Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 10. Band.1904
Seite: 9
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^=4^> JOSEF HOFFMANN <^c-

Färbung tragen. Dunkelblau an dem einen,
rotschwarz an dem andern, dann wieder gelb.
Es ist dies meist ein Ausklingen des Farben-
leitmotives, welches jeweilig die Innenräume
beherrscht. Streng konstruktiv ist die architektonische
Formung durchgeführt. Die äußere
Erscheinung jedes Baues ist aus dem Grundriß
stramm herausgewachsen. Die Entwicklung
der Treppen, die Stellung der Fenster,
die Einteilung der weiten ungeschmückten
Flächen, sie bilden ein Ensemble, das durch
die keusche Vermeidung jedes Pathos, durch
die energische Betonung der Inneneinteilung
klar und deutlich das Wesen des wahren Zeitstils
zeigt. Das Publikum, welches bis jezt
die Linienverzerrungen, die wirren ornamentalen
Konzeptionen für „modern" hielt, hat hier
Gelegenheit, Streben und Ziel der echten,
aus dem sozialen Erkennen der Neuzeit erwachsenden
Kunst kennen zu lernen.

Den Reiz, die Anmut, das
Lächeln geben diesen Heimen
die Fenster. Nicht roh
und brutal unterbrechen
sie die Flächen, schlagen
in kasernenartiger Eintönigkeit
förmlich Löcher
in die Wand, wie dies bei
unserer bisherigen Palastarchitektur
der Fall ist;
sie entwickeln sich organisch
aus dem Gemäuer
heraus, hier in Gitterform,
dort durch Querleisten geteilt
, oder in Längsfeldern
geschieden — immer Wand
mit Wand verbindend. Wo
Wetterrichtung und Fernblick
am günstigsten, da
weitet sich die Oeffnung
zu breiter Umfangung von
Grün, Luft und Sonne. Ein
stark ausladendes Rundfenster
(Villa Henneberg)
ist als Blumenbehälter gedacht
(Abb. S. 17); ein
lang und schmal laufendes
durchbricht die Längsseite
eines Speisezimmers
oben an der Decke und
läßt das Licht gedämpft
und vornehm in den Raum
ein. Ein großer Rundbogen
(Abb. S. 3) ist Lichtspender
einer Halle (Villa
Spitzer). Ein kleines Lugaus
hier oben, dort weiter
ohne jede Symmetrie wieder
ein breites Viereck. Ganz ähnlich, anscheinend
regellos, sind Austritte ins Freie
verteilt. Ihre Formung, Behauptung und Krönung
sind charakteristisch belebende Punkte.
Selbst die Dachtraufen sind als organisches,
der Architektonik entwachsendes Ziermotiv
ausgebildet, wie die säulenartigen, kleine
Blumen-Vorsprünge stützenden Rinnen der
Villa Henneberg dies zeigen (Abb. S. 17).

In ihrer Profilierung, in ihrer Silhouette
wirken diese Wohnstätten ungemein harmonisch
, eine Harmonie, die sich aus dem tiefen
Zusammenhang ergibt, der zwischen den
Wesensbedingungen der Bewohner, der Gestaltung
der für sie geschaffenen Innenräume
und der nach außen hin wahr und unverhüllt
zum Ausdruck gelangenden Formungen besteht
. Die Entwicklung der Treppen ist frei
und logisch. Die Verteilung der Räume ist
durch genaueste Flächenausnützung, durch

JOSEF HOFFMANN « VILLA DR. V. SPITZER:
SCHREIBTISCH AUS DEM HERRENZIMMER «

Dekorative Kunst. VII. i. Oktober 1903

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