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-5r4^> ein neues verfahren für kunstguss <^=^
Kunstwerkes, wenn dasselbe so beschaffen
war, daß es für den Guß in Stücke zerlegt
werden mußte, — das Ueberciselieren dieser
Nähte und das Fortnehmen der Gußkanten nach
den Bindestücken, deren Ueberciselierung etc.
Dasselbe gilt für den Guß in Metallstückformen
, den man besonders beim Guß von
Kunstwerken in leichtschmelzbaren Legie-
W. VON RÜMANN EIN MÄDCHEN
(Siehe auch die Abbildung a. S. 298)
rungen verwendet, wie bei den sogenannten
„Pariser" und „Wiener" Bronzen, die aus
einer Legierung bestehen, in denen Zink der
Hauptteil ist, und die man dann mit Kupfer
galvanisiert, um ihnen das Aussehen von
Bronzen zu geben.
Das andere Prinzip oder das Ganzformen
auf dem Modell, das zum Ausschmelzen bestimmt
ist, ist in der Theorie unvergleichlich
einfacher und hat außerdem den großen Vorteil
, daß es nach dieser Theorie zum Ziele
führen kann. Aber Theorie und Praxis sind
nun einmal nicht ein und dasselbe, so auch
hier. Viele Künstler und Techniker haben im
Laufe der Zeit diese Theorie mit der Praxis
in Uebereinstimmung zu bringen versucht.
Wechselnd ist das Glück gewesen und viel
ist gedacht und versucht worden, um das
gewünschte Ziel zu erreichen. Indier, Chinesen
und Japaner, auch Griechen, Italiener
und zuletzt Franzosen haben seit urdenk-
lichen Zeiten an dem System geflickt, um
dieses Prinzip durchzuführen, aber trotzdem
ist man nicht weiter gekommen, als daß das
Resultat der Arbeit gar zu sehr vom Zufall
abhängt. Diesem ist es zuzuschreiben, wenn
ab und an recht gute Resultate erlangt sind,
aber es ist doch eine schlechte Hilfe, wenn es
fraglich ist, ob man von vornhein auf ein gutes
Resultat bei seinen Arbeiten rechnen kann.
Die Japaner sind bekannt dafür, daß sie
es am weitesten in der Kunst des Metallgusses
nach dem Ausschmelzverfahren gebracht
haben. Auch die Italiener der Renaissance
haben verschiedene schöne Proben von
glücklichen Resultaten hinterlassen. In unserer
Zeit haben die Franzosen und selbst die
Deutschen verschiedene Beweise von der
Gunst des Glücks bei solchen Güssen aufzuweisen
und sowohl in Paris wie in Italien
und Deutschland gibt es verschiedene größere
und kleinere Kunstgießereien, die fast ausschließlich
mit dem Ganzformsystem arbeiten.
Im allgemeinen wird aber in diesen Gießereien
an den gegossenen Kunstwerken nicht
minder zusammengesetzt, geflickt, gemeißelt,
gefeilt und ciseliert als in denen, in welchen
man ausschließlich mit dem Bindestückformsystem
arbeitet.
Da es sich beim Ausschmelzverfahren als
zu schwierig erwiesen hat, durch Verbesserung
des alten Systems zu exakten Resultaten
zu gelangen, sind die nun durchgeführten
Experimente zur Erreichung dieses Zieles
so durchgreifend gewesen, daß daraus ein
ganz neues System entstanden ist. Dieses
vereinfacht nicht nur das ganze Verfahren,
sondern gibt vor allem „regelmäßig die denkbar
besten Resultate".
Das für Ausschmelzmodelle bisher angewandte
harte, zum Modellieren unhantierliche
Material ist ersetzt durch ein neues, das
nicht nur weich und im höchsten Grade angenehm
zu modellieren ist, sondern auch
leicht aus der zum Ausschmelzen bestimmten
Gußform ausschmilzt.
Die Konsequenz hiervon ist eine ganze
Reihe von Veränderungen und Vereinfachungen
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