Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 7. Band.1903
Seite: 265
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-3-^> AUS DEN BERLINER KUNSTSALONS

Lithographien und Radierungen. Darunter Arbeiten
allerersten Ranges, die den Künstler jedem Kenner
und gewiß auch dem verständigen Publikum aufs
beste empfehlen müssen. Jedenfalls beweist die
Ausstellung, daß Münch eines der stärksten und
beachtenswertesten Talente der ganzen modernen
Kunst ist. — Neben einer so eigenartigen Persönlichkeit
hat ein Maler wie Philipp Klein bei aller
erfreulichen Begabung doch einen schweren Stand.
Klein dringt nicht tief in das Wesen der Erscheinungswelt
ein, er bleibt an der Oberfläche, auf der
heiteren Seite des Daseins, wo die Menschen sich
der schönen Natur, des grünen Waldes,
der lachenden Sonne erfreuen, spazieren
gehen oder in der Sommerfrische am
Kaffeetisch sitzen und sich's wohl sein
lassen. Der Künstler hat eine ange-
nehmenatürlicheFarbe und eineliebenswürdige
Art des Vortrags, die besonders
in Freilichtschilderungen mit Sonnenschein
zu glücklicher Geltung kommt.
Das Porträt einer in dunkler Toileite
unter dem Sonnenschirm im Walde
promenierenden älteren Dame, eine
genrehaft aufgefaßte Dame »Am Waldrand
« sind neben einem lebensgroßen
weiblichen Akt auf einem gelbbezogenen
Sopha seine besten Leistungen. Der
durch einen wohlgebildeten Körper und
einen interessanten Kopf sich auszeichnende
Akt ist besonders in der
oberen Hälfte vortrefflich gemalt. — Den
beiden letzten Ausstellungen in Ed.
Schuttes Kunstsalon fehlte es, von der
Kollektion Franz Stuck abgesehen,
von der noch die Rede sein wird, ein
wenig an künstlerischem Schwergewicht
. Die »Heiligen drei Könige« von
Uhde gehören nicht zu dessen besten
Werken. Was der Künstler an warmer
und inniger Empfindung in diesem
Bilde bietet, kommt in der flauen und
verblasenen Farbengebung nicht zur
Geltung. Für die oberflächliche Geschicklichkeit
, mit welcher der Wiener
Max Kurzweil anmutige Bildchen im
Genre Andris fabriziert, konnte man
sich ebensowenig begeistern wie für
die unpersönlichen Landschaften von
Alfred Zoff. Victor Scharf ließ
Bildnisse von der konventionellsten
Eleganz sehen, und Eugen Spiro, der
ebenfalls Porträts ausstellte, befindet
sich über das Konstruktive der menschlichen
Erscheinung beinahe ebenso bedenklich
in Unklarheit wie über das
Verhältnis dieser zum Raum. Leidlich
wirkungsvoll, aber in allem Pose, auch
in der Farbe, war das auf Grün und
Rosa gestellte Bildnis seiner Schwester.
Ernst Liebermann blieb mit kleinen Farbenstift-
zeichnungen, unter denen die mit landschaftlichen
Motiven am eindrucksvollsten waren, klug in den
Grenzen seine Begabung. Wirklich gut konnten die
Arbeiten von Henry Muhrmann, ausschließlich
Landschaften, genannt werden. Hier war Können,
Temperament und Geschmack. Besonders fein, als in
sich abgeschlossenes Kunstwerk, wirkte eine »Ebbe
an der Themse«. Vom Deck eines Fischerkahnes
sieht man über den Fluß fort auf die in warmem
Licht des Abends liegenden Häuser einer kleinen
Stadt. - - Die Ausstellung der Künstlergruppe ^Jagd
und Sport«, die sich an diese Vorführung anschloß,

interessiert immer nur ein bestimmtes Publikum. Sie
ist künstlerisch so wenig anziehend wie all die Jahre
vorher. Die Leistungen der sich beteiligenden Maler
werden durch nichts schärfer kritisiert als durch die
gleichzeitig ausgestellten Bilder zweier längst verstorbener
Künstler. Der eine davon ist Albert Brendel,
der andere Gustave Courbet. Der berühmte Schafmaler
ist durch ein »Hasendoublette« benanntes Bild
von 1876 vertreten. Eine wundervolle Schneelandschaft
am Nachmittag; eine Jägerkette darüber verteilt.
Von den dahersausenden Hasen machen zwei im Vordergrund
den bekannten Satz in die Luft. Die Be-

aubrey beardsley »the dancer's reward

Aus den Zeichnungen zu Oscar Wilde's «Salome«
Mit Genehmigung der Verlagshandlung John Lane in London

wegung ist höchst lebendig und die Tiere dabei so
brillant gezeichnet und gemalt, daß kein Wunsch
übrig bleibt. Von Courbet sind zwei kämpfende
Hirsche da. Wundervoll der dunkle einsame Wald,
durch dessen dichtes Gezweig ein heller Abendhimmel
blickt. Das Bild gehört zu den besten
dieser Art von Courbet und gibt den vorteilhaftesten
Begriff von dem, was er als Landschafter und
Tiermaler zu leisten vermochte. Mit einigem Wohlwollen
wird man auch noch gewisse Arbeiten von
Schmitzberger, Kröner und Kappstein anerkennen
können. Franz Hein hat gewiß viel
Phantasie, aber als Künstler zu wenig gelernt, um

Die Kunst fllr Alle XVIII

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