Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 7. Band.1903
Seite: 102
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die verschiedenartigen Formen zu bringen, die der
Atelierbau nach Art, Schule, Nationalität und
Charakter des Künstlers in unserer Zeit angenommen
hat. — Die Einteilung in Werkstätten für
Architekten, Bildhauer und Maler ist wohl selbstverständlich
und die beiden ersten Abschnitte sind
ja rasch und einfach zu erledigen, denn die Frage
des Arbeitsraumes ist für Architekten nebensäch-
sächlich, höchstens ganz große Baugeschäfte und
Architekturbureaus ausgenommen, für Bildhauer
ist das Raum- und Lichtbedürfnis, auch die Ausstattung
verhältnismäßig gleichartig. Ganz anders
aber liegt der Fall bei den Arbeitsstätten für Maler.
Eine zusammenfassende Behandlung wird bei der
Verschiedenartigkeit der Anforderungen fast zur
Unmöglichkeit und es wäre hier wohl der Versuch
am Platze gewesen, einmal auch verschiedene Ateliergattungen
je nach den Arbeiten des betreffenden
Malers zu trennen. Die Zeit hat ja doch auch
unter den Malern eine immer weitergehende Arbeitsteilung
gebracht und ein Porträtmaler wird an ein
Atelier in der Regel ganz andere Anforderungen
stellen als ein Landschafts- oder Tiermaler. Wer
auf seiner Palette viel tiefe dunkle Farben hat, wird
auch einen dunkel gestimmten Raum voll tiefer,
dämmeriger Winkel lieben, während den Malern
des Sonnenscheins, den Pleinairisten, die Glasfläche
nicht groß, die Wände nicht weiß genug sein
können. Man vergleiche z. B. in dem Buche nur
das ca. 100 qm große Atelier von Franz Stuck mit
seiner relativ sehr kleinen Lichtquelle mit den
Glashäusern einiger besonders lichthungriger Franzosen
. Hier ein Verhältnis von Fenster zur Grundfläche
des Raumes etwa 1 : 12, dort bei Seiten- und

LOUIS CORINTH « « BILDNIS DER

FRAU DR. HALBE

Oberbeleuchtung die Glasfläche größer als der
Fußboden! Dr. Schmitt, der Verfasser des Kapitels
über Ateliers, bringt doch so viele verschiedenartige
Beispiele, hat aber meiner Erinnerung nach nie
erwähnt, was vornehmlich in dem so oder so gestalteten
Räume gemalt wird, warum diese Arbeitsstätte
gerade so geschaffen werden mußte, um der
Eigenart eines Künstlers zu entsprechen. Er überläßt
es dem Leser, dies, wenn er es kann, zu
ahnen. Mit großer Breite ist auf das Maleratelier
als selbständiger Bau oder im Einzelwohnhaus eingegangen
. Die ausführliche Einteilung nach der Beleuchtung
in Ateliers mit senkrechten, schrägen, gebrochenen
, gekrümmten u. s. w. Lichtflächen ist zu
weitgehend und sollte beträchtlich vereinfacht werden
: Oberlicht, Seitenlicht, kombinierte Beleuchtung
. Alle anderen Beleuchtungsarten kommen fast
immer von dem Platz der Oeffnung im Lach und
können je nach Höhenlage und Neigung entweder
dem Ober- oder dem Seitenlicht zugerechnet werden
. Bei Anführung recht vieler älterer wird man
manchen bedeutenden neueren Atelierbau in dem
Buche vermissen, so z. B. Lenbachs Haus, das weit
über Deutschlands Grenzen bekannt ist und sowohl
als typische Porträtmalerwerkstätte als auch für die
spezielle Eigenart des Meisters wichtig ist. Um
nur in München zu bleiben, wäre wohl noch P-of.
Hildebrands Heim zu nennen, das eine sehr bemerkenswerte
Kombination von zwei großen Bildhauerateliers
, zwei weiteren Ateliers im Obergeschoß
mit einer geräumigen Wohnung darstellt, ganz den
Bedürfnissen des Künstlers und seiner Familie angepaßt
. Der Abschnitt über Ateliergruppen, Atelierhäuser
und Ateliers in Häusern für mehrere Wohnungen
enthält viel Wichtiges und Gutes, ist aber leider
kürzer gefaßt als man es bei der Häufigkeit gerade
dieser Form in Deutschland wünschen möchte. Es
sind wohl neun Zehntel der deutschen Künstler
auf diese Art des Arbeitsraumes angewiesen und
wenn sich im Mietshaus selbstverständlich auch
eine gleichartigere Form entwickelt hat, so bleiben
doch immer noch Schwierigkeiten genug bei Unterbringung
von guten, brauchbaren Ateliers im Großstadthause
zu lösen: schlechte Beispiele giebt es
viel davon ; aber auch viel gute interessante Lösungen
z. B. in der Konstruktion von Dachateliers in großen
Zinshäusern. Davon ist aber in dem Buche fast gar
nichts erwähnt. — Das zweite Kapitel, das Schau-
pert und Walter zu Verfassern hat, handelt von
Kunstakademien und Kunstgewerbeschulen. Es giebt,
eingeleitet von einer kurzen historischen Uebersicht
über die Entwicklung des Kunstunterrichts, eine
sehr eingehende und gründliche Darstellung der
wichtigsten Bauwerke dieser Art; neben den umfangreichen
Akademien der Großstädte bringen die
Verfasser eine Reihe kleinerer Kunst- und Kunstgewerbeschulen
als Beispiele, sodann mehrere Fachschulen
, in denen nur ein Teil, eine bestimmte
Richtung des Unterrichtes obiger großer Schulen
gepflegt wird. Diese letztgenannten haben in unserer
Zeit viel Bedeutung gewonnen und die gebrachten
Beispiele ließen sich wohl um einige wichtige
Bauwerke dieser Art vermehren. Dieser Teil des
Buches darf als vorzüglich gelungen bezeichnet
werden: leichter war die Bearbeitung allerdings
auch als bei den Ateliers. — Das dritte Kapitel üher
Saalbauten und Konzerthäuser hat wieder denselben
Verfasser wie das über Ateliers. Es braucht in
dieser Zeitschrift wohl nicht ausführlich behandelt
zu werden, es sei nur gesagt, daß das darin gesammelte
und niedergelegte Material sehr wertvoll
und gut ausgewählt ist. Hätte sich nicht die Einteilung
der Saalgrundrisse in die »sechs Systeme«

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