Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 7. Band.1903
Seite: 232
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_07_1903/0268
DAS KÜNSTLERISCHE IN DER KUNST

Von Konrad Lange

Wenn ich sehe, wie meine Theorie von der
ästhetischen Illusion, auch nachdem ich
sie in einem zweibändigen Werke nach allen
Richtungen hin begründet habe, noch immer
hie und da mißverstanden wird, muß ich annehmen
, daß mir die Gabe, meine Gedanken
klar zu formulieren, in ungewöhnlich geringem
Grade zu Gebote steht. Zwar daß die zünftige
Aesthetik das „Wesen der Kunst" ablehnen
und meine Beweise mit ganz unhaltbaren
Gründen anfechten würde, habe ich vorausgesehen
. Wann hätte die Zunft bei neuen
Theorien jemals anders gehandelt? Aber daß
auch solche, die ein persönliches Verhältnis
zur bildenden Kunst haben und in ihrer Abweisung
der inhaltlichen und idealistischen
Forderungen ganz mit mir übereinstimmen,
die Grundlage meiner Beweisführung mißbilligen
würden, darauf war ich nicht gefaßt.

peter severin kroyer

bildnis:
schando

Dieser Fall liegt z. B. bei L. Volkmann vor,
der in seinem Aufsatz über „Das Geistreiche im
Kunstwerk" („K. f. A." lauf. Jahrg. S. 153 u. ff.)
dieselben modernen Anschauungen über die
Loslösung der Kunst von allen nicht-künstlerischen
Forderungen vertritt, denen ich in
meinem „Wesen der Kunst" Ausdruck verliehen
habe, und sich dennoch mit meinem
„Realismus" und meiner „bewußten Selbsttäuschung
" nicht befreunden kann.

Es wird mir nicht schwer werden, dies auf
eine Reihe von Mißverständnissen zurückzuführen
. Ein solches ist schon die Behauptung
, man könne sich eine bewußte
und freiwillige Illusion schließlich auch vor
einem schlechten oder geistlosen Kunstwerk,
ja vor einer Photographie verschaffen, während
nur ein starker Künstlergeist seinen
Werken soviel des Eigenen einzuhauchen
wisse, daß wir seine Anschauung,
seine Stimmung, seine Empfindung
mit zwingender Gewalt uns daraus
zu eigen machen müßten. Das
kommt fast so heraus, als ob ich
die Persönlichkeit des Künstlers
gering anschlüge und meine Illusion
eine möglichst objektive Naturwahrheit
, den möglichst vollständigen
Ausschluß der künstlerischen
Persönlichkeit voraussetzte.

Genau das Gegenteil ist aber
der Fall. Gerade ich habe ganz
ausführlich auseinandergesetzt,
daß eine Photographie schon deshalb
kein Kunstwerk im höheren
Sinne des Wortes sei, weil bei ihr
„die Persönlichkeit des Künstlers
völlig ausgeschaltet", genauer
gesagt auf die Stufe eines den
chemischen Prozeß regulierenden
Handwerkers herabgedrückt
werde. Und gerade nach meiner
Theorie besteht das Wesen der
Illusion in dem Zustandekommen
zweier Vorstellungsreihen, von
denen die eine sich auf die dargestellte
Natur, die andere auf
den darstellenden Künstler bezieht
. Nur wenn beide Vorstellungsreihen
in gleicher Stärke zu
sophus stände kommen, sei, so habe ich
rph « « ausgeführt, ein rein ästhetischer

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