Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 9. Band.1904
Seite: 35
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«^2?> FRANZ STUCK

FRANZ STUCK

KENTAUR UND AMOR
Photographieverlag von Franz Hanfstaengl, München

als welches sie geschminkt und bunt geschmückt
im grellen Licht der Rampe erscheint
, zu gleicher Zeit. Franz von Lenbach hat
in seinen Saharetbildnissen die Drolerie und
den Liebreiz der hübschen Tänzerin gemalt,
Franz Stuck die kluge, schillernde Sirene,
die alten und jungen Lebemännern gleich
gruppenweise die Köpfe verdrehte. - - Und wie
trotzig wild diese Carmen, wie bezeichnend
dafür das düstere warme Kolorit, ein braungrüner
Gesamtton, aus dem rote Blumen
brennend herausleuchten! Keine Illustration
zur Bizetschen Oper, aber eine schlagendwahre
Verkörperung der künstlerischen Leistung
Oliva Fremstads, welche vielleicht die beste
deutsche Vertreterin jener Partie und Rolle
ist! — Das ist keine Carmen! sagte die
Berliner Kritik. Na, also! Am meisten bestritten
wurde das große Doppelbildnis. Im
langen schwarzen Gehrock steht der Maler
vor seiner Leinwand, gerade, steif, regungslos
, wie eben ein aufmerksames Modell steht,
vor ihm seine Gattin, an deren Konterfei er
arbeitet. Ungewöhnlich ist die Art freilich,

in der hier der Maler seiner „Liebhaberei
für die Senkrechte" fröhnt, aber es ist doch
wohl über die Maßen komisch, einen Künstlergeschmack
, den man just nicht teilt, als Un-
geschmack auszuschreien. In Wahrheit steht
Stuck, der stets ä quatre epingles gekleidet
ist, wirklich so im Atelier und in Wahrheit
wird auch die Dame so vor ihm gestanden
haben. Wer damit nicht fertig wird, wie
kann der ehrlich sagen, daß er z. B. mit
einem Böcklin fertig geworden sei, der
fast auf jedem Bilde dadurch überrascht,
daß er so ganz anders gibt, als der verehrliche
Beschauer es sich unmaßgeblichst
vorstellte? Die blendende Geschicklichkeit
und koloristische Meisterschaft, mit welcher
der Stillebenteil, die originelle Marmornische
mit dem Athleten, das Brokatgewand der
Dame und nicht zum letzten die tiefe Dunkelheit
des Männeranzugs gemalt war, hätte man
aber trotz aller prinzipiellen Meinungsverschiedenheiten
nicht übersehen sollen! Ein
paar kleinere Frauenbildnisse in der gleichen
Ausstellung waren ausgezeichnet durch eine

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