Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 7. Band.1903
Seite: 408
(PDF, 173 MB)
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_07_1903/0458
-sr4^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN -C^u^

Freundeskreis für die Wiederbelebung und zeitgemäße
technische Ausgestaltung der Lithographie da viel
Ersprießliches geleistet. Die zweite Technik, welche
von dieser Schule mit Eifer gepflegt wird, ist der
Originalholzschnitt, mit Handabdrucken in Wasserfarbe
nach der Art der unübertrefflichen japanischen
Vorbilder. Die Künstler stellten eine besonders
reizvolle Folge von fünfzehn Blättern in dieserTechnik
her, welche durchweg ein weit fortgeschrittenes
Können auf dem Gebiete verrieten. Auch einige
Blätter eines in gleicher Weise auszuführenden
„Pflanzenwerkes" haben feinen Reiz, freilich mehr
für den Menschen von künstlerischem Geschmack
im allgemeinen, als für den Botaniker im Speziellen.
Eine reiche Auswahl von Originallithographien und
Holzschnitten, sowie Entwürfe hierzu brachten
Neumann und Braumüller. Der erste interessiert
namentlich durch seine Serie Cittä morta,
Venetianerbilder, unter welchen wieder die schlicht
und groß gesehenen Architekturen zu rühmen sind,
dann durch die Arbeiten aus den Kollektionen Bergtanz
, Die Kunstarmen, etc. Braumüller zeigt
sich auf allen einschlägigen Gebieten bewandert
und zugleich als feinsinnigen Zeichner und Koloristen.
In einem zweiten Raum waren zahlreiche Arbeiten
ausgestellt, welche den Lehrgang jener Schule und
die verschiedenen hier geübten Techniken systematisch
veranschaulichten. fo.

A/\ AGDEBURG. Es ist nicht mehr zu leugnen:
allmählich beginnt die Saat der neuen Zeit

wilhelm trübner

Ausstellung der Berliner Secession

postillon

auch hier aufzugehen. Und wenn man sich die
Kunstausstellung im Städtischen Museum ansieht,
dann will es einem sogar scheinen, als sprieße
das künstlerische Leben hier besonders reich und
fruchtversprechend auf. Denn die meisten Werke
der Ausstellung entstammen der Phantasie und
den Händen einheimischer Künstler. Da ist in
erster Linie Paul Bürck zu nennen, früher
einer der sieben der Darmstädter Künstlerkolonie.
Schon damals versprach seine Kunst viel. Aber
man darf von ihr sagen, daß sie mehr noch gehalten
, als sie versprach. Man erstaunt über die Vielseitigkeit
des Künstlers: Alpenlandschaften von
einer wundervoll großen Auffassung, Porträts voll
psychologischer Feinheit und dann phantastische
Blätter, die einen erstaunlichen Reichtum an Dichterkraft
zeigen, geben den Beweis, daß wir es bei
Paul Bürck mit einer Künstlernatur zu tun haben,
die sich nicht an dem Ruhm genügen läßt, gute
Dekorationen und brauchbare Entwürfe für das
Kunsthandwerk geliefert zu haben. Neben Paul
Bürck treten Hans und Fritz von Heider, die
sich von der Schongauer Künstlerfamilie von Heider
abgezweigt haben, um in Magdeburg festen Fuß zu
fassen. Ihre keramischen Leistungen sind von der
Pariser und von der Turiner Ausstellung her bekannt
genug. Neu ist wohl nur die Art der Verwendung
von bemalten Fliesen für das Mobiliar der
Zimmer, wie Fritz von Heider dies an mehreren
interessanten Beispielen vorführt. Ihn hat seine
Vorliebe für Tier-Stilisierungen auf den Gedanken
gebracht, an kräftig gehaltenen Büfetts
und Kredenzen Truthähne und Pfauen in
strenger Linienführung auf glasierten und
zum Bilde zusammengesetzten Fliesen zur
Anschauung zu bringen. Die violetten und
schwarzgrünen Töne dieser eingelassenen
Bildflächen wirken in dem grün gebeizten
Holz eigenartig reizvoll. Hans von Heider
ist unter die Maler gegangen, oder vielmehr
er ist zu ihnen zurückgekehrt und
hat allerlei Ausschnitte aus der Alpenwelt
stimmungsvoll wiedergegeben. Aehnliches
hat auch Paul Lang getan, aber den Nachdruck
muß man bei diesem Künstler auf
seine kunstgewerblichen Entwürfe legen.
Paul Lang stammt ebenso wie seine Gattin
und eifrige Mitarbeiterin Minna Lang aus
Darmstadt und es ist nicht zu leugnen,
daß die Einwirkung der Künstlerkolonie
auf ihre Kunst eine sehr starke gewesen
ist, ohne jedoch die Sonderbegabung auszuschalten
. Von Paul Lang und seiner Frau
sind Tapeten, Stickereien, Portieren, Damastdecken
, Handwebereien und Schmucksachen
in reicher Fülle ausgestellt, lauter
Arbeiten, die von feinem Farbensinn und
einem weichen Liniengefühl sprechen.
Herber und in ihrer ganzen Struktur
strenger sind die kunstgewerblichen Geräte
und Möbel, die Albin Müller -
früher in Dresden — zur Ausstellung gebracht
hat. Es liegt über allen Schöpfungen
, die nach seinen Entwürfen gemacht
sind, eine eigene kühle Atmosphäre.
Ihm eignet keine überschäumende Phantasie
, sondern ein vortrefflich geschultes
Denkvermögen. Es ist ein Vergnügen,
die praktische Sachlichkeit der vielen
Neuerungen nachzuprüfen, die einem an
seinen Entwürfen und an den Ausführungen
auffällt, und die sich selbst auf die
Flächenverzierung erstreckt. — Das Erfreu-

408


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_07_1903/0458