Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 7. Band.1903
Seite: 428
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DIE GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG

essante Sammlung der klassischen französischen
Impressionisten aus Paris verschrieben.
Die Berliner Secession darf auf diesen Erfolg
ihres Vorgehens gewiß stolz sein. Die Arbeiten
der Amerikaner sehen, wie immer,
sehr anständig aus, hervorragend gut ist nur
weniges. Dazu gehört in erster Reihe
Shannon's Porträt des Mr. Phil. May, der
im roten Jägerrock, Cylinder und Zigarre in
den braun behandschuhten Händen, mit einem
ältlichen, bartlosen, roten Gesicht vor einem
schwarzbraunen Hintergrund steht, ferner
Gari Melchers' von Velazquez stammender
„Mann im Mantel", Louis Loeb's seelisch
belebtes, düsteres „Bildnis von Israel Zang-
will" und Sargent's Bildnis eines jungen,
französischen Komponisten Leon Delafosse,
dessen zartes, mädchenhaftes Aussehen den
Künstler bewogen hat, von seinem virtuosen
Strich abzusehen. Man möchte dieses Porträt
fast süß nennen. Auch Caroll Beck-
with fesselt mit einem Herrenporträt. Aber
weder die amerikanischen Genremaler, unter
denen der überschätzte Edw. Aust. Abbey

R. CA N^A LS ZIGARETTEN DREHERINN EN

Ausstellung der Berliner Secession

mit seiner mäßigen Illustration aus „Hamlet"
und der geschmackvolle, aber absolut unpersönliche
Humphreys Johnston nicht
fehlen, noch die Landschafter vermögen
irgendwie zu imponieren. Höchstens wäre
der Türkensohn Childe Hassam mit einer
nicht üblen Monetnachahmung „die New Yorker
Washington-Brücke im Schnee" zu erwähnen.
Der Impressionistensaal ist recht sehenswert,
obschon er keine Hauptwerke enthält. Monet,
Pissarro, Renoir, Cezanne, Sisley sind mit
meist älteren Werken sehr charakteristisch
vertreten. Ein paar ausgezeichnete Jongkinds,
ein Boudin und ein großer, delikater Lepine
vervollständigen den hier gebotenen Ueber-
blick über die impressionistische Bewegung.
Von Puvis de Chavannes sieht man nicht
weniger als vier Werke. Zwei köstliche
Entwürfe „Der Fluß" und „Die Kelter",
ein großes Bild „Die heiligen Marien" und
die riesige Dekoration für die Bibliothek in
Boston, deren schwebende Musen der gute
Henri Martin so erfolgreich benutzt hat.
Bei den Belgiern findet man einen nicht unbegabten
Nachahmer von Puvis,
Albert Ciamberlani, dem die
Nachbarschaft seines großen Vorbildes
selbstverständlich nicht
gerade wohltut, wie auch der
berühmte belgische impressionistische
Landschafter Heymans
mit seinen an sich sehr feinen
Bildern gegen Monet nicht ankommt
. Vortreffliche Arbeiten
haben Mathieu und Gilsoul gesandt
. Ferner sind Khnopff, Laer-
mans und Leon Frederic mit
schönen, bezeichnenden Leistungen
vertreten. Das Sehenswürdigste
haben freilich die Bildhauer beigesteuert
. Allen voran Jules
Lagae, der mehrere seiner prächtigen
Porträtbüsten ausstellt. Seine
Büste des Bildhauers Dillens, sein
Porträt Schönlebers gehören zu
den großartigsten Leistungen der
belgischen Bildhauerkunst überhaupt
. Vincotte überrascht durch
die unendlich vornehm und einfach
aufgefaßten Büsten des belgischen
Königspaares. Besonders das Porträt
der unglücklichen Henriette
ist ein Meisterstück. Dillens hat
bronzene Verkleinerungen seiner
berühmten, die Stände repräsentierenden
Figuren vom Genter
Gildenhaus gesandt.

Aber auch die Berliner Plastik

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