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-sr^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN
sonderbaren Welt, in welcher dergleichen geschieht,
mit allen ihren grotesken Trachten und Gebräuchen
festzuhalten, mehr als ein Chronist, denn als einer,
der tiefer zu schauen pflegt. Und weil man immer
nur mit Aeußerlichkeiten abgespeist wird, kann man
nicht umhin, zu erklären, daß diese Kunst im letzten
Grunde bereits etwas Langweiliges hat. Walter
Gay ist sicher ein geringerer Künstler als Cottet,
aber er ist ein feinerer Maler, der durch tausend
gute Beobachtungen zu fesseln weiß. Er schildert
keine Welt, kein Volk, keinen Menschen, sondern
Zimmer, in denen hübsche Möbel und hübsche
Poterien stehen, und weiß all die heimlichen und
leisen Reize, die durch bewohnte Räume schweben
und an ihrem Inhalt haften oder durch Licht und
Schatten hervorgezaubert werden, mit großer Meisterschaft
wiederzugeben. Sein hochentwickelter Geschmack
ist nicht weniger anzuerkennen als seine
hübsche Art zu malen, die, ohne weich zu sein, von
höchster Delikatesse und Anmut ist. Die Bilder
»Mein Zimmer«, »Der Wintergarten«, »Ein altes
Zimmer«, der Blick durchs Fenster auf den »See
im Park von Fontainebleau« müssen jedes feinschmeckerische
Auge entzücken. Von dem übrigen
Inhalt der Ausstellung braucht man kaum zu
sprechen. Alfred East's zahlreiche Landschaften
sind süß wie immer. Der Belgier Alfred Hajledine
produziert sich mit sehr mäßigen Landschaften und
Figurenbildern in oberflächlich impressionistischer
und neoimpressionistischer Malweise, Ferdinand
Bac, der bekannte Pariser Zeichner, ist ein sehr
kleines Talent, und Paul Hetze's Arbeiten sind
so kurze Zeit nach ihrer Entstehung und nach dem
Tode des Künstlers leider schon recht ungenießbar
geworden. Hans Rosenhagen
A MSTERDAM. Die Gemäldeausstellung in -»Arti
et Amicitiaei, die sich alljährlich um die Oster-
zeit auftut, ist wie gewöhnlich eine durchaus
nationale. Von den zwei Einsendungen aus der
Fremde, die sich einfanden, nennen wir ein Frauenporträt
von H. Luns (Brüssel), das schon aus der
Ferne gobelinartig wirkt und uns beim Nähertreten
auch nicht betrogen hat. Die gut verarbeitete Fläche
des Kopfes verdeckt die Gobelinleinwand glücklich,
und diese kommt nur in den dekorativen Teilen des
Bildeszum Ausdruck. Unter den übrigen, wenigen Porträts
fällt Jan Veth (Bussum) auf mit seinem Bildnis
des früheren Bürgermeisters von Amsterdam, Dr.
S. A. Vening Meinez. Wie immer ist die Landschaft
reich vertreten; wir nennen ein großes Heidebild
von A. M. Gorter, eine reiche Abendstimmung
von Th. de Bock, Joes Brown mit einem saftigen
Obstgarten, etwas nach Art der »Glasgowboys« gefärbt
, J. F. Hulk, Enten am Rande eines Teiches,
A. van der Wissel, Herbstbild, das prächtig die
stumpfen Töne gefallenen Laubes wiedergibt. Die
Ausstellung ist reich an typischen Ausschnitten
von holländischen Städtebildern. Zwei Arbeiten
dieses Genres haben die goldene Medaille erhalten:
J. H. WiJsmüller und W. B. Tholen. Besonders
glücklich scheint uns ein Grachtenbild von J. C.
Legner (Utrecht) in seiner harmonischen Kontrastwirkung
der roten Ziegeldächer gegen die dunkeln
Mäste. J. H. Jansen's »Zugbrücke« ist wie alle
seine Arbeiten kräftig und gehaltvoll. Hart Nibbrig
erscheint als Vertreter des Pointiiiismus, mit seinen
etwas harten Farben und sauber ausgeführter
Zeichnung neben Co. Bremann, der in seinem
Bilde »Blaricumc sich nicht mehr so offen als
Pointiiiist bekennt. Wirklich gefesselt hat uns ein
hermann frobenius
Sommer-Ausstellung der Münchener Secession
kapelle in der od
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