Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 7. Band.1903
Seite: 144
(PDF, 173 MB)
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<^£^> SCHACK UND FEUERBACH

JOSE BENLLIURE Y GIL

DER ZEITVERTREIB DES JUNGEN KÖNIGS

fertig. Die Schuld daran nimmt natürlich
die Mutter auf sich: „Die Schuld des gegenwärtigen
Mißverständnisses liegt an mir
allein", so beantwortet sie Schacks Vorwürfe
gegen ihren scheinbar lässigen und
wortbrüchigen Sohn. „Was ich vermitteln

sollte, habe ich zerrissen......Ich hätte

schweigen oder eine Entschuldigung anstatt
meiner rücksichtslosen Aufrichtigkeit bringen
sollen. Nächstes Jahr wäre Anselm von
selbst auf die Vollendung des Bildes verfallen
und der Verzögerung wäre nicht mehr
gedacht worden."

Allgeyer, der von dem Kontrakt keine
Kenntnis hat, macht Schack zum Sündenbock.
Mit dem Satz „Das stärkste der Hindernisse
bildete sein Verhältnis zu Schack, das in den
letzten fünf Jahren seine künstlerische Kraft
einseitig und ausschließlich in Anspruch genommen
hatte, ohne ihn materiell zu entschädigen
", stellt er die Dinge gar auf den
Kopf. Verhindert hat dies Verhältnis nur,
daß das „Symposion" ein Jahr später angefangen
wurde. Alle großen Pläne Feuerbachs
sind zur Ausführung gelangt, ob zu
seinem Nutzen, ist fraglich. Seine Gemälde
in der Schackgalerie aber — die Früchte
jenes Verhältnisses - - gehören zu dem Eigenartigsten
und Schönsten, was das Jahrhundert
hervorgebracht hat. Allerdings möchte man

gern das „Symposion", die „Medea", die
„Iphigenie" in dieser auserwählten Gesellschaft
sehen. Aber auch in den vorhandenen
Werken hat sich der seltene Künstler in
seiner Innigkeit, Ruhe und Größe geoffenbart
. In ihnen werden künftige Geschlechter
das wiederfinden, was das Wesen der Kunst
ausmacht. Ohne Schack wären sie nicht entstanden
; ein Mäcen nach dem Herzen Allgeyers
und Feuerbachs hätte sich zur „großen
Historie" mitreißen lassen, zu den „Amazonenschlachten
", „Titanenstürzen", die Feuerbachs
Domäne nicht sind. Wäre der doch
hauptsächlich von dem Künstler verursachte
Bruch nicht eingetreten, ^so hätte dieser für
Schack noch manches seiner unnachahmlichen
„genrehaften" Bilder gemalt, die so der Welt
unwiederbringlich verloren sind. Und was
die Geldfrage betrifft, so hat Feuerbach in
fünf Jahren etwa 14 000 fl. von Schack bezogen
und außerdem noch vieles anderweitig
verkauft. „Ich fühle, daß unsere
Dankbarkeit nie groß genug sein kann", das
ist die Meinung Henriettes Ende 1868*), also
am Schluß der Beziehungen zwischen den
beiden Männern. Es ist das abschließende
Urteil der kompetentesten Richterin.

Der plötzliche Tod des großen Künstlers

") Brief an Schack vom 24. November 1868.

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