeiter und Bauern. Vorzüglich
dargestellt ist auch der alte Grubengaul, bei
dem man unwillkürlich an das alte blinde Bergwerkspferd
in Zola's »Germinal« denkt. tz.
VERMISCHTES
CTUTTGART. Gegen Ende Juni haben achtund-
^ zwanzig Stuttgarter Künstler ihren Austritt aus
der »Württembergischen Kunstgenossenschaft« erklärt
. An ihrer Spitze befindet sich Graf Kalckreuth,
Direktor der Akademie und seitheriger Vorstand der
Kunstgenossenschaft, ferner sind dabei die Professoren
der Akademie der bildenden Künste: C. Grethe,
R. Haug, Friedr. Keller, R. Pötzelberger, E. Speyer
(ausgenommen die drei Herren v. Donndorf, Käppis,
Igler), ferner die Akademieschüler, soweit sie Mitglieder
der Kunstgenossenschaft sind, und einige weitere
Künstler. Der Austritt wird damit motiviert, dass die
Gründung der»Freien Vereinigung württembergischer
Künstler« innerhalb der »Kunstgenossenschaft« ein
gedeihliches Zusammenwirken unmöglich mache.
Ueber diese letztere Gründung haben wir s. Zt. an
dieser Stelle berichtet; es sind meist einheimische
freie Künstler an deren Spitze O. Reiniger und
H. Pleuer stehen. Wie bekannt, hat diese Spaltung
bereits zu getrennten Ausstellungen geführt, indem
die »Freie Vereinigung« als geschlossene Gruppe
im Glaspalast, München, ausgestellt hat, während
die Gegenpartei daselbst nur durch ein Schwarz-
Weiss-Kabinett, in der Hauptsache aber als Gruppe
in Düsseldorf vertreten ist. Durch diesen Massenaustritt
von 28 Mitgliedern zählt die »Württembergische
Kunstgenossenschaft« statt wie bisher 98,
503
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