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-5-£sö> DAS KUNSTGEWERBE AUF DER
TOILETTESCHRANK AUS GRAUGEBEIZTEM RUSTENHOLZ MIT INTARSIEN IN GELBGEBEIZTEM SATINHOLZ UND
MESSINGBESCHLÄGEN « ENTWORFEN VON MARIETTA PEYFUSS « AUSGEFÜHRT VON PORTOIS & FIX, WIEN
NISCHENFÜLLUNG: KUNST UND GEWERBE, IN STEINGUTMOSAIK AUSGEFÜHRT VON FELICIAN VON MYRBACH
uns nach, wenn wir heute die Blicke rhein-
abwärts wenden. Was dort aber als Signum
des Erreichten Geltung heischte, bezeichnet
hier nur die Grenzen des Gebietes, das zur
Kunstschau einlädt. Die deutschnationale
Kunstausstellung zu Düsseldorf, so groß in
der Anlage, so geschickt in der Ausführung
für eine Stadt, die seit Jahrzehnten im Chor
der deutschen Ausstellungsorte geschwiegen,
steht als Ganzes unter dem Zeichen der Ermüdung
, die dem Eintritt des neuen Jahrhunderts
gefolgt ist. Was die Malerei bringt,
stammt zum größten und besten Teil aus
dem Anfang des verflossenen Lustrums; die
Plastik schwingt sich, mit der einen gewaltigen
Ausnahme (Klinger's Beethoven), überhaupt
zu keiner eindrucksvolleren Arbeit auf.
Der Tatsache, daß wir jetzt 1902 schreiben
und nicht etwa 1898, wird man kaum in
einem Saale voll bewußt.
Die Schwierigkeit, die sich einem würdigen
Auftreten der angewandten Kunst entgegenstellte
, ist augenscheinlich. Man mußte darauf
gefaßt sein, nur das vorzufinden, was in Turin
nicht untergekommen war. Damit brauchte
jedoch weder eine quantitative noch eine
qualitative Beschränkung verbunden zu sein.
Der Eindruck, den unter solchen Umständen
das in Düsseldorf Gebotene erweckt, ist nicht
frei von einer gewissen Enttäuschung. Zwar
dürfte der Umfang, sieben Räume unter etwa
32 der Gesamtausstellung, nicht unangemessen
erscheinen. In Dresden 1899 war das Verhältnis
15 zu 45. Aber eine seltsame Charakterisierung
des deutschnationalen Prinzips ist
es, wenn der Löwenanteil dieser sieben Räume
an Wien gegeben wurde. Wir fühlen uns
gewiß von dem Verdacht frei, daß wir jedes
Ueberschreiten der Reichsgrenze in Dingen
der Kunst mit patriotischen Beklemmungen
beobachten: aber wir sind überzeugt, daß
der Fremde, der im Anschauen der deutschnationalen
Ausstellung doch aufs lebhafteste
den Accent auf dies Beiwort zu legen geneigt ist,
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