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-ö=4s£> JOSEF HOFFMANN <^s^
Elementen waren schon Dämpfer gegeben
durch allerlei Erwägungen und Gedanken,
welche dem Sachlichen, dem Zweckdienlichen
galten.
Nun wendet sich Hoffmann aber definitiv
vom Ornamentalen ab, und die Konstruktion
wird ihm das innerste Schaffens-Prinzip. Er
hat sich zu dem Bewußtsein durchgerungen,
daß ein Stil nur durch das Erkennen der psychischen
und physischen Zeit-Bedürfnisse,
durch die Uebersetzung dieser Erkenntnisse
in logisch gestaltete, den Zweck möglichst
rein und stark betonende Formen herausgebildet
werden kann. Eine in ihren Proportionen
, in ihrer Leistungsfähigkeit vollkommen
equilibrierte Maschine strömt ihm
eine Welt von Schönheit aus. Der Künstler
sucht nun zunächst seinen architektonischen,
sowie seinen Gebrauchs- und Möbelformen
dieselbe Vollendung der Materialbehandlung,
dieselbe unerschütterliche Logik der Struktur,
dieselbe Selbstverständlichkeit und dieselbe
Phrasenlosigkeit angedeihen zu lassen. Er
wird in seinen Gestaltungen herb und schmucklos
. Es ist als wollte er die Anatomie der
Dinge in unerschütterlicher Wahrheit voll
und ganz zum Ausdruck bringen.
Die Wahrheit aber, wird man erst mit ihr
vertraut, ist nicht nur scharf und herb. Viel
Liebliches und Sonniges kann sie sprießen
lassen. Hoffmann ist viel zu sehr Wiener,
als daß er als Künstler nicht jenes Stückchen
Griechentum in seiner Seele hätte, von welchem
Klinger sagt, es sei, vielleicht durch die
Nähe des Orientes bedingt, unserer Stadt,
unserem Lebenssinn zu eigen. Durch die Anknüpfung
an das echt Heimische hat der
Künstler nun über die unbeugsame Konstruktions
-Reinheit seiner Gestaltungen den
Schleier sinnlicher Schönheit gebreitet.
„Möglich wäre die Anknüpfung nur dort,
wo bei uns das Selbstschöpferische aufgehört
hat", meint Hoffmann. Wien aber hatte
eine selbstschöpferische Kunst ausgezeichneter
Art, welche aus dem Empire sich entwickelnd
, bis Ende der dreißiger Jahre in
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