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-S5=^> JOSEF HOFFMANN
vielversprechender Weise sich betätigte. Da
erst riß diese Tradition plötzlich ab. Damals
entstanden jene vornehm ruhigen, proportionsschönen
Bürgerhäuser, jene so sicher gearbeiteten
, so wohlig einfachen, so liebenswürdig
schmucklosen, nur durch gesunde
Formennatürlichkeit ausgezeichneten Möbel
und Gebrauchsgegenstände, welche heute
unter dem Namen Biedermeierstil zu dem
schönsten Besitzstand unserer Kultur gehören.
Hier ist der Traditions-Einschlag, welchen
sowohl Josef Hoffmann, als Kolo Moser
auf sich wirken ließen, um ihren Werken
die nationale Färbung zu erhalten. Nimmermehr
darf man an eine direkte Anlehnung
an eine Nachempfindung des Biedermeier-
Stils glauben. Es ist vielmehr ein Wiederanknüpfen
an heimatliche Uebung, ein Fortgestalten
im Sinn des 20. Jahrhunderts.
Dazu tritt das individuelle Moment, das alle
Konstruktions- und Zweckslogik siegreich
durchdringende Temperament. Wer einmal
HoFFMANN'sche Formen mit Aufmerksamkeit
und Verständnis betrachtet hat, kann deren
Eigenart nimmermehr vergessen.
Ein Blick auf die von uns beigegebenen
Abbildungen wird die Richtigkeit unserer
Schilderung erhärten. Hoffmann zeigt sich
hier als Architekt und Innenraum-Künstler.
Es war ihm vergönnt, eine Reihe von Cottage-
häusern unter ganz ungewöhnlich glücklichen
Verhältnissen zu schaffen. Er konnte Wohnstätten
bauen für Menschen, mit denen er
gleiche Anschauungen teilte, mit welchen er
in regster geistiger Relation stand. Er hatte
sich mit seiner Anschauung nicht durchzukämpfen
sondern er fand in seinen Auftraggebern
eifrige und verständige Helfer. Die
Verschiedenheit der Lebensstellungen, der
familialen Gruppierungen boten die Möglichkeit
, das Heimathaus in interessanter Weise
zu variieren.
Ganz ungewohnt wirken diese Häuser durch
ihre schlichte Einfachheit. Rauher Putzbau,
nur durch Holzbalken hier und da unterbrochen
, die an jedem Haus verschiedene
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