http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_07_1903/0533
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ludwig hab ich goethe-tempel
in darmstadt «
PERSONAL- UND
ATELIER-NACHRICHTEN
F\ARMSTADT. Am 30. Juni wird ein Denkmal
enthüllt werden, das bestimmt ist, die Erinnerung
an den Aufenthalt und Verkehr Goethes in
Darmstadt festzuhalten. Es ist ein Werk des hier
lebenden Bildhauers Prof. Ludwig Habich. Der
Künstler faßte den Ort der Aufstellung, den früheren
Englischen Garten (heute Herrengarten), in dem einst
der junge Goethe mit Merck und Karoline Flachsland
u. a. geschwärmt, ins Auge und ersann ein Mal
aus Stein und Bronze, wie man es sich für die in
Frage kommende Anlage und die besonderen Umstände
nicht besser wünschen könnte. Ein Tempelchen
in reinen Formen, eine Art Pergola, von üppig
wucherndem Eppich oder Weinlaub umrankt, soll die
Statue aufnehmen, welche nebenstehende Abbildung
vorführt: einen Jüngling in freier edler Haltung. Es
sind jugendlich knospende Formen, die trotz einer
gewissen Herbheit der Anmut und Lieblichkeit
nicht entbehren. Die Figur ist für Bronze berechnet
; das Motiv selbst wie die ganze Behandlung
weisen darauf hin. Der Körper steht frei im
Räume da. Die Last ruht auf dem rechten Fuße,
der linke spielt, d. h. er berührt nur ganz leicht
den Boden. Ebenso ist es mit der Stellung und
Haltung der Arme. Hier geht der Rhythmus der Bewegung
noch freier, die Verteilung und Anordnung
der Glieder ist noch lockerer. Am besten zeigt
sich das in der Bildung des lockigen Haupthaares
. Durch dessen Fülle wird das Gesicht
überschattet. Dadurch kommt eine gewisse Weichheit
zustande, welche die strengen Züge verschönt
. Damit die Augen deutlicher und ausdrucksvoller
sprechen, sind sie aus farbigem
Steine eingesetzt. Das Haarband ist leicht vergoldet
. Farbige Materialien, so verständnisvoll angewandt
, schmücken und beleben das Ganze.
Neben der Statue sollen auch noch die Reliefbildnisse
von Merck und Karoline Flachsland an den
Wänden des Tempelchens angebracht werden. So
verklärt das Denkmal, besonders aber die Statue
das Andenken an eine schöne Menschlichkeit und
zwar ganz im Goetheschen Sinne durch rein künstlerische
Darstellungsmittel. a. h.
DERLIN. Professor Reinhold Begas hat den
Entwurf des für die Denkmalskirche des neuen
Doms bestimmten Bismarck-Sarkophags vollendet.
Auf einem vorn abgerundeten Unterbau erhebt sich
der auf Löwentatzen ruhende Sarkophag, aus dem
ein Postament mit der sitzenden Statue Bismarcks
aufsteigt. Der Kanzler ist angetan mit der Tracht
eines Ritters der Renaissance, darüber legt sich
frei ein Gewand von großem Faltenwurf. An der
linken Seite des Sarkophags steht die den Ruhm
symbolisierende Gestalt eines Jünglings, mit der
Linken die Posaune hebend, mit der Rechten den
Schleier von einem die Vorderseite des Sarkophags
schmückenden Relief lüftend. In diesem erscheint
die thronende Germania, in feierlichem Zuge, von
Pagen geleitet, nahen Deutschlands Fürsten, um ihr
die neugewonnene Kaiserkrone darzureichen. An
die rechte Seite des Sarkophags lehnt sich, in ein
Buch vertieft, eine Frauengestalt als Personifikation
der Geschichte. Die Ausführung des Denkmals ist
in Marmor gedacht.
l. habich figur vom goethe-tempel
Die Kunst für Alle XVIII.
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