Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 5. Band.1902
Seite: 557
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«a«4^> DÜSSELDORFER AUSSTELLUNG <^W~

hier vereinigt liegt, vielleicht in mancher
Beziehung brach liegt, diese grosse Fülle von
feinen und künstlerisch empfindsamen Individualitäten
. Man muss etwas von begreiflichem
angeborenem Misstrauen überwinden,
um dem voll und freudig zuzustimmen. Das
ist für den fremden Beobachter eine Ueber-
raschung, viel grösser und bedeutsamer als
bei der Wiederentdeckung der Dresdener
Kunst bei der ersten von Kuehl geleiteten
grossen Ausstellung. Es ist ein ganz erstaunliches
Können, das hier herrscht. Dazu
eine ehrliche und gerade Art der Naturanschauung
; und ich meine, aus so gesunden
Quellen kann jetzt am ehesten wieder eine
grosse Kunst schöpfen. Diese Kunst hat
freilich ein ganz anderes Gesicht als die alte
Düsseldorfer Kunst und doch ist sie ihr
echtes Kind. Es ist viel Jugend und Frische,
wenn diese Jugend sich auch nicht in Kinderkrankheiten
äussert. Gegenüber dem Kokettieren
mit der altmeisterlichen Manier, wie
es jetzt schon in der Münchener Secession
einreisst, ein ehrliches Sichabplagen und ein
Jakobsringen mit der Natur. Eine überraschende
Vielseitigkeit dazu, deren Umfang
fast zu gross ist, als dass man von einem
einheitlichen Schulcharakter sprechen könnte.
Was der Technik an Keckheit und Kühnheit
abgeht, wird ersetzt durch feines und höchst
subtiles Tonempfinden.

Im Jahre 1846 klagte der junge Feuerbach
über die Düsseldorfer: Wenn sie nur nicht
alle so alt wären! Jetzt ist es das Wunderbare
, dass die Alten neue Jugend bekommen
haben, dass sie auffahren wie die Adler. Da
ist an erster Stelle Eduard von Gebhardt.
Er ist der einzige unter den Düsseldorfern,
neben dem Patriarchen Andreas Achenbach,
der europäische Bedeutung hat, obwohl er
ganz deutsch ist, niederdeutsch. Aber welches
jugendliches Feuer lebt in diesem jetzt Vier-
undsechzigjährigen. Acht Bilder und sechs
Skizzen geben einen Ueberblick über sein
Schaffen in den beiden letzten Jahrzehnten,
man hätte gern noch eine ganze Reihe seiner
wunderbaren Köpfe und Studien hier gesehen.
Und man hätte hier zusammentragen sollen,
was überhaupt von ihm zu haben war. Ausser
den bekannten älteren Stücken, dem „Zwölf-

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