Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 7. Band.1903
Seite: 224
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_07_1903/0256
-sr^)- VON AUSSTELLUNGEN VERMISCHTES

graphische Kunst gruppiert sich um einen kostbaren
Kern von Gemälden hervorragender Meister.
Der Gedanke war, die Hauptströmungen der zeitgenössischen
deutschen Malerei in ihren Führern
knapp zu charakterisieren. Dieser Gedanke konnte
selbstverständlich nur bis zu einem gewissen Grade
verwirklicht werden. Immerhin sind mit je einem
bis zwei bezeichnenden Gemälde vertreten: Andri,
Ludwig Herterich, Hölzel, Theodor v. Hörmann
, Kumt, Langhammer, Lenbach, Moll,
Stuck, Uhde und Zügel. Zwei Landschaften von
Schrötter, die in diesem Ehrensaale hängen, wirken
nicht als minderwertig, und dies will in solcher Umgebung
etwas sagen. Auch auf dem Gebiete der
Plastik und Keramik werden einige musterhafte
Arbeiten vorgeführt, so von Läuger (Kunsttöpfereien
), Rodin »Triumph der Liebe« (Marmorgruppe),
Stuck (Kleinplastik), Vallgren u. s. w. Der Grundsatz
des Kunstvereins »wenig, aber erlesen« macht
den Besuch seiner Ausstellung in der Tat zu einem
seltenen Genuß. E.

VERMISCHTE NACHRICHTEN

JV/l ÜNCHEN. Zwischen der hiesigen und der
Berliner Secession ist es durch eine an sich
rein ausstellungstechnische Sache bedauerlicherweise
zu einem offiziell erklärten Bruch gekommen. Unsere
Leser in der, auch in der Münchener und Berliner
Tagespresse vielerörterten Angelegenheit zu orientieren
, sei, knapp zusammengefaßt, das Tatsächliche
hier mitgeteilt. Die Münchener Secession ward 1893
gegründet, sie ist vorbildlich gewesen für alle aus
künstlerischen Gründen bewirkten späteren Trennungen
in der Künstlerschaft anderer Städte. Nach sechs
Jahren erst, 1899, entstand die Berliner Secession.
Stets waren auf erfolgte Einladung hin die Münchener
Kollegen auf den Ausstellungen an der Kantstraße
in Charlottenburg zu Gast, doch konnte dies, des
beschränkten Raumes wegen, naturgemäß nur in
relativ geringfügiger Vertretung geschehen: etwa
zwanzig Münchener Werke kamen in der Berliner
Secession alljährlich zur Ausstellung. Es lag auf
der Hand, daß, besonders als aus der Reichshauptstadt
der Ruf vom »Niedergang Münchens als
Kunststadt« erscholl, in der Münchener Secession
das Verlangen nach einer größeren, repräsentativen
Vertretung immer stärker ward, und daß der Vorstand
sich diesem Verlangen nicht entziehen konnte.
So erging denn auf das heuer wiederum einladende
Schreiben der Berliner Secession von München aus
die höfliche Mitteilung, daß man leider von dieser
Einladung keinen Gebrauch machen könne, und
das im Hinblick auf die Geringfügigkeit des (mit
dreißig laufenden Metern) zur Verfügung gestellten
Wandteils eines Ausstellungssaales, der nicht für
eine Vertretung mit wenigstens hundertfünfzig Werken
genüge, wie sie von den Mitgliedern der Münchener
Secession verlangt werde. Man wisse sehr
wohl, hieß es in dem Schreiben, daß die Berliner
Secession »mit dem besten Willen nicht im stände
sei, mehr Raum für die Münchener zu beschaffen«
und sei daher genötigt, sich um ein anderes Ausstellungslokal
zu bemühen. Die aus Berlin auf
dieses Schreiben erteilte Antwort war eine völlige
Absage der dortigen Secession: die Berliner Seces-
sionisten, welche zugleich Mitglieder der Münchener
Vereinigung sind, erklärten ihren Austritt, die
Münchener, welche der Berliner Secession angehören
, wurden aufgefordert, ein Gleiches zu tun.
Das der Hergang der Dinge. Die nebenher laufende
Zeitungspolemik, die von Berlin aus teilweise in
einem sehr aggressiven, die Münchener herabsetzenden
Tone geführt wurde, näher zu erörtern,
würde hier zu weit führen.

RURICH. Die bekannte Galerie Henneberg wird
" aufgelöst, da ihr Besitzer beabsichtigt, sich in
seine Heimat nach Schlesien zurückzuziehen. Aus
dem Gemälde-Bestände, der sich auf hundertundfünfzehn
Sujets im Gesamtwert von etwa einer
Million beziffert, haben neben verschiedenen öffentlichen
Sammlungen auch bereits Kunsthandlungen
Erwerbungen gemacht. So erwarb die Hermes'sche
Kunsthandlung in Frankfurt a. M. fünf Bilder von
Lenbach, dann je zwei Hauptwerke von Stuck, Menzel,
Böcklin. An die Fleischmannsche Hofkunsthandlung
in München gingen ein Galeriewerk des 7 Vautier
»Dorfwirtschaft im Schwarzwald«, dann Bilder von
F. A. v. Kaulbach, Gabr. Max, Fr. v. Defregger, Ed.
Grützner, Hugo Kauffmann etc.

l^RESDEN. Für den Bau des Dresdener Rathauses
soll ein neuer Wettbewerb ausgeschrieben werden
. Die Stadtverordneten haben diesem Beschlüsse
des Rates zugestimmt. Dieser Beschluß rührt daher
, daß der Bauplatz anders gewählt worden ist.
Vorher war in Aussicht genommen, das Rathaus zu
teilen und die beiden Teile durch Ueberbauung der
Gewandhausstraße zu verbinden. Jetzt will man
auf ein einziges Gebäude zurückkommen, so daß die
Straßenüberbrückung wegfällt. Für den Rathausbau
sind 8 Millionen Mark bereitgestellt. *

/^ÖRLITZ. Von der neueröffneten Ruhmeshalle
ist, über den Bau rein sachlich referierend, im
vorigen Heft bereits die Rede gewesen. Mancherlei
Geschmacklosigkeiten, die sich am Aeußeren und
im Innern des Baues breit machen, sind nicht
weiter gebrandmarkt worden, um nicht die Freude
an der Gestaltung des Ganzen, das gewiß nicht
ohne Verdienst, unnötigerweise zu trüben. Auch
der Umstand, daß die zur Aufnahme des »Kaiser
Friedrich - Museums« bestimmten Räume bislang
nur Bilder und andere Kunstwerke aufweisen, die
ein anständiges Museum kaum zur Ausstellung
bringen möchte, wäre nicht so schlimm, — denn
mit nichts kann man auch hierbei anfangen —,
wenn das unbegreifliche Vorgehen der Verwaltungsdeputation
und des Magistrats (die
»Ruhmeshalle« ist städtischer Besitz) uns nicht
auch die Hoffnung geraubt hätte, daß es in dieser
Beziehung jemals besser werden könnte. Zum
Direktor des »Kaiser Friedrich-Museums« hat man
nämlich in Görlitz einen Herrn ausersehen, der
seine Befähigung dazu bisher durch Leitung einer
»Fähnrichspresse« und durch literarische Versuche
auf dem Gebiete der — Prähistorie erwiesen hat.
Es besteht sonach leider alle Aussicht, daß die bisherige
dilettantische Wirtschaft in der »Ruhmeshalle«
und dem »Kaiser Friedrich-Museum« bis auf weiteres
fortdauern wird; irgend ein befruchtender Einfluß
auf die Bildung des Geschmacks und die Förderung
des Kunstsinnes, wofür hier in Görlitz viel Boden
wäre, läßt sich unter den obwaltenden Umständen
von dem neuen Museum kaum erwarten. Dies ist
um so mehr bedauerlich, als die Gründung des
»Oberlausitzer Kunstgewerbevereins« neuerdings
gezeigt hat, daß Interesse für solche Bestrebungen
vorhanden ist. Der junge Verein hat durch eifrige
und verständnisvolle Tätigkeit in den Kreisen der
Kunsthandwerker festen Boden gefaßt, durch geeignete
Vorträge das weitere Publikum herangezogen
und am Jahresschlüsse sogar schon mit achtbarem
Erfolge eine Ausstellung Oberlausitzischen Kunstgewerbes
zu stände gebracht. A. V.

Redaktionsschluß: 10. Januar 1903. Ausgabe: 22. Januar 1903.

Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwartz.
Verlagsanstalt F. Bruckmann a.-g. — Druck von Alphons Bruckmann. Sämtlich in München.


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