Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 7. Band.1903
Seite: 80
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-sr-Ssö}- DENKMÄLER KUNSTLITERATUR -C^=^

entsproßt. Das Werk soll als ein Zierbrunnen den
Platz schmücken und zugleich als Denkmal die
Erinnerung an die glorreichen Jahre 1870 71 festhalten
. Die eigentliche Aufgabe des Künstlers bestand
darin, seiner Arbeit eine Gestalt zu geben,
in welcher der architektonische Charakter der Umgebung
sich fortsetzt und zum Ausdruck kommt.
Da der Brunnen gerade in die Achse der Straßenkreuzung
und in die unmittelbare Nähe der St. Georgskirche
zu liegen kam, so mußte der Künstler eine
Form finden, die der Betrachtung von verschiedenen
Seiten Rechnung trägt und zugleich der mächtigen
Ausdehnung der Kirche einen wirksamen, räumlichen
Kontrast gegenübersetzt. Sollte der Brunnen
nicht von den horizontal gelagerten Massen der
Kirche erdrückt werden, so mußte er in einem
senkrechten Richtungsverhältnis dazu stehen und
als ein aufstrebendes turmartiges Gebilde wirken.
Auf dem sanft gegen die Kirche zu ansteigenden
Straßenkörper erhebt sich inmitten eines achteckigen
Bassins ein kräftiger Schaft mit zwei übereinander
liegenden Schalen, gleich einem Baume, der allmählich
anschwillt und sich verbreitert und verzweigt
. Soweit die tektonische Form vorherrscht,
ist das Ganze aus Muschelkalk aufgebaut; jedoch
nach oben zu, wo die Massen abschwellen und der
steinerne Schaft sich zu einem Kegel zuspitzt, ist
auch leichteres Material verwendet. Die Spitze wird
von einem Helm aus Bronze gebildet. Leicht und
zierlich erhebt sich darüber das Abzeichen der alten
Reichsstadt, der Adler. In der Form einer reichverzierten
Gedenktafel aus Bronze hat der Künstler
auch die besondere Bedeutung als Kriegerdenkmal
zum Ausdruck gebracht; ebenso sind in den köstlichen
Bildern der vier Wasserspeier verschiedene
Arten des bayerischen Volkscharakters gedacht; dargestellt
sind z. B. der Rieser, der Dachauer und Miesbacher
in ihren eigenartigen Trachten. Das Spiel
des Wassers ist ein äußerst lebendiges; in hellen
Strahlen ergießt es sich aus den bronzenen und
steinernen Wasserspeiern und rinnt und tropft von
Schale zu Schale in das Sammelbecken. A. H.

pOTHA. Die Ausfüh-

V_J rnrln- des hj£r

rung des nier geplanten
Denkmals für Herzog
Ernst den Frommen
ist als Ergebnis einerneuen
Konkurrenz dem Berliner
Bildhauer Finkenberg er
übertragen worden. Zur
Ausführung stehen rund
30 000 M. zur Verfügung.

LJ ERFORD. Am 26. Sep-
*■ *■ tember ist hierorts
ein Denkmal des Großen
Kurfürsten, von Bildhauer
H. Wefing - Berlin geschaffen
, enthüllt worden.

CREIWALDAU. Aus
dem für das hier
zu errichtende Prießnitz-
Denkmal veranstalteten
Wettbewerb ging der Bildhauer
Josef Obeth, ein
Schüler Zumbusch und
Hellmer in Wien, als
Sieger hervor. Ihm ist
jetzt die Ausführung
des Denkmals übertragen
worden.

KUNSTLITERATUR

Spemanns Kunstkalender für das Jahr
1903 (Pr. 2 M.).

An der Spitze derjenigen deutschen Verleger,
welche die Kunst in das Volk tragen wollen, steht
seit fast einem Menschenalter Wilhelm Spemann,
der berühmte Stuttgarter Buchhändler. Sein neuestes
verlegerisches Erzeugnis ist der obengenannte
Kunst-Abreißkalender, der unter dem Motto: »Jeden
Tag ein anderer künstlerischer Eindruck — Jeden
Tag eine andere künstlerische Erinnerung — Jeden
Tag ein anderer künstlerischer Nachweis« in die
Welt geht. Auf 365 Großoktavblättern also wird
ein Abreißkalender geboten, der für jeden Tag
ein kunsthistorisch wichtiges Werk nachbildet und
mit erklärendem Text begleitet. Es liegt auf der
Hand, daß eine derartige Quelle täglichen Kunstgenusses
gerade wegen der homöopathischen Dosis
viel Anregung in die Familie tragen kann, und es
wäre daher nur zu wünschen, daß durch großen
Absatz des Jahrgangs 1903 die Weiterführung dieser
ausgezeichneten Idee auch für die folgenden Jahre
gesichert würde.

Helene Raff, M od e 11 ge s c h i ch t e n (Berlin,
Gebr. Paetel, brosch. 3 M., gebd. 4 M.).

Das erste schriftstellerische Opus einer jungen
Münchener Künstlerin, aber ein viel verheißendes.
Sieben Erzählungen sind darin vereinigt, wovon jede
beweist, daß die Malerin auch die Feder gut führt.
Trefflich sind die Münchener Modelle beobachtet in
ihrem »Aufdrahn«, Aberglauben, ihrer Eifersucht.
Ein anderer Ton wird in den beiden Pariser Modellgeschichten
angeschlagen, denen sich zwei Studienreisegeschichten
anschließen. Das Verhältnis des
Malers zu seinem Modell wird nur gestreift, dagegen
das innere Leben der Modelle vortrefflich geschildert;
man sieht die Verfasserin hat offene Augen und
vermag besonders weibliche Charaktere wirkungsvoll
zu schildern. Alles in allem ein Buch, das viel

'Freude bereitet und Anregung
bringt.

Freilicht-Aktstudien
, an den oberbayerischen
Seen aufgenommen
. (München, S. Recknagel
Nachf.) Ca. 100 Blatt
ä IV2 M., Dutzendpreis
15 M.

Es ist ein heikles Ding
um die Empfehlung photographischer
Aktstudien,
da solchen Unternehmungen
selten eine einwands-
freie, künstlerische
'Tendenz zu gründe liegt.
Obiger Sammlung darf sie
nachgerühmt werden: die
zahlreichen Proben, welche
uns aus ihr zu Gesicht
gekommen sind, bieten in
den gut gewählten Stel-
lungs- und Bewegungs-
Motiven, die sie fixieren,
ein reicher Verwertung
dienliches Hilfs- und
Studienmaterial. In ihrer
Art dürfte die umfangreiche
Serie überhaupt
wohl neu sein.

LUDWIG HABICH WASSERSPEIER
Detail vom Denkmal der Großherzogin Alice von Hessen

Redaktionsschluss : 4. Oktober 1902. Ausgabe: 16. Oktober 1902.

Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwartz.
Verlagsanstalt F. Bruckmann a.-g. — Druck von Alphons Bruckmann. Sämtlich in München.


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