Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 6. Band.1902
Seite: 186
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_06_1902/0198
^4=ö> DARMSTADT NACH DEM FEST <^=^

WANDLEUCHTER « ENTW.
VON RICHARD MÜLLER «

Vorgänge des letzten
Jahres den Anschein
gewann, Aussicht hat,
eine Kunststadt zu
werden.

Um es gleich auszusprechen
: Diese Aussicht
ist keine grosse.
Und das Schicksal der
Kolonie selberistheute
in bedenklichem Grad
zweifelhaft. Vielmehr,
es ist schon kaum mehr
zweifelhaft.

Keine Schuld soll
hier erhoben und erwogen
werden. Nur
einige Thatsachen und

Erklärungen vorzubringen
sei versucht.

Zweierlei hat zunächst
die Künstler
verstimmt. Sie durften

vielleicht erwarten,
dass die grosse Arbeit,
die sie an die Ausstellung
gewandt hatten,
fruchtbringend sein
werde, dass, auf ihre
Anregung hin im Staat
oder bei Privaten, in
der Stadt oder im
Lande, sich Bedürf-
nisseregten undäusser-
ten, die ihnen eine gesicherte
und weiter an-

Damals schrieb Richard Muther seinen
enthusiastischen Bericht im „Tag". Auch
dieser Enthusiasmus war ehrlich. Dass Rich.
Muther, vielleicht etwas allzu schnell und
allzu schroff, in einen entgegengesetzten Ton
verfiel und gegen sich selber sprach, ist kein
Beweis des Gegenteils. Die Frage ist, ob in
der Folge sein Enthusiasmus oder sein Widerspruch
dazu Recht bekam.

Doch nicht die Darmstädter Kunstleistungen
an sich und ihren Wert oder Unwert haben
wir bei dieser Fragestellung im Auge. Darüber
ist genug geschrieben worden. Nur
das Verhältnis der dortigen Künstler zur
Stadt oder zum Staat und nicht am wenigsten
zum Fürsten, interessiert uns heute.
Dieses Verhältnis aussprechen, heisst das
Schicksal der Kolonie aussprechen.

Und es heisst zugleich die Frage beantworten
, ob Darmstadt, wie es durch die

KRONLEUCHTER « ENTWORFEN VON PAUL HAUSTEIN
AUSGEFÜHRT VON K. M. SEIFERT & CIE., DRESDEN

ELEKTR. HANGELAMPE « «
ENTW. V. PETER BEHRENS

regende Wirksamkeit
in Aussicht stellten.
Es Hess sich nichts
dergleichen verspüren.
Dass sich schon der
Protektor der Ausstellung
, der Landesfürst
, trotz allem persönlich
freundschaftlichen
Verhältnis zu
den Künstlern, zu keinerlei
nennenswerten
Ankäufen für sich oder

andere herbeiliess,
wirkte auch nicht gerade
ermutigend.

Aber die Aussteller
sollten noch unangenehmere
Ueberrasch-
ungen erleben. Den
einzelnen Künstlern
waren kleine Jahrgehalte
, richtige Ehrengehalte
zugesagt, einzig
dafür, dass sie in Darmstadt
wohnten und
wirkten und also eben
Darmstadt zu einer
Kunststadt stempelten.
Diese Gehälter bezahlte
am Anfang der
Grossherzog, später
übernahm sie der
Staat. Das Organ des
Staates aber ist die
Bureaukratie. Und das

186


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