Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 7. Band.1903
Seite: 412
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-sr4sö> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

dach auftauchen, auf denen, wie ein Abschiedsgruß
des Lebens, ein schwacher Widerschein der sinkenden
Sonne liegt, wie hier in den Bildern »Prittlbach
« und »Etzenhausen«:, oder gar ein blauer Himmel
irgendwo lächelt. Indessen haben auch Dills
andere Bilder ihre großen Reize, und ihre vornehme
, geschlossene dekorative Wirkung ist einfach
unbestreitbar. Leider wird der Eindruck der interessanten
Vorführung durch die Uniformität der
breiten silbernen Rahmen nicht unerheblich geschädigt
. Felix Borchardt bemüht sich schon seit
langen Jahren darum, bemerkt zu werden. Er hat in
Berlin und Neapel, in Dresden und Paris gemalt,
alle Moden und Mödchen mitgemacht und doch nie
seinen Zweck erreicht. Auch diese Ausstellung, in
der er sich mit zahllosen Arbeiten als Landschafter
und Porträtist, als Marine- und Genremaler und
zum Teil als Neoimpressionist produziert, beweist,
daß ihm das beste zu einem bemerkenswerten
Künstler fehlt: die Persönlichkeit. Er malt wie alle
möglichen Künstler, nur schlechter und trivialer und
ist seit der Zeit, da er mit seiner riesengroßen
»Disputation im Kloster« vor der Oeffentlichkeit
erschien, um keinen Schritt vorwärts gekommen.
Gegen diese fade, äußerliche Kunst wirkt der »Meergreis
« von Hans Thoma, den man hier nach längerer
Pause einmal wiedersieht, durchaus als Erfrischung
und Erhebung. Er gehört sicher unter
die besten Bilder des berühmten Küntlers. Außerdem
glänzt hier noch ein kostbarer Schreyer aus
der geschätztesten Zeit des Künstlers, eine »Wallachische
Post«, in der ein Gendarm in weißem, rotverziertem
Mantel sitzt und die, von sechs von einem
rabiaten Kutscher angefeuerten prachtvollen Pferden

josef block

Ausstellung der Berliner Secession

gezogen, auf aufgeweichten Wegen und durch Wasserpfützen
dahinjagt. Höchst interessant sind die hier ausgestellten
Dekorations-, Kostüm- und Scenenentwürfe,
die Louis Corinth in Gemeinschaft mit dem Maler
Impekoven für die hiesige Aufführung von Maeterlincks
»Pelleas und Melisande« hergestellt hat. Der
Ehrenanteil an dieser Arbeit gebührt ohne Zweifel
Corinth; denn die meisten Blätter rühren von ihm
her und liegen auch, wovon man sich durch den
Besuch des Theaters überzeugen kann, den Bühnenbildern
zugrunde. Hans Rosenhagen

/^RAZ. Die Frühjahrssaison brachte eine vom
Verband österreichischer Museen zusammengestellte
Stickereiausstellung und eine Porträtausstellung
des Salonmalers pirsch, dessen Bildnisse
wegen ihrer großen Aehnlichkeit sich hierorts großer
Beliebtheit erfreuen. Malerische Qualitäten lassen
die ziemlich phantasielos nebeneinandergesetzten
Lokaltöne selten aufkommen. Der » Verein bildender
Künstlen, der recht rührig eine ständige Verkaufshalle
mit freilich größtenteils wenig hervorragender
Kunstware offenhält, bereitet zum ersten Male eine
Spezialausstellung geladener Gäste vor, was gewiß
erfreulich ist. Freilich wird man in Zukunft auch etwas
weiter greifen müssen als auf den Wiener *Hagen-
bundi, umsomehr als der »Steiermärkische Kunst-
vereint, der vor einigen Jahren so lebendig einsetzte,
ersichtlich beschaulicher geworden ist. Er hat in
seiner Frühjahrsausstellung zwar einen feinen Saal
»Scholle«. (Georgi, Münzer, Weise, Erlf.r u. a.)
und neben einigen Arbeiten des »Grazer Künstlerbundes
« ein großes (älteres) Bild des hier lebenden
Schad-Rossa gebracht, im übrigen aber auch recht
viel Minderwertiges zu Worte kommen
lassen. Allerdings würde ihn, wie die Verhältnisse
hier liegen, ein Zurückstellen
seiner rein künstlerischen Grundsätze
finanziell außerordentlich kräftigen. e.

CTUTTGART. Porträt-Ausstellung im
^ Königsbau. Eine Porträt-Ausstellung,
zusammengestellt aus dem Privatbesitz
württembergischer Familien, das ist z. Zt.
das künstlerische Ereignis in Stuttgart und
es ist ja gewiß nur zu loben, wenn ab und
zu die in den Familien begrabenen Kunstwerke
der Oeffentlichkeit auf kurze Zeit
zugängig gemacht werden. Freilich, den
Plan, nach rein künstlerischen Grundsätzen
eine Porträt-Ausstellung des neunzehnten
Jahrhunderts zusammenzustellen, hat man
bald fallen gelassen und den Nachdruck
vielfach auf die Persönlichkeit des Dargestellten
verlegt. Es ist dies sogar mehr
geschehen als gut ist; man spricht davon,
daß in einem Fall:

»Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
In der Ausstellung beisammen sind«.
Indes, auch derjenige, der in einer
solchen Darbietung nicht seine Urgroßväter
, sondern Kunstwerke sucht, wird
nicht ganz um seine Rechnung kommen,
enthält doch die Ausstellung nicht weniger
als zweiundzwanzig lenbachs, darunter
das Pastellporträt einer alten Dame, das viel
weicher und anmutiger ist als man es von
ihm gewohnt, ferner Bildnisse von Ma-
kart, Schwind, Canon, Wilh. und
F. A. v. Kaulbach, Stuck u. a. m. Den
Clou der Vorführung erblicken wir in
verschiedenen alten Meistern aus dem Besitz
des Herzogs von Urach; dieser gelb-

studie

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