Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 7. Band.1903
Seite: 391
(PDF, 173 MB)
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-^^> VON AUSSTELLUNGEN C^=u^

AUGUST HUDLER

PLAKETTE (vergl. S 363)

unseres in Berlin lebenden Landsmannes Martin
Gscheidel vor, die zur großen Ausstellung zu
spät gekommen waren und daher dort nicht mehr
angenommen werden konnten. ^

p\ARMSTADT. Im Kunstverein hatte während
*-* der letzten Wochen die Karlsruher Kunstgenossenschaft
eine Korporativausstellung veranstaltet,
die als Vorläuferin ähnlicher Unternehmungen der
badischen Künstler freudig begrüßt wurde. Ihre
wertvollsten Gaben waren interessante Porträts von
Otto Propheter und Caspar Ritter. In der
ersten Aprilwoche wurde im Kunstgewerbemuseum
eine umfassende Nachlaßausstellung zum Gedächtnis
an den im Herbst vorigen Jahres so tragisch
aus dem Leben geschiedenen Patriz Huber eröffnet
, die bis Ende Mai währen soll. Sie gibt
eine Ueberschau der ganzen künstlerischen Entwicklung
Hubers von seinen ersten Mainzer und
Münchener Studienjahren bis zur eigentlichen Höhe
seines Schaffens, der Tätigkeit für die Ausstellung
der Künstlerkolonie im Jahre 1901 und führt sogar
noch bis in die nur wenige Wochen umfassende
Zeit seines Berliner Aufenthaltes hinein. Die außerordentliche
Vielseitigkeit der Begabung Patriz Hubers
tritt dank der geschickten Anordnung des Ganzen
trefflich hervor. Prof. Ludwig Habich ist von
der Witwe des jüngst verstorbenen einheimischen
Dichters Gottfried Schwab mit der Ausführung
eines Grabdenkmals für ihren Gatten beauftragt
worden. -r-

DARIS. Ehe ich von den »Independantsz erzähle,
* möchte ich noch ein paar interessante Ausstellungen
in der rue Lafitte wenigstens kurz notieren.
Odilon Redon (12. bis 26. März bei Durand-Ruel)
zeigte einige neuere und ältere Arbeiten, die vielleicht
mehr als seine phantastischen und symbolistischen
Sachen geeignet sind, für diesen delikaten
Outsider zu interessieren. Es waren zu sehen ganz
schlichte, feine Naturstudien, die fast ängstlich jede
Eigenart vermeiden, und dekorative Farbenspiele

von extremer fast spleeniger Eigenart, die wie Hallu-
cinationen wirken, die an jene beängstigenden
Träume erinnern, die der Held von Huysmans ä
rebours unter seinen Orchideen erlebt. In demselben
Buche sind ein paar sehr lebendige Zeilen
über den Meister nachzulesen, der endlich einmal
ein wirklicher, echter Mystiker ist: im Grunde gewiß
eine sehr einfache, stille Seele, die in den
Kunstformen der Natur Geheimnisse des unbekannten
Gottes flüstern hört. Redon ist ein entzückender
Dekorateur, und ein Kunstfreund, der das begriffen
hat, ließ sich von ihm die Wände seiner
Villa schmücken. Mit der Bedingung übrigens, daß
jedes naturalistische Motiv auszuschließen wäre.
Diese Wände stelle ich mir wie Stickereien vor,
wenigstens nach den hier ausgestellten Proben, und
es müßte noch stilgemäßer sein, in diesem Sinne
Decken, Kissen, Gewänder ausführen zu lassen.
Die Seltsamkeit seiner Koloristik läßt sich mit Worten
nur eben andeuten, so ein Pastell wirkt etwa
wie ein ins Riesenhafte vergrößerter Flügel eines
tropischen Schmetterlings. Aber er inspiriert sich
ebenso auch an dem Schimmern einer Wasserspiegelung
oderan einem lichtdurchfluteten gotischen
Kirchenfenster. In derselben Zeit lernte ich bei
Bernheim einen jungen Südfranzosen, Seyssaud,
kennen und schätzen. Die ganze Pracht und Glut
der Provence schwelgt in seinen Bildern. Er malt
Felder, Gärten, Aecker, Fernblicke über Hügel;
ein wildes, saftiges Mineralgrün, ein jauchzendes
Carmoisinrot kehrt immer wieder, die Zeichnung
hat einen gewissen kühnen, derben Schmiß und
drückt plastische Bewegung in Terrain, Figuren,
Wolkenzügen mit festen, lebendigen Strichen aus.
Dieser junge Mann, der vor zehn Jahren noch die
Herden seines Dorfes hütete, wird sehr bald einen
guten Namen haben, den man schon jetzt sich
merken kann. Diese Ausstellung wurde am 2. April
von einer Kollektion Impressionisten abgelöst, die
Gelegenheit gibt, einige in Privatbesitz verborgene,
zum Teil wenig bekannte Meisterwerke zu studieren.
Von Manet sieht man den Jungen mit den Kirschen,

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