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PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN
/^ESTORBEN: In Budapest am 12. Januar der
Lithograph Samuel Winter; in München der
Maler Ludwig Hofelich; in Berlin der Bildhauer
Friedrich Ochs; in Köln am 9. Januar der Kirchenmaler
Alexius Kleinertz.
M
(t HOMAS DENNERLEIN
(gest. 24. Januar)
ÜNCHEN. Der Bildhauer Prof. Thomas Den-
nerlein ist am 24. Januar gestorben. Zu
Mitterteich (Oberpfalz)
1847 geboren, besuchte
der Verewigte die Münchener
Kunstgewerbeschule
und wurde
früh von Neureuther
zur plastischen Ausschmückung
seiner
Bauten, zunächst des
Polytechnikums; herangezogen
. Im Sinne dieses
Meisters ward Den-
nerlein Vertreter einer
strengen monumentalen
, an der Antike geschulten
Richtung. Für
das Münchener Akademiegebäude
schuf er
den großen »Kinderfries
« und die den
Bau krönende »Pallas
Athene« (Abb. I. Jahrg.,
S. 11) mit den Nebenfiguren der »Poesie« und
»Wissenschaft«. Von dem Künstler stammen ferner
die Kolossalfiguren »Feuer« und »Wasser« auf dem
Königssalon des Münchener Zentralbahnhofes, das
Stieler-Denkmal für Tegernsee, die Bronzefigur eines
Wache haltenden Pagen, die Repräsentanten der
»Chemie« und »Mathematik« an der Luitpold-Kreisrealschule
, die »Industrie« und der Giebelschmuck
an der Bayer. Hypotheken- und Wechselbank in
München und dekorative Gruppen am neuen Postgebäude
. Auch sei noch von gelegentlichen sonstigen
Einzelschöpfungen das zierliche Grabmal eines
kleinen Mädchens erwähnt, das a. S. 317 d. IX. Jahrg.
abgebildet ist. — Am
gleichen Tage starb
der durch seine liebevolldurchgeführten
und
fein gestimmten Architekturbilder
weit über
seine engere Heimat
hinaus bekannte Maler
Hofrat Prof. Friedrich
Karl Mayer. Zu Tölz
am 3. Januar 1824 geboren
, bezog der Verewigte
mit zwanzig Jah
ren die Akademie der
bildenden Künste in
München, woselbst er
sich unter Metzger und
Voit der Baukunst widmete
, zugleich aberauch
sich bei Schlotthauer
in der Malerei ausbildete
. 1848 verließ er
die Akademie und ward nach einem Aufenthalt in
Belgien 1849 Assistent des Architekten Heideloff in
Nürnberg. Dort auch fand Mayer die erste Anregung
zu seinen formvollendeten Architekturbildern, die er,
unter Krelings Einfluß, mit altertümlichen Staffagen
zu beleben pflegte. 1865 folgte Mayer einer Berufung
als Professor an die Kunstschule zu Weimar,
kehrte aber 1875 in gleicher Eigenschaft nach Nürn-
FRIEDRICH KARL MAYER
(gest. 24. Januar)
berg wieder zurück, es 1889 mit München vertauschend
. Von seinen zahlreichen Architekturbildern
, meistens Innenansichten von Gebäuden, die
von trefflicher Zeichnung und höchst malerischer
Behandlung sind, auch nur die bedeutendsten zu
nennen, würde zu weit führen. Als Architekt leitete
Mayer die Restaurierung der Heiligkreuzkirche zu
St. Johannes in Nürnberg im Jahre 1854, den Umbau
des Roten Turms bei Oberwesel am Rhein, die Ausstattung
des Schlosses >Fröhliche Wiederkunft« in
Thüringen etc. — Am 30. Januar starb der herzogl.
bayer. Hofbildhauer Johann Hautmann. Einer altbekannten
Bildhauerfamilie Bayerns entstammend,
ward der Verstorbene am 21. April 1820 hierorts geboren
und genoß seine künstlerische Ausbildung an
der Münchener Akademie unter Schwanthaler, Konrad
Eberhard u. a. König Ludwig II. hat den Künstler
bei der Ausstattung seiner Schlösser vielfach beschäftigt
. In Schloß Linderhof steht neben mancherlei
allegorischen Figuren und Gruppen von Hautmanns
Meißel eine 3 m hohe »Venus«, Schloß Herrenchiemsee
ziert u. a. der »Latona-Brunnen«. Vielerlei Kreuzigungsgruppen
, Madonnen gehören zum Lebenswerk
des Verewigten, auch entfaltete Hautmann eine
reiche Tätigkeit als Porträt-Bildner in Büsten und
Medaillons.
DOM. Einer der be-
kanntesten deutschen
Künstler, die
hier ihre zweite Heimat
gefunden haben,
der Bildhauer Prof.
Josef von Kopf, ist
am 2. Februar gestorben
. Geboren am
10. März 1827 zu Un-
lingen (Württemberg),
arbeitete er sich unter
den größten Entbehrungen
durch den Stand
eines Maurers und
Steinmetzen zum Bildhauer
empor. 1851 kam
er nach München, wo
Sickinger, dann nach
Freiburg, wo Knittel seine Lehrer waren. 1852 wanderte
er zu Fuß nach Rom, wo er durch seiner Hände
Fleiß als Möbelschnitzer den Unterhalt zum Studieren
an der Accademia S. Luca erwarb. Cornelius und Overbeck
verschafften ihm ein Stipendium und empfahlen
ihn dem König von Württemberg. Für den württembergischen
und den diesem verwandten russischen
Hof hat Kopf dann auch eine große Reihe von
plastischen Werken, meist mythologische und klassisch
antike Stoffe behandelnd, geschaffen. Von
den so entstandenen Arbeiten seien beispielsweise
erwähnt die Brunnengruppe in der Villa Oranien-
baum bei St. Petersburg, Mädchen, vor einer Eidechse
zurückschreckend, und eine griechische Tänzerin
im Lustschloß Rosenstein bei Stuttgart, zwei plastisch
verzierte Marmorkamine im Stuttgarter königlichen
Schloß und die Pietä in der neuen katholischen
Kirche daselbst. Neben solchem Schaffen lief eine
mit den Jahren immer mehr sich steigernde Tätigkeit
als Porträtist, der eine kaum übersehbare Fülle
von Büsten und Reliefs zu danken ist. Kopfs
künstlerische Tätigkeit hatte stets etwas ungemein
Gewinnendes und Einschmeichelndes an sich, was
auch seiner Persönlichkeit entsprach. Aus seinem
wechselreichen Leben hat der Künstler in einem
reizvollen Bande »Lebenserinnerungen« geplaudert,
der 1899 erschienen ist.
josef von KOPF
(gest. 2. Februar)
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