http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_07_1903/0305
VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN
VON AUSSTELLUNGEN
UND SAMMLUNGEN
joh. hautmann
(gest. 30. Januar)
iOM. Nicht weniger
als drei größere
Ausstellungen — eine
davon, wie immer, von
Weltruf — wird der
Frühling uns bringen:
Die fünfte Esposizione
Internazionale von Venedig
, dann eine Art
Landes - Elite - Ausstellung
»Mostra Romana«
in Rom; endlich die
alljährliche römische
Ausstellung der »ama-
tori e cultori«. Die venezianische
Ausstellung
wird heuer noch mehr Bedeutung haben als
früher. Bekanntlich findet dieselbe alle zwei Jahre
statt und wird ganz besonders vom Auslande reich
und gut beschickt — ja es ist bereits so weit gekommen
, daß in Venedig mehr verkauft wird als in
Berlin, München, Paris! Die Stadt hat diesem beständigen
Fortschritte Rechnung getragen und die Ausstellungsbauten
wiederum erweitert, u. a. auch einen
großen Saal für Monumentalskulptur hinzugefügt.
Ferner wird das beste, was die Porträtkunst des
neunzehnten Jahrhunderts überhaupt
geleistet, hier historisch vereinigt sein
— zweifellos eine der größten »attrac-
tions« der von Fradeletto stets so
trefflich organisierten venezianischen
»Internationalen«. Noch ein Umstand
aber ist geeignet, angenehmes Aufsehen
zu erregen: außer den Staatsund
anderen Preisen hat die Stadt
Venedig die Summe von 100000 Frcs.
ausgesetzt, womit auf der nächsten
Ausstellung Werke für die neubegründete
moderne Kunstgalerie (Pa-
lazzo Pesaro) angekauft werden sollen.
Die Eröffnung ist auf 22. April 1903
festgesetzt, und drei Tage später wird
auf dem festlich geschmückten Markusplatze
der Neubau des Campanile
beginnen. Die beiden römischen
Ausstellungen treten hinter der venezianischen
natürlich zurück. Die
übliche Frühlings-Ausstellung findet,
wie immer, im Palazzo delP Esposizione
in der Via Nazionale statt,
die neugeplante Mostra Romana in
dem niedlichen »Casino« des Pincio
und zwar unter den Auspizien von
Grosso, Kienerk, Rutelli, Coleman,
E. Ferrari, Sartorio, Carlandi und
anderer Künstler. Bth.
j^ÜRNBERG. Im Nassauerhaus hat
^ Otto F. Sippel einen im solidesten
Geschmacke neuer Kunst ausgestatteten
Salon eröffnet, der für nur kleine
Sonderausstellungen einzelner Künstler
, deren Werke kein Oberlicht und
keinen großen Raum beanspruchen,
bestimmt ist. Eröffnet wurde dieser
für Nürnberger Verhältnisse sehr
bedeutungsvolle Salon mit 24 Radierungen
des Grafen Leopold Kalck-
reuth. Kalckreuths ruhigmonumentales Erfassen
der schlichten Natur und einer schlichten Menschheit
kommt in diesen Radierungen oft überwältigend
zum Ausdruck. Sein »Dorf bei Nacht«, seine »Feldarbeiterinnen
beim Morgengrauen«, noch mehr seine
»Aehrenleserin« und seine grandiose »Regenlandschaft
« mit dem nassen Erdreich sind Blätter, die
nach ihrer technischen Leistung dem Kenner, ihrem
Stimmungswerte nach allen ernsten Betrachtern
unvergeßlich sind. — Leider steht ja der Nürnberger
selbst dem Hervorragenden, wenn es außerhalb
Nürnbergs Mauern entstanden, ebenso apathisch
gegenüber, wie er mittelmäßiges, einheimisches
Schaffen begeistert begrüßt. Wie das Bayerische
Gewerbemuseum aber bereits dem Nürnberger
Kunstgewerbe nachhaltig neues Leben eingeflößt,
so werden auch die kleinen intimen Kunstausstellungen
in Sippeis Kunstsalon im Nassauerhaus,
einem alten Wahrzeichen Nürnbergs, dem künstlerischen
Leben der veralteten Reichsstadt nachhaltige
Anregungen zuführen. Sippeis Salon ist
das Stelldichein der kritischeren Kunstfreunde geworden
, -r-
C TUTTGART. Die unter Leitung des Galerie-
^ direktors Prof. Dr. Konrad Lange vorgenommene
Neueinrichtung der Kgl. Gemäldegalerie steht
immer noch im Vordergrund des künstlerischen Interesses
unserer Stadt. Wir haben schon während des
Umbaus über einen kleinen Teil der Neueinrichtung
berichtet; seither ist indessen die ganze umgeänderte
mariano benlliure konig alfons xii. von spanien
(Für das Madrider National-Denkmal)
269
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_07_1903/0305