Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 7. Band.1903
Seite: 220
(PDF, 173 MB)
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VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN -

der bieten doch einen vollen Ueberblick vom Entwicklungsgange
des Meisters. Die Individualität
dieses aus derWiener Meisterschule A. Zimmermanns
hervorgegangenen Künstlers wurzelt in Düsseldorf,
allwo derselbe eine breite Naturauffassung und feines
Kolorit anstrebte. Als er dann nach Barbizon geriet,
entwickelte sich sowohl seine Vision, als auch seine
Technik noch energischer, und nun gelang ihm seine
leidenschaftliche, grübelnde, aufrührerische Seele
individueller Art auszudrücken. Seine aus dieser
Zeit stammenden, hier zum erstenmal gesehenen
Bilder, wovon jetzt das Nationalmuseum zwölf besitzt
, schließen jeden Zweifel aus, daß er — neben
Meszöly — der größte ungarische Landschafter sei. —
Die zweite Ausstellung ist die übliche Winteraus-
stellung, auf der jetzt die interessante Wahrnehmung
zu machen ist, daß die jüngere Künstlergarde Ungarns
in der Technik erstarkt und sich abklärt. »Der arme
Mann« von Adolf Fenyes, das porträthafte Bild
»Mutter und Kind« von Kernstock, des weiteren
von den Plastikern ein Studienkopf von Telcs, einige
Porträts von Ligeti sind bedeutende Schöpfungen
vom Standpunkte der Entwicklung ungarischer Kunst.
Mit vorzüglichen Stücken repräsentieren sich Zem-
plenyi, ein Genrebild mit origineller Farbenauffassung
, Ziegler, Porträts, Mannheimer, seelisch
empfundene Landschaften, Bihari, feine Farbenskizzen
, einzelne bessere Stücke aus den Kollektionen
Kann, Hary, Grünwald, Ferenczi, Bruck,
Csok, Knopp etc. — Die dritte Ausstellung ist
von PvIppl-Ronai, der in dem Merkur-Palais eine
Kollektion hochinteressanter, impressionistisch gehaltener
Bilder ausgestellt hat. B. L.

T/'ÖLN. Zweite Jahresausstellung von Werken in
Köln geborener Künstler im Kunstgewerbemuseum
, verbunden mit einer Ausstellung kunstgewerblicher
Gegenstände. Wie im Vorjahre hat

fritz erler

neues leben

sich auch diesmal die kleine Gruppe Kölner Künstler
P. Breuer, A. Deußer, F. A. Frenz, H. Froitzheim,
E. Hardt, Aug. Neven-Du-Mont, W. Schreuer, W.
Schneider-Didam und F. Westendorp eingestellt, um
eine Uebersicht über ihr Schaffen zu geben. Innen
haben sich als Gäste der Maler Rieh. Vogts und Eug.
Stibbe, sowie der Bildhauer Nicolaus Friedrich hinzugesellt
. Das für Köln hohe künstlerische Niveau ist
das gleiche geblieben, keine gemalte Trivialität, keine
Kunstvereinsverve ist von der gestrengen Jury zugelassen
worden. Wenn etwas auszusetzen ist, so ist
dies der Umstand, daß die künstlerischen Individualitäten
der Aussteller schon so ausgeprägt sind, daß
von kleinen Schwankungen abgesehen, etwas Neues
kaum geboten wird. Breuer hat einen prächtigen
Studienkopf zu einem >Adam« gesandt, Deusser's
Kolorit und feines Farbengefühl scheint sich noch
gesteigert zu haben, Frenz bringt diesmal eine
Seeschlange, die weder humoristisch ist, noch
Grausen erregen kann, Froitzheim's hellfarbige
Bilder die »Eva«, »Das Idyll« und >Die Redoute« zeigen
eine starke Neigung zum Dekorativen und haben
doch bei aller Fleischesfreude etwas Schwächliches,
die Landschaften Ernst Hardt's haben an Tiefe
und kompositionellem Geschick gewonnen. Mit einer
ganzen Anzahl vornehm aufgefaßter Porträts ist
Neven-Du-Mont vertreten, von dem auch das in
der Technik äußerst witzige Plakat stammt: zwei
rot uniformierte Kölner Funken (die Karnevalsgarde
), die einen Maler beschützen. Die Darstellung
der Tennistourniere hingegen scheint ein Problem
zu sein, das noch der Lösung wartet. Schneider-
Didam's Freude am Charakteristisch-Häßlichen ist,
nach seinen Porträts neueren Datums zu urteilen,
von denen die eine Skizze Ludwig Knaus zeigt,
etwas gemildert worden; nicht zum Schaden seiner
Kunst. W.Schreuer stellt seine eigenartige Technik
ganz in den Dienst der Schilderung vergangener
Zeiten und findet, namentlich bei dem
kaufenden Publikum, damit viel Anklang.
Westendorp's niederländische Landschaften
haben viel von der früheren
Härte der Farbengebung verloren. Von
den Gästen ist Stibbe nur mit einer
feinfarbigen Landschaft »Aus der Bretagne
« vertreten. Rich. Vogts »Spanierin
« ist kräftig und energisch aufgefaßt
. Die Statuen und Statuetten Nico-
laus Friedrich's zeigen bei aller sorgfältigen
Naturbeobachtung in der Wahl
der Motive keine glückliche Hand. Von
dem Kunstgewerbe gehört hierher das
Schachbrett der Goldschmiede Firma
»Gabriel Hermeling (Inhaber Jos. Kleefisch
). Die Figuren sind als römische
und ägyptische Krieger gestaltet, eine
Sorte von Kleinplastik, gegen die bei
aller Anerkennung der Technik nicht laut
genug protestiert werden kann. Besser ist
der Tafelaufsatz mit den beiden Leuchtern
geraten, eine nach dem Vorbild der
belgischen Goldschmiede nicht übel gelungene
Kombination von Elfenbeinfiguren
mit Edelmetall. — Das Wallraf-Richartz-
Museum hat durch Schenkung des Vereins
der Kunstfreunde ein frühes Bild Fritz
von Uhde's erhalten, das »Familienkonzert
«. Es zeigt den Künstler noch
vollständig unter dem Einfluß Munkacsys
und des Studiums der alten Meister. Die
liebenswürdige Heiterkeit dieser vielköpfigen
, musizierenden und singenden
Familie hat in der gleichgestimmten

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