http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_08_1903/0213
-s^cö> ZINNARBEITEN <^ö-
so ist einmal, wie schon ausgeführt, diese Brillanz nichts den
Anilinfarben untrennbar Anhaftendes; es sei aber ganz besonders
betont, daß wir Modernen die Verwendung glänzender Farben
als eine Wiedergeburt gerade der Kunst betrachten, und daß wie
früher ein Rubens so jetzt ein Böcklin gezeigt
hat, wie der Künstler sein Ideal nicht
nur durch die schöne Linie, sondern auch
durch die schöne Farbe verkörpern soll.
Dieser Meister war es, der nach Jahrzehnten
koloristischen Nichtkönnens eine
neue Offenbarung des Schönheitsideals in
leuchtender Farbenpracht erstehen ließ,
eingedenk des Wortes, das der Alte von
Weimar, der unerreichte Kenner der
Menschenseele, in seiner Farbenlehre ausgesprochen
hat: „Deshalb denn Farbe, als
ein Element der Kunst betrachtet, zu den
höchsten ästhetischen Zwecken mitwirkend
l. lichtinger « krug genutzt werden kann."
l. lichtinger, kanne
ZU UNSEREN BILDERN
Zwischen den nüchternen Konstruktionslinien
und den kapriziösen abstrakten
Wellenformen modernen Mobiliars tauchen
hier und da eigentümlich phantasievolle Motive
auf, in denen etwas an den inbrünstigen
krausen Geist der Gotik erinnert und an die
schwärmerische Naturbelebung der Romantik.
Sie sind naturalistisch und ornamental zugleich,
zuweilen etwas grotesk, zuweilen etwas verträumt
; zuweilen finden wir sie der Konstruktionsform
des Möbels nur unbeholfen
aufgesetzt, zuweilen wieder so organisch mit
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