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-a-s^> PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN
ristisch vortrefflicher »Schutzengel« von Caliga,
der ein junges Mädchen vor Versuchungen behütet.
Drei vortreffliche Porträt-Medaillons von Augu-
stus Saint Gaudens, eine sehr lebendige Büste
des Schauspieler-Veteranen Jefferson von Niehaus,
eine sehr fein modellierte Figur »Narcissa« von
French und eine farbige Büste »Beatrice«, die von
großer Wirkung ist, machen die etwas kleine Summe
der Beiträge an Skulpturen aus. Allerdings ist dabei zu
berücksichtigen, daß zu gleicher Zeit die Vereinigung
von Architekten und Bildhauern
eine Sonderausstellung abhielt.
die Vorschläge für den Ankauf, das kgl. sächsische
Ministerium des Innern entscheidet darüber.
F\ÜSSELDORF. Theodor Rocholl hatte kürz-
-L/ lieh bei Schulte den größten Teil seiner Studien
und Skizzen aus dem chinesischen Feldzuge 1900/1901
ausgestellt. Es ist leicht zu begreifen, daß diese
Arbeiten während des Feldzugs unter sehr großen
Hindernissen und Schwierigkeiten entstanden sind,
nach langen Ritten und Märschen und teilweise bei
PERSONAL- UND
ATELIER-NACHRICHTEN
P\RESDEN. Einen interessanten
Wettbewerb für sächsische Bildhauer
erläßt der akademische Rat
zu Dresden, nachdem der Landtag
für diesen Zweck 20000 M. bewilligt
hat. Zur Teilnahme berechtigt sind
in Sachsen lebende oder Staatsangehörige
Künstler. Es sollen tunlichst
nur solche Künstler berücksichtigt
werden, die durch ihrTalent
die Gewähr bieten, daß sie in ihrem
künstlerischen Fortkommen dadurch
gefördert werden und einer
solchen Förderung bedürfen. Bei
dem Wettbewerb kommen nur Bildwerke
der freischaffenden Kunst
und zwar der Klein- und Kabinettsplastik
aus edlem und echtem Material
in Betracht: Statuen bis zur
Lebensgröße, Büsten, Statuetten,
Reliefs, Plaketten, Denkmünzen,
künstlerisch ausgestattete Gebrauchsgegenstände
und dergleichen
, nicht nur in Marmor, Bronze
und Edelmetallen, sondern auch
in Zinn, Elfenbein und Holz, gebranntem
und glasiertem Ton, Porzellan
, Wachs und dergleichen. In
der Regel sind Bildwerke in dem
Material einzuliefern, welches der
Künstler für die Ausführung in
Aussicht genommen hat. Sollten
jedoch dem Künstler hierdurch unverhältnismäßig
hohe Unkosten erwachsen
, so darf er seine Arbeit in
anderem Material (Gips) einreichen,
aber derart hergerichtet, daß sie
sich von der wirklichen Ausführung
in echtem Material nicht
oder doch nur wenig unterscheidet.
Das Modell muß Originalgröße haben
und erkennen lassen, daß der
Künstler seine Arbeit für ein ganz bestimmtes
Material gedacht hat. Modelle in Ton sind deshalb
ausgeschlossen. Bildwerke, welche zur Vervielfältigung
(in Bronze- oder Zinnguß, Ton, Porzellan
oder dergleichen) bestimmt sind, werden nur dann
zugelassen, wenn noch keine Vervielfältigung in
den Verkehr gelangt ist. Ueber eine etwaige Erwerbung
des Vervielfältigungsrechtes soll bei einem
Ankauf gleichzeitig mit entschieden werden. Die
Bildwerke sind, mit dem Namen der Urheber versehen
, bis Montag den 1. Dezember 1902, mittags
12 Uhr, beim Kastellan der kgl. Kunstakademie zu
Dresden abzuliefern. Der akademische Rat macht
franz von lenbach
mrs. curzon
großer Kälte. Der Aquarell-Farbkasten war Rocholl
gleich anfangs mit seinem Koffer abhanden gekommen
. Der Künstler mußte auf den Märschen irgend
erreichbare Fetzen Papier benutzen, um die Farben-
Tuben einzuwickeln und bei fast schon fertigen
Studien ein Feuer anmachen, um das zur Flüssigmachung
der Aquarellfarben nötige Wasser zu erwärmen
. Bei der Unmöglichkeit, neue Farben zu
kaufen, mußte er noch dazu mit seinem Material sehr
sparsam umgehen. Es gehörte die seltene Energie,
die zähe Willenskraft eines Künstler-Temperaments
wie dasjenige Theodor Rocholls dazu, um unter
solchen Verhältnissen eine derartige Fülle von wert-
Die Kunst für Alle XVIII.
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