Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 7. Band.1903
Seite: 302
(PDF, 173 MB)
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-sr^£> WILHELM VON RÜMANN

sehr an den Stoff und Gegenstand gebunden,
als daß er sich ganz der Ausgestaltung des
Problems hingeben konnte. Zwar hatte er
schon einigemale in der Ausführung von Grabmalen
mit einer gewissen Unabhängigkeit sein
Formgefühl betätigt. Aber keine dieser Figuren
gelang ihm so gut wie die Statue eines
nackten, sitzenden Mädchens, die 1901 auf
der VII. Internationalen Ausstellung im Glaspalast
zu sehen war und die jetzt der Berliner
Nationalgalerie angehört (Abb. s. S. 298 u. 308).
Solche Arbeiten sind immer das Resultat
glücklicher Stunden, wenn freie Muse und
Liebe zur Sache den Künstler zum Schaffen
anregt. Das Mädchen sitzt mit aufgestützten
Armen auf einem Steine. Durch dieses Aufstützen
wird der Oberkörper straff angezogen,
Brust und Schultern erscheinen in schöner
Vollkommenheit. Durch eine gefällige Anordnung
in der Stellung der Füße treten besonders
die schöngebildeten Knie hervor.
Der Kopf erhebt sich in freier ungezwungener
Haltung über den Schultern und bekrönt
anmutig den jugendlichen Körper. So
streng nun die plastische Einheit der Form
in dem begrenzten Gegenstandsbilde festgehalten
wird, so reiche und mannigfaltige Anregung
erwächst unserer Vorstellung.

Scheint dieses Marmorbild an lyrisch gefühlte
Stimmungen anzuklingen, so gibt eine
erst kürzlich vollendete Figur, ein Grabmal

W. VON RÜMANN »DIE POESIE«

Vom Rückert-Denkmal in Schweinfurt

W. VON RÜMANN ««« SKIZZE ZUM RÜCKERT-

DENKMAL IN SCHWEINFURT

für die Familie Jaenisch (s.S. 315), ein Bild
vollkommener Ruhe wieder. Dieser Eindruck
wird schon erzielt durch den Kontrast der
auf horizontaler Basis aufrecht sitzenden
Figur; die gesenkten Arme, die geschlossenen
Füße und der Rhythmus der Draperie verstärken
noch diese Wirkung.

Hält man bei der Betrachtung derartiger
Denkmale den Begriff der Erinnerung an das
Leben fest, dem der Künstler in idealer Form
Ausdruck verleihen soll, so mutet die realistische
Durchbildung einer Porträtfigur für den
gleichen Zweck etwas befremdlich an. Und
um eine solche handelt es sich bei dem
Grabmale, das dem Andenken der Herzogin
Ludovica von Bayern gewidmet ist (Abb.
s. S. 305). Es zeigt uns, wie der Künstler in
seiner Formgebung vor allem auf die Imitation
der Natur hinarbeitete. Man sieht gerade
in dieser Schöpfung, bis zu welcher Vollkommenheit
in der Wiedergabe realistisch und
stofflich gefühlter Details er fortgeschritten
war. Als ein charakteristisches Werk der
naturalistischen Richtung in der modernen
Skulptur hat es in der Münchener Glyptothek
Aufstellung gefunden.

Bei der Betrachtung einiger Porträtarbeiten
Rümanns berühren wir diejenige Schaffenssphäre
, in welcher die naturalistische Richtung
wohl ihr Bestes geleistet hat; auch

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